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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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boshafterweise, denn er verlangsamte seine Schritte nicht.
    Â»Wir sind hundertelf Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt«, stieß der Leutnant keuchend hervor. »Gelegentlich greifen Banditen sowjetisches Territorium an, wie Sie wohl gehört haben.«
    Â»Nehmen sie Verbindung zu den hiesigen Bürgern auf?«
    Â»Festgestellt haben wir das bisher noch nicht, aber die Möglichkeit macht uns Sorgen. Die Einheimischen sind vorwiegend Moslems.« Der Leutnant begann zu husten. Gennadi blieb stehen.
    Â»In dieser kalten Luft finde ich eine Gesichtsmaske nützlich«, sagte er. »Sie wärmt die Luft etwas an. Stehen Sie gerade und atmen Sie tief durch, Leutnant. Wenn Sie Ihre Sicherheitsmaßnahmen wirklich so ernst nehmen, sollten Sie und Ihre Männer in ordentlicher körperlicher Verfassung sein. Die Afghanen sind fit, das kann ich Ihnen versprechen. Vor zwei Wintern war ich bei einem Speznas -Team, das sie über ein halbes Dutzend Berge scheuchte. Aber erwischt haben wir sie nicht.« Daß die Soldaten der sowjetischen Eiltekommandotruppe von den Afghanen in einen Hinterhalt gelockt worden waren, verschwieg er.
    Â»Na ja, wir senden natürlich jeden Tag Streifen aus.«
    Die lässige Gleichgültigkeit, mit der das herauskam, fand Bondarenko beunruhigend, und er nahm sich vor, sich um die Sache zu kümmern. »Wie weit sind wir schon gerannt?«
    Â»Zwei Kilometer.«

    Â»In der großen Höhe keine Kleinigkeit. Kommen Sie, wir laufen zurück.«
    Der Sonnenaufgang war spektakulär. Die flammende Scheibe schob sich hinter einem namenlosen Berg im Osten hoch, und ihr Licht kroch an den Hängen hinab, scheuchte die Schatten in die tiefen Gletschertäler. Diese Anlage war keine leichte Beute, selbst nicht für die mudschaheddin. Die Wachtürme waren alle geschickt plaziert und hatten mehrere Kilometer freies Schußfeld. Aus Rücksicht auf die Zivilisten, die hier lebten, setzte man keine Suchscheinwerfer ein, doch Nachtsichtgeräte waren ohnehin die bessere Lösung, und Bondarenko war sicher, daß die KGB-Truppen diese benutzten.
    Er verließ den Leutnant bei der Wache und ging zurück zu seinem Wohnblock. Die Morgenbrise drohte den Schweiß in seinem Genick gefrieren zu lassen. Er ging hinein und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Daß es so früh am Morgen noch kein heißes Wasser gab, wunderte ihn nicht. Der Oberst ertrug eine kalte Dusche, ließ sie die letzten Reste des Schlafes vertreiben, rasierte sich, legte seine Uniform an und ging dann in die Kantine zum Frühstück.
    Â 
    Der Dienst im Ministerium begann erst um neun; auf seinem Weg lag ein Dampfbad. Im Lauf der Jahre hatte Filitow gelernt, daß nichts einen Kater so wirkungsvoll verscheucht wie Dampf. Übung hatte er genug. Selbst so früh am Tag war er nicht allein im Sandunowski-Bad sechs Straßen vom Kreml entfernt; eine Reihe anderer, vermutlich ebenfalls wichtiger Leute stapfte die Marmorstufen zum Dampfbad hinauf, denn es gab Tausende von Moskowitern, die mit dem Oberst die Krankheit und das Gegenmittel gemein hatten.
    Seine Augen waren blutunterlaufen und verquollen, als er sich auszog. Nackt nahm er sich ein dickes Badetuch vom Stapel am Ende des Raumes, und eine Birkenrute. Filitow atmete die kühle, trockene Luft des Umkleideraums ein, ehe er die Tür zu den Dampfräumen öffnete.
    Zwei Männer in den Fünfzigern führten ein Streitgespräch,
vermutlich über Politik. Über dem Zischen des Dampfes, der aus einem Kasten in der Mitte des Raumes kam, hörte er ihre rauhen Stimmen. Mischa zählte noch fünf andere Männer, die in mürrischer Einsamkeit ihren Kater ertrugen. Er suchte sich einen Platz in der ersten Reihe und setzte sich.
    Â»Guten Morgen, Genosse Oberst«, sagte eine Stimme.
    Â»Guten Morgen, Genosse Akademiker«, begrüßte Mischa den anderen Stammgast. Er hielt die Birkenrute fest umklammert und wartete, daß der Schweiß zu fließen begann. Lange dauerte das nicht – die Raumtemperatur betrug fast sechzig Grad. Als erfahrener Badbesucher atmete er vorsichtig. Das Aspirin, das er zum Morgentee genommen hatte, begann zu wirken, doch sein Kopf war noch immer schwer. Er schlug sich mit der Birkenrute auf den Rükken, als wolle er das Gift aus seinem Körper austreiben.
    Â»Und wie fühlt sich der Held von Stalingrad heute morgen?«
    Â»Ungefähr so gut wie das Genie

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