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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Duschanbe im Nordwesten schimmern gesehen. Zwei Flüsse, Kafirnigan und Surchandarja, berührten die Halbmillionenstadt, und so wie ein anderer Mann am anderen Ende der Welt fragte sich Oberst Bondarenko, warum sie ausgerechnet an dieser Stelle entstanden war. Unwirtlich war die Lage gewiß, aber vielleicht hatten die langen baktrischen Karawanen hier haltgemacht. Er riß sich aus seinem Tagtraum. Bondarenko wußte, daß er seinen Frühsport nur hinausschob. Er band sich zum Schutz vor der eiskalten Luft die Chirurgenmaske über Mund und Nase, machte Lockerungsübungen und lief dann los.
    Sogleich stellte er fest, daß er unter der Stoffmaske schwerer atmete als gewöhnlich. Natürlich, die Höhe. Nun, das würde seinen Lauf etwas verkürzen. Schon lag der Wohnblock hinter ihm, und er schaute nach rechts, kam an einem Gebäude vorbei, das laut Lageplan mechanische und optische Werkstätten beherbergte.
    Â»Stehenbleiben!« rief eine scharfe Stimme.
    Bondarenko, der es haßte, wenn sein Lauf unterbrochen wurde, grollte. Ausgerechnet jemand mit den grünen Schulterklappen des KGB störte ihn. Schnüffler und Schläger, die sich als Soldaten aufspielten. »Was gibt’s, Feldwebel?«
    Â»Ihre Papiere bitte. Ich kenne Sie nicht.«
    Zum Glück hatte Bondarenkos Frau mehrere Taschen auf den Nike-Jogginganzug genäht, den sie auf dem grauen Markt in Moskau ergattert und ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Er trat auf der Stelle und händigte seinen Ausweis aus.
    Â»Wann sind Sie angekommen, Genosse Oberst?« fragte der Feldwebel. »Und was treiben Sie so früh am Morgen?«
    Â»Wo ist Ihr Vorgesetzter?« versetzte Bondarenko.
    Â»In der Wache, vierhundert Meter in dieser Richtung.«
    Â»Dann kommen Sie bitte mit; reden wir mit ihm. Ein Oberst der Roten Armee ist einem Feldwebel keine Rechenschaft schuldig. Na los, Sie können auch ein bißchen Bewegung vertragen!« forderte er den Mann heraus und lief los.
    Der Feldwebel war zwar gerade erst über zwanzig, trug
aber einen langen Mantel, ein Gewehr und einen Patronengürtel. Schon nach zweihundert Metern hörte Gennadi ihn schnaufen.
    Â»Hier, Genosse Oberst«, keuchte der junge Mann eine Minute darauf.
    Â»Sie sollten weniger rauchen«, merkte Bondarenko an.
    Â»Was, zum Teufel, geht hier vor?« fragte ein Leutnant des KGB von seinem Schreibtisch.
    Â»Ihr Feldwebel hat mich angehalten. Ich bin Oberst Bondarenko und mache meinen Morgenlauf.«
    Â»In westlicher Kleidung?«
    Â»Was geht es Sie eigentlich an, was ich trage und wann ich meinen Sport treibe?«
    Â»Genosse Oberst, ich bin der wachhabende Sicherheitsoffizier. Ich kenne Sie nicht vom Sehen und bin auch von meinen Vorgesetzten nicht über Ihre Anwesenheit informiert worden.«
    Gennadi griff in die Tasche und reichte dem Mann seinen Sonderausweis. »Ich bin ein Vertreter des Verteidigungsministeriums mit Sonderstatus. Der Zweck meines Besuches geht Sie nichts an. Ich bin mit persönlicher Ermächtigung des Marschalls der Sowjetunion Jasow hier. Wenn Sie weitere Fragen haben sollten, setzen Sie sich über diese Nummer mit ihm in Verbindung!«
    Der KGB-Leutnant las die Papiere aufmerksam durch. »Entschuldigen Sie, Genosse Oberst, aber wir haben Anweisung, die Sicherheitsvorschriften genau einzuhalten. Es ist auch ungewöhnlich, daß ein Mann in westlicher Kleidung im Morgengrauen hier herumrennt.«
    Â»Ich habe den Eindruck, daß es auch für Ihre Männer ungewöhnlich ist, überhaupt zu rennen«, bemerkte Bondarenko trocken.
    Â»Auf diesem Gipfel ist nicht genug Platz für ein richtiges Ertüchtigungsprogramm, Genosse Oberst.«
    Â»Wirklich?« Bondarenko holte lächelnd Notizbuch und Bleistift hervor. »Sie behaupten, die Sicherheitsvorkehrungen ernst zu nehmen, lassen aber Ihre Männer die Trainingsnorm nicht erfüllen. Besten Dank für den Hinweis. Ich
werde das Thema bei Ihrem Vorgesetzten zur Sprache bringen. So, kann ich jetzt gehen?«
    Â»Eigentlich habe ich Anweisung, jedem offiziellen Besucher einen Begleiter beizugeben.«
    Â»Vorzüglich. Ich jogge sehr gern in Begleitung. Wären Sie so freundlich, mir Gesellschaft zu leisten, Genosse Leutnant?«
    Nun saß der KGB-Offizier in der Falle. Fünf Minuten später japste er wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Â»Worin sehen Sie die größte Bedrohung?« fragte Bondarenko -

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