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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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für ein ganz besonders starkes Gebräu einstellen konnte. Während der Kaffee durchlief, schloß sie ihren Aktenschrank auf und nahm die Vorgänge heraus, die sie am Vortag bearbeitet hatte.
    Ãœberraschenderweise verging der Vormittag schneller, als sie erwartet hatte. Sie hatte bis zum Monatsende eine Kostenvoranschlagsanalyse zu erstellen und mußte dazu einen Berg von Dokumenten durcharbeiten, die sie inzwischen zum größten Teil fotokopiert und an Ann weitergegeben hatte. Nun, bald wird sich vieles ändern, sagte sie sich. Heute war der große Tag. Auf der Fahrt zur Arbeit hatte sie den Volvo an der verabredeten Stelle stehen gesehen.
    Â 
    Â»Eindeutig lesbisch«, sagte Peggy Jennings. »Sie sollten mal sehen, was die Frau für Kleider kauft.«

    Â»Na schön, ist sie halt exzentrisch«, meinte Will Perkins. »Offenbar sehen Sie etwas, was mir entgeht. Und heute früh war sie recht vernünftig angezogen.«
    Â»Tat sie etwas Ungewöhnliches?« fragte Agentin Jennings.
    Â»Nein. Sie steht sehr früh auf, aber vielleicht braucht sie morgens eine Weile, bis sie in Schwung kommt. Ich sehe keinen Grund, mit der Observation fortzufahren.« Die Liste der zu überwachenden Personen war lang, Personal aber knapp. »Peggy, ich weiß, daß Sie etwas gegen Lesben haben, aber es steht noch nicht einmal fest, daß sie es ist. Sie können die Frau einfach nicht ausstehen.«
    Â»Dr. Taussig legt extravagantes Verhalten an den Tag, kleidet sich aber konservativ. Sie nimmt zu den meisten Themen kein Blatt vor den Mund, spricht aber nie über ihre Arbeit. Die Frau ist ein Sammelsurium von Widersprüchen.« Und das paßt zum Psychogramm einer Spionin – brauchte sie nicht erst hinzuzufügen.
    Â»Vielleicht spricht sie nicht über ihre Arbeit, weil ihr das untersagt ist. Sie fährt wie jemand aus dem Osten, hat es immer eilig, kleidet sich aber konservativ – na, vielleicht findet sie, daß ihr das steht? Peggy, Sie sind zu mißtrauisch.«
    Â»Argwohn ist unser Geschäft«, schnaubte Agentin Jennings. »Erklären Sie doch mal, was wir letzthin nachts beobachtet haben.«
    Â»Das kann ich nicht, aber Ihre Interpretation ist einseitig. Wir haben keine Beweise, Peggy, noch nicht einmal genug, um die Observation fortzusetzen. Na schön, wenn wir unsere Liste durchhaben, sehen wir sie uns noch einmal an.«
    Â»Das ist doch der helle Wahnsinn, Will. Angeblich gibt es eine undichte Stelle in einem hochgeheimen Projekt, und wir müssen hier auf Zehenspitzen gehen und Angst haben, jemandem auf den Schlips zu treten.«
    Â»Wissen Sie was – wir nehmen einfach alle, die Zugang zu dem fraglichen Material haben, und hängen sie an den Kasten.« Der ›Kasten‹ war ein Lügendetektor. Bei seinem letzten Einsatz hätte es bei Tea Clipper beinahe eine Revolution
gegeben, denn die Wissenschaftler hatten sich in ihrer Ehre getroffen gefühlt; oder, wie ein Software-Ingenieur, die Testergebnisse durch Anwendung von Biofeedback-Techniken verfälscht. Einziges Ergebnis der Aktion vor achtzehn Monaten war die Erkenntnis gewesen, daß das wissenschaftliche Personal einen gesunden Groll gegen die Sicherheitsleute hegte – keine große Überraschung. Eingestellt hatte man sie auf den wütenden Brief eines leitenden Wissenschaftlers hin, in dem von absichtlichen, im Test aber nicht erkannten Lügen die Rede war.
    Â»Beim letztenmal wurde die Taussig aber nicht an den Kasten gehängt«, merkte Agentin Jennings an. »Der ganzen Verwaltungsabteilung blieb die Sache erspart. Und sie gehörte zu denen, die am lautesten protestierten –«
    Â»Das tat sie, weil die Software-Leute sich mit ihren Beschwerden an sie wandten. Vergessen Sie nicht, es ist die Aufgabe der Verwaltung, das wissenschaftliche Personal bei Laune zu halten. Wir können uns ja später noch einmal um sie kümmern. Ich persönlich sehe zwar nichts, traue aber Ihrem Instinkt. Im Augenblick aber müssen wir diese anderen da überprüfen.«
    Peggy Jennings nickte und gab sich geschlagen. Perkins hatte wohl recht. Eindeutige Hinweise gab es nicht. Es war halt nur ihre – ja, was eigentlich? fragte sich Jennings. Sie hielt Taussig für lesbisch, aber das war inzwischen nichts Weltbewegendes mehr. Andererseits hatte Agentin Jennings, ehe sie zum FBI kam, einen Fall bearbeitet, bei dem es um zwei

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