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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Angelegenheit. Er hat also gestanden?«

    Â»Natürlich noch keine Einzelheiten, aber er gab zu, dem Westen Geheimnisse zugespielt zu haben, und zwar seit dreißig Jahren.«
    Â»Dreißig Jahre lang ... und wir haben nichts gemerkt –«, merkte Gerasimow leise an.
    Â»Das stimmt«, gestand Watutin zu. »Doch nun haben wir ihn erwischt und werden im Lauf der nächsten Wochen erfahren, was er alles verraten hat. Wir werden wohl feststellen, daß seine Position und seine Methoden die Entdeckung erschwerten, wir werden aber auch aus dem Fall lernen können. Auf jeden Fall: Sie verlangten ein Geständnis. Nun haben wir es«, betonte der Oberst.
    Â»Vorzüglich«, erwiderte der Vorsitzende. »Wann ist Ihr schriftlicher Bericht fertig?«
    Â»Morgen?« fragte Watutin, ohne nachgedacht zu haben, und machte sich auf eine scharfe Zurechtweisung gefaßt. Gerasimow aber dachte für endlose Sekunden nach und nickte dann.
    Â»Das genügt. Vielen Dank, Genosse Oberst. Das wäre alles.«
    Watutin nahm Haltung an, salutierte und ging.
    Morgen? fragte er sich, wieder auf dem Korridor. Nach dem ganzen Zirkus ist er bereit, bis morgen zu warten?
    Ach, was soll’s. Das Ganze ergab keinen Sinn. Watutin wollte keine Erklärung einfallen. Der Oberst ging in sein Arbeitszimmer, nahm einen linierten Block und begann, sein Vernehmungsprotokoll aufzusetzen.
    Â 
    Â»Das ist es also?« fragte Ryan.
    Â»Ja. Gegenüber war einmal ein Spielwarengeschäft, das ausgerechnet ›Kinderland‹ hieß. Das Standbild in der Mitte stellt Felix Dserschinski dar, der ab 1917 die Tscheka leitete, den ersten Geheimdienst der Sowjets. Vereitelte drei Versuche, Lenin zu stürzen, und einer davon war sehr ernst. Die ganze Wahrheit darüber kam nie ans Tageslicht, aber Sie können sich darauf verlassen, daß die Unterlagen dort liegen«, sagte der Fahrer. Er war Australier, arbeitete für die Privatfirma, die den Wachdienst in der Botschaft
versah, und war früher einmal beim australischen SAS gewesen. Spionageaufträge erledigte er nie – jedenfalls nicht für die USA –, spielte aber oft diese Rolle, indem er sich konspirativ verhielt. Er hatte gelernt, Verfolger auszumachen und abzuschütteln, und die Russen zu der Überzeugung gelangen lassen, daß er bei der CIA oder einem anderen Geheimdienst war. Außerdem war er ein vorzüglicher Fremdenführer.
    Er schaute in den Rückspiegel. »Ah, unsere Freunde sind noch da. Sie erwarten doch nicht etwa etwas, oder?«
    Â»Wir werden sehen.« Jack drehte sich um. Besonders raffiniert gingen die Russen nicht vor, aber damit hatte er auch nicht gerechnet. »Wo ist die Frunse-Akademie?«
    Â»Die liegt südlich von der Botschaft. Sie hätten mir früher sagen sollen, daß Sie die sehen wollen. Dann wären wir nämlich zuerst hingefahren.« Der Australier wendete, Ryan schaute weiter nach hinten. Siehe da, der Schiguli – im Westen wurde er als Lada verkauft – folgte ihrem Beispiel. Sie fuhren wieder an der US-Botschaft vorbei und passierten die ehemalige griechisch-orthodoxe Kirche, die von bösen Zungen in der Botschaft wegen der vielen Lauschapparate, die sie enthielt, ›Unsere Liebe Frau der Mikrochips‹ genannt wurde.
    Â»Was treiben wir eigentlich genau?« fragte der Fahrer.
    Â»Wir kurven einfach nur herum. Bei meinem letzten Besuch bekam ich nur zu sehen, was am Weg von der Botschaft zum Außenministerium hegt.«
    Â»Und wenn unsere Freunde näher herankommen?«
    Â»Wenn sie mit mir reden wollen, komme ich ihnen gerne entgegen«, meinte Ryan.
    Â»Ist das Ihr Ernst?« Der Australier wußte, daß Ryan für die CIA arbeitete.
    Â»Aber klar.« Ryan lachte in sich hinein.
    Â»Wissen Sie, daß ich solche Vorfälle schriftlich melden muß?«
    Â»Sie tun Ihre Arbeit, ich meine.« Sie fuhren noch eine Stunde lang in Moskau herum, aber nichts passierte – zu Ryans Enttäuschung, zur Erleichterung des Fahrers.

    Â 
    Der Wagen, ein vier Jahre alter, in Oklahoma zugelassener Plymouth Reliant, hielt am Kontrollpunkt. In ihm saßen drei Männer; einer schlief und mußte erst geweckt werden.
    Â»Guten Abend«, sagte der Grenzer. »Ihre Ausweise, bitte.« Alle drei zeigten ihre Führerscheine vor. Die Paßbilder stimmten mit den Personen überein. »Haben Sie etwas zu

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