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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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wußte ich, wohin ich wollte.«
    Bondarenko musterte den jungen Mann mit sichtbarem Wohlwollen. »Wie läuft die Arbeit?«
    Â»Ich hatte mich als Student mit Lasern beschäftigt und gehofft, auch auf diesem Gebiet eingesetzt zu werden, aber mein Abteilungsleiter steckte mich zu den Spiegeln.« Morosow lachte.
    Â»Fühlen Sie sich dort nicht wohl?«
    Â»Doch – bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wußte nur nicht, wie wichtig die Spiegelgruppe ist. Inzwischen habe ich dazugelernt. Wir versuchen nun, die Spiegel einer präziseren Computersteuerung anzupassen. Und ich werde vielleicht bald stellvertretender Abteilungsleiter«, erklärte
Morosow stolz. »Mit Computern kenne ich mich nämlich auch aus.«
    Â»Wer ist Ihr Abteilungsleiter? Goworow?«
    Â»Jawohl. Ein brillanter Ingenieur, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Kann ich Sie etwas fragen?«
    Â»Gewiß.«
    Â»Gerüchten zufolge sollen Sie der neue stellvertretende Leiter des Projekts werden.«
    Â»Da mag etwas dran sein«, gestand Bondarenko zu.
    Â»Darf ich dann einen Vorschlag machen, Genosse?« fragte Morosow.
    Â»Nur zu.«
    Â»Es gibt hier viele Junggesellen –«
    Â»Und nicht genug unverheiratete Frauen?«
    Â»Laborassistentinnen werden jedenfalls gebraucht.«
    Â»Ich werde mir Ihren Vorschlag merken, Genosse Ingenieur«, erwiderte Bondarenko lachend. »Es ist auch ein Wohnblock geplant, um die Enge zu lindern. Wie ist es in den Baracken?«
    Â»Die Atmosphäre ist kameradschaftlich. Und die Astronomie- und Schachgruppen sind sehr aktiv.«
    Â»Ah, ich habe schon lange nicht mehr richtig Schach gespielt. Ist die Konkurrenz hart?« fragte der Oberst.
    Der jüngere Mann lachte. »Ja – sogar fanatisch.«
    Â 
    Fünftausend Meter weiter dankte der Bogenschütze Allah. Es schneite, und die Flocken erzeugten jenen Zauber, den Poeten und Soldaten so lieben. Die Stille war hör-, ja fühlbar, als der Schnee alles Geräusch verschluckte. Rundum reduzierte ein weißer Vorhang die Sichtweite auf zweihundert Meter. Er versammelte seine Gruppenführer und begann, den Angriff zu organisieren. Wenige Minuten später marschierten sie in taktischer Formation los. Der Bogenschütze war an der Spitze der ersten Gruppe, der Major blieb bei der anderen.
    Der Untergrund war überraschend fest. Die Russen hatten überall den Schutt ihrer Sprengungen hingekippt, und die Felssplitter waren zwar schneebedeckt, aber nicht rutschig,
was günstig war, denn sie kamen auf ihrem Weg einem hundert Meter tiefen Abgrund gefährlich nahe. Die Orientierung war schwierig. Der Bogenschütze hatte stundenlang das Ziel beobachtet und kannte jede Kurve des Berges – das glaubte er zumindest. Nun aber schlichen sich die Zweifel ein, und er mußte sich bewußt auf die Operation konzentrieren. Vorm Aufbruch hatte er sich ein Dutzend Orientierungspunkte eingeprägt. Hier ein Felsblock, dort eine Senke, diese Biegung nach links, jene nach rechts. Anfangs schienen sie überhaupt nicht voranzukommen; dann aber, als sie sich dem Ziel näherten, ging es irgendwie immer schneller. Den ganzen Weg über ließen sie sich von den Lichtern leiten. Die Russen müssen sich sehr sicher fühlen, um da oben eine solche Festbeleuchtung zu veranstalten, dachte der Bogenschütze. Es fuhr sogar ein Wagen vorbei, dem Geräusch nach zu urteilen ein Bus, dessen Scheinwerfer sich ins Schneegestöber bohrten. Die Besatzungen der Wachtürme waren nun im Hintertreffen, denn ihre nach außen gerichteten Suchscheinwerfer, die Eindringlinge blenden sollten, bewirkten das Gegenteil: ein Gutteil des Lichtes wurde vom Schnee reflektiert und nahm den bewaffneten Soldaten das Nachtsehvermögen. Endlich erreichte der erste Trupp den letzten Haltepunkt. Der Bogenschütze stellte seine Männer auf und wartete, bis der Rest aufgeschlossen hatte. Das nahm eine halbe Stunde in Anspruch. Seine Männer waren zu dreien oder zu vieren gruppiert; die mudschaheddin nutzten die Zeit, um Wasser zu trinken und in Vorbereitung auf die Schlacht und ihr Nachspiel ihre Seelen Allah anzubefehlen.
    Der Major traf ein. »Unglaublich«, flüsterte er.
    Â»Allah ist mit uns«, erwiderte der Bogenschütze.
    Â»Wahrlich, so muß es sein.« Sie waren nun nur noch fünfhundert Meter von der Anlage entfernt und noch immer nicht entdeckt worden.
    Â»Wie weit

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