Der Kardinal im Kreml
einigermaÃen präsentabel hergerichtet hatte, stellte sie den Wecker und legte sich für ein paar Stunden hin. Als er rasselte, hatte sie das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein.
Eine Stunde vor Tagesanbruch trafen sie ein. Leonid hatte sich die Route genau eingeprägt: Fünf Meilen nach der Autobahn bog er nach rechts in eine NebenstraÃe ab. Gleich nach einer Zigarettenreklame sah er den unbefestigten Weg, der nicht weiterzuführen schien. Er schaltete die Scheinwerfer aus und lieà den Wagen auf den Weg zurollen, blieb von der Bremse, um sich nicht mit dem Bremslicht zu verraten. Nach der ersten kleinen Anhöhe senkte sich der Weg und führte nach rechts. Dort stand der Volvo, daneben eine Gestalt.
Nun wurde es wie immer spannend. Er nahm Kontakt mit einer Kollegin vom KGB auf, wuÃte aber von Fällen, in denen das nicht so ganz geklappt hatte. Leonid zog die Handbremse an und stieg aus.
»Haben Sie sich verfahren?« fragte die Frau.
»Ich suche Mountain View«, erwiderte er.
»Das liegt auf der anderen Seite der Stadt«, sagte sie.
»Hm, dann habe ich wohl die falsche Ausfahrt genommen.« Er sah, wie sie sich entspannte, als er den Satz beendete.
»Ich heiÃe Tanja Bisjarina. Nennen Sie mich Ann.«
»Und ich bin Bob«, sagte Leonid. »Im Auto sitzen Bill und Lenny.«
»Müde?«
»Wir sind seit gestern früh unterwegs«, antwortete Leonid /Bob.
»Sie können im Wohnwagen schlafen. Lebensmittel und Getränke gibt es, aber keinen Strom und kein flieÃendes Wasser. Drinnen finden Sie zwei Taschenlampen und einen Benzinkocher für Kaffeewasser.«
»Wann geht es los?«
»Heute abend. Schicken Sie Ihre Leute rein, dann zeige ich Ihnen, wo Sie den Wagen abstellen können.«
»Wie kommen wir wieder raus?«
»Das weià ich noch nicht. Was wir jetzt erledigen müssen, ist schon kompliziert genug.« Nun beschrieb sie die Operation. Erstaunlich fand sie den Professionalismus der drei. Jeder muÃte sich doch fragen, was man sich in der Moskauer Zentrale gedacht hatte, als man diese Operation so plötzlich befahl. Was sie vorhatten, war der reine Wahnsinn, und der Zeitfaktor war noch kritischer, doch keiner der vier lieà seine persönliche Meinung das Unternehmen störend beeinflussen. Moskau hatte die Operation befohlen, Moskau muÃte wissen, was es tat. So stand es in den Lehrbüchern, und die Agenten hielten sich daran â wider besseres Wissen.
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Beatrice Taussig erwachte eine Stunde später. Die Tage wurden nun länger, und die Sonnenstrahlen fielen ihr durchs Schlafzimmerfenster aufs Gesicht. Heute ist ein wirklich neuer Tag, sagte sie sich und bereitete sich auf ihn vor, duschte und fönte sich die Haare. Die Kaffeemaschine war schon eingeschaltet, und bei der ersten Tasse überlegte Beatrice, was sie anziehen sollte.
Schwierige Entscheidung. Erst einmal das Frühstück, das kräftiger als gewöhnlich ausfiel; der Tag würde Energien kosten. Gleichzeitig nahm sie sich vor, sich beim Mittagessen zurückzuhalten, der Figur wegen.
Etwas mit Rüschen, entschied sie. Sie hatte nur wenige Kleider in diesem Stil, aber vielleicht das blaue. Beim Frühstücken stellte sie den Fernseher an und erwischte in der Nachrichtensendung der Kabelstation CNN eine Meldung über die Abrüstungsverhandlungen in Moskau. Nun, vielleicht wurde die Welt tatsächlich sicherer. Die Tatsache, daà sie an etwas Bedeutsamem mitarbeitete, gab ihr ein gutes Gefühl. Beatrice Taussig, eine ordentliche Person, räumte das Geschirr weg und ging ins Schlafzimmer. Das blaue Kleid mit den Rüschen war vom letzten Jahr, aber im Dienst würde das nur wenigen auffallen â den Sekretärinnen vielleicht, aber wen kümmerte schon, was die dachten? Sie schlang sich ein geblümtes Halstuch um, nur um zu demonstrieren, daà sie noch Bea war.
Zur normalen Zeit hielt sie auf ihrem reservierten Parkplatz. Sie nahm ihren Ausweis aus der Handtasche, hängte sich ihn an einer goldenen Kette um den Hals und segelte an den Sicherheitskontrollen vorbei durch die Tür.
»Morgen, Frau Doktor«, sagte einer der Wächter. Muà am Kleid liegen, dachte Bea und lächelte zurück, ohne den Gruà zu erwidern. Mit solchen Leuten redete sie nicht.
Wie üblich war sie als erste im Büro, was bedeutete, daà sie die Kaffeemaschine nach ihrem Geschmack
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