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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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zustimmend. Maschine und Besatzung waren so neu, daß alle die Übung vertragen konnten. Das Kamerasystem wurde in MTI-Modus gebracht. Ein Computer, der alle vom Teleskop ausgemachten Energiequellen registrierte, begann, sich nur auf bewegliche Ziele zu konzentrieren. Die Techniker an den Bildschirmen sahen zu, wie der Moving-Target-Indicator rasch die Sterne eliminierte und einige in niedrigen Umlaufbahnen fliegende Satelliten und treibenden Raumschrott fand. Das Kamerasystem war empfindlich genug, um noch über tausend Meilen die Körperwärme eines Menschen
zu erspüren, und bald stand eine Reihe von Zielen zur Auswahl. Die Kamera erfaßte sie eines nach dem anderen; die Bilder wurden digitalisiert und auf Magnetband gespeichert. Dies war zwar nur eine Übung, aber die Daten würden trotzdem automatisch an NORAD gehen, um das Register aller im Orbit befindlichen Objekte zu ergänzen.
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    Â»Der Durchbruch ist atemberaubend«, sagte Oberst Bondarenko leise. »Ja«, stimmte General Pokryschkin zu. »Erstaunlich, wie so etwas passiert. Eines meiner Genies merkt etwas und sagt es einem anderen, das es wiederum einem dritten erzählt, und das dritte gibt etwas von sich, das zurück zum ersten dringt und so weiter. Wir haben hier die besten Köpfe des Landes versammelt, aber der Erfindungsprozeß erinnert nach wie vor an das blinde Huhn. Etwas eigenartig, aber das macht es halt so spannend. Gennadi Josifowitsch, das hier ist für mich so aufregend wie mein erster Alleinflug. Dieses Projekt wird die Welt verändern! Nach dreißigjähriger Arbeit ist es uns vielleicht gelungen, die Grundlagen für ein System zu entdecken, das die Heimat gegen Raketen schützt.«
    Bondarenko fand, der Test würde erweisen, inwieweit das eine Übertreibung war.
    Die Steuerzentrale war vom Lasergebäude getrennt und viel zu eng für die Männer und Anlagen. Über hundert Ingenieure arbeiteten hier, darunter sechzig Doktoren der Physik, und selbst jene, die sich nur Techniker nannten, hätten an jeder Universität der Sowjetunion lehren können. Sie saßen oder standen meist rauchend an ihren Konsolen, und die Klimaanlage für die Kühlung der Computer hielt nur mit Mühe die Luft rein. Überall Digitalanzeigen. Die meisten zeigten die Zeit an: Greenwich-Zeit, die für die Satelliten galt; Ortszeit; und natürlich Moskauer Zeit. Von anderen ließen sich die genauen Koordinaten des Zielsatelliten Kosmos 1810 ablesen, der am 26. Dezember 1986 vom Kosmodrom Tjuratam gestartet worden war und noch in der Umlaufbahn schwebte, weil er nicht mit seiner Filmkassette zurück zur Erde gekommen war. Telemetrisch
ließ sich feststellen, daß seine elektrischen Bordsysteme noch funktionierten, doch sein Orbit verfiel langsam. Im Augenblick war sein Perigäum – der Punkt, an dem er der Erde am nächsten kam – hundertachtzig Kilometer hoch, und diesem Punkt näherte er sich nun, direkt über Heller Stern.
    Â»Wir fahren an!« rief der Chefingenieur über die Sprechanlage. »Letzte Systemprüfung.«
    Â»Kameras bereit«, meldete ein Techniker. »Kryogenfluß normal.«
    Â»Spiegelsteuerung auf Automatik«, erklärte der Ingenieur neben Morosow. Der junge Mann saß auf einem Drehsessel und starrte auf einen noch dunklen Monitor.
    Â»Computersequenzen auf Automatik«, verkündete ein dritter.
    Bondarenko schlürfte Tee und war erfolglos bemüht, ruhig zu bleiben. Schon immer hatte er dem Start einer Raumrakete beiwohnen wollen, es aber nie arrangieren können. Dieser Test aber war ähnlich aufregend. Um ihn herum verschmolzen Männer und Maschinen zu einer einzigen Entität, um etwas geschehen zu lassen. Ein Mann nach dem anderen verkündete seine Bereitschaft und die seiner Geräte. Endlich:
    Â»Alle Lasersysteme unter Strom und bereit.«
    Â»Wir sind schußbereit«, beschloß der Chefingenieur die Litanei. Alle Augen wandten sich zur rechten Seite des Gebäudes, wo ein Team die Kameras auf einen Sektor des Nordwesthorizonts gerichtet hielt. Ein weißer Punkt erschien, stieg an der nachtschwarzen Himmelskuppel höher...
    Â»Ziel aufgefaßt!«
    Der Ingenieur neben Morosow hob die Hände vom Steuerpult, um nicht versehentlich einen Knopf zu berühren. Das Automatik-Licht blinkte.
    Zweihundert Meter weiter drehten sich die um das Lasergebäude arrangierten Spiegel

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