Der Kardinal im Kreml
Büro, aber Gerasimow traf einen Stellvertreter an, der mit dem Ausfüllen von Formularen beschäftigt war.
»Guten Abend.« Der Mann rià die Augen auf.
»Genosse Vorsitzender! Man hatte mir nicht â«
»Sie sollten auch nichts wissen.«
»Wie kann ich Ihnen â«
»Bringen Sie mir sofort den Gefangenen Filitow«, bellte Gerasimow. »Auf der Stelle!«
»Zu Befehl!« Der stellvertretende Gefängnisdirektor sprang auf die Beine und rannte in ein Nebenzimmer. Keine Minute später kam er wieder zurück. »Es wird fünf Minuten dauern.«
»Er muà ordentlich angezogen sein«, sagte Gerasimow.
»In Uniform?« fragte der Mann.
»Quatsch!« fauchte der Vorsitzende. »In Zivil. Er muà präsentabel aussehen. Sie haben doch seine Sachen hier, oder?«
»Jawohl, Genosse Vorsitzender, aber â«
»Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit«, meinte Gerasimow leise. Nichts ist gefährlicher als ein leiser KGB-Vorsitzender. Der Verwaltungsbeamte flog praktisch aus dem Zimmer.
Acht Minuten später erschien Filitow. Er trug zwar seinen Anzug, aber das Hemd war noch nicht zugeknöpft, und die Krawatte hing ihm lose um den Hals. Der stellvertretende Gefängnisdirektor hatte einen abgewetzten Mantel überm Arm. Filitow schaute erst verwirrt um sich und erkannte dann Gerasimow.
»Was soll das?«
»Sie kommen mit mir, Filitow. Machen Sie Ihr Hemd zu und versuchen Sie wenigstens, wie ein anständiger Mensch auszusehen!«
Mischa verkniff sich nur mit Mühe eine Entgegnung. Der Blick aber, den er dem Vorsitzenden zuwarf, lieà die Hand des Leibwächters zucken. Er knöpfte das Hemd zu
und band sich die Krawatte. Am Ende saà der Knoten schief, weil er keinen Spiegel hatte.
»Nun, Genosse Vorsitzender, wenn Sie nun bitte hier unterschreiben wollten â
»Ãbertragen Sie mir etwa die Verantwortung für diesen Kriminellen?«
»Was â«
»Handschellen, Mann! « brüllte Gerasimow.
Der stellvertretende Gefängnisdirektor hatte ein Paar im Schreibtisch, das er Filitow anlegte. Fast hätte er den Schlüssel eingesteckt, sah aber dann Gerasimows ausgestreckte Hand.
»Danke. Morgen abend bringe ich ihn wieder zurück.«
»Sie müssen aber noch unterschreiben â« Aber Gerasimow entfernte sich schon.
»Wenn man so viele Untergebene hat«, sagte Gerasimow zu seinem Leibwächter, »müssen darunter auch ein paar Begriffsstutzige sein.«
»Genau, Genosse Vorsitzender.« Der Leibwächter war ein enorm durchtrainierter Mann und ehemaliger Agent, der alle Formen des bewaffneten und unbewaffneten Kampfes beherrschte. Mischa spürte das an seinem festen Griff.
»Filitow«, sagte der Vorsitzende über die Schulter hinweg, »wir machen einen kurzen Flug. Ihnen wird nichts geschehen. Wenn Sie sich benehmen, bekommen Sie sogar eine ordentliche Mahlzeit. Wenn Sie sich nicht benehmen, wird Wassili hier dafür sorgen, daà Sie es bereuen. Ist das klar?«
»Klar, Genosse Tschekist. «
Der Leibwächter fuhr zusammen, stieà dann die Tür auf. DrauÃen salutierten die Wachposten und wurden mit einem Nicken bedacht. Der Fahrer hielt die Fondtür auf. Gerasimow blieb stehen und drehte sich um.
»Setzen Sie ihn nach hinten zu mir, Wassili. Sie können vom Beifahrersitz aus auf ihn aufpassen.«
»Wie Sie wünschen, Genosse.«
»Scheremetjewo«, befahl Gerasimow dem Fahrer. »Zur Frachthalle auf der Südseite.«
Â
Die Fahrzeugkolonne erreichte das Flughafengelände, bog vor der Zufahrt zum Passagierterminal nach rechts ab und wandte sich zu den Abstellplätzen. Die SicherheitsmaÃnahmen waren scharf, wie Ryan feststellte; überall bewaffnete Soldaten in KGB-Uniformen. Sie passierten ein neues, aber noch unbenutztes Terminal.
Die Limousine blieb mit einem Ruck neben der 707 stehen. Ryan stieg aus, verabschiedete sich von seinem Begleiter und nahm seinen Aktenkoffer und seine Reisetasche entgegen. Dann wandte er sich zur Fluggasttreppe.
»Ich hoffe, daà Sie einen angenehmen Aufenthalt hatten«, sagte sein Begleiter, ein Beamter des sowjetischen AuÃenministeriums.
»Irgendwann komme ich einmal wieder und schaue mir die Stadt an«, erwiderte Ryan und gab dem Mann die Hand.
»Das wäre uns ein Vergnügen.«
Kann ich mir denken, dachte Ryan auf den Stufen. In der
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