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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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militärischen Nachrichtendienst DIA in Washington in der Hand, die ihn darüber informierte, daß die Sowjets in vier Stunden und sechzehn Minuten einen Testabschuß der Interkontinentalrakete SS-25 durchführen würden. Woher diese Information stammte, verriet die Unterlage nicht, aber der Colonel konnte sich schon denken, daß man sie nicht einem Artikel in der Iswestija entnommen hatte. Cobra Belle hatte den Auftrag, den Abschuß zu verfolgen, alle Telemetriesendungen der Rakete abzufangen und die Sprengköpfe im Flug zu fotografieren. Die so gesammelten Daten sollten später zur Feststellung der Leistung und ganz besonders der Zielgenauigkeit der Sprengköpfe analysiert werden.
    Als Missionskommandant hatte der Colonel nicht sonderlich viel zu tun. An seinem Steuerpult zeigten farbige Leuchten den Status verschiedener Bordsysteme an. Da Cobra Belle noch verhältnismäßig neu war, funktionierte alles. Außer Betrieb war heute nur eine Reserve-Datenverbindung, und während der Colonel seinen Kaffee schlürfte, war ein Techniker dabei, sie wieder instand zu setzen. Es kostete den Colonel einige Mühe, interessiert dreinzuschauen, obwohl er eigentlich nichts zu tun hatte, aber wenn er anfing, gelangweilt zu wirken, gab er seinen Leuten ein schlechtes Beispiel. Er zog den Reißverschluß seiner Ärmeltasche auf und nahm einen Schokoladenriegel heraus. Der Colonel lutschte fünf Minuten lang an dem Riegel
und kam dann zu dem Schluß, daß irgend etwas getan werden mußte. Er schnallte sich los und ging nach vorne zum Flugdeck.
    Â»Morgen, Leute.« Inzwischen war es 0004-Lima oder 12:04 Uhr Ortszeit.
    Â»Guten Morgen, Colonel«, antwortete der Pilot für seine Crew. »Läuft hinten alles gut?«
    Â»Bislang ja. Wie sieht das Wetter im Patrouillengebiet aus?«
    Â»Massive Wolkendecke in zwölf- bis fünfzehntausend«, antwortete die Navigatorin und hielt ein Satellitenfoto hoch. »Winde aus drei-zwo-fünf, dreißig Knoten. Kurs von Shemya laut Navigationssystem korrekt«, fügte sie hinzu. Normalerweise wurde die 767 nur von Pilot und Kopilot geflogen. Hier war das anders. Seit dem Abschuß der koreanischen Passagiermaschine durch die Sowjets achtete jedes Flugzeug überm Westpazifik peinlich genau auf die Navigation. Für Cobra Belle war das ganz besonders wichtig, denn die Sowjets hassen Spähflugzeuge. Man ging zwar niemals näher als fünfzig Meilen an sowjetisches Territorium heran und hielt sich auch dem sowjetischen Luftverteidigungsraum fern, doch die Russen hatten trotzdem zweimal Jäger aufsteigen lassen, um deutlich zu machen, daß ihnen Cobra Belle nicht gleichgültig war.
    Â»Nun, wir sollen ja nicht sehr nahe ran«, bemerkte der Colonel und schaute zwischen den beiden Piloten hindurch aus dem Fenster. Beide Turbofan-Triebwerke liefen normal. Die Navigatorin zog angesichts des Interesses des Colonels die Augenbrauen hoch und wurde mit einem Schulterklopfen besänftigt.
    Â»Flugzeit zum Beobachtungsgebiet?«
    Â»Drei Stunden und siebzehn Minuten, Sir.«
    Â»Dann hab ich wohl noch Zeit für ein Schläfchen«, meinte der Colonel auf dem Weg zur Tür. Er zog sie hinter sich zu und ging am Teleskop vorbei zur Hauptkabine. Warum waren die Besatzungen heutzutage so unglaublich jung?
    Vorne tauschten der Pilot und der Kopilot Blicke. Der Opa traut uns wohl nichts zu. Sie machten es sich in ihren
Sitzen bequem und suchten den Himmel nach den blinkenden Positionsleuchten anderer Maschinen ab, während der Autopilot das Flugzeug steuerte.
    Â 
    Morosow trug wie die anderen Wissenschaftler in der Steuerzentrale einen weißen Laborkittel mit angestecktem Ausweis. Er arbeitete sich immer noch ein und würde wahrscheinlich nur vorübergehend bei dem Team bleiben, das die Spiegel steuerte. Inzwischen hatte er erkannt, wie wichtig dieser Teil des Programms war. In Moskau hatte er die Funktionsweise von Lasern verstehen gelernt und im Labor eindrucksvolle Experimente durchgeführt, aber nicht wirklich verstanden, daß die Arbeit mit dem Austritt der Energie aus dem Instrument erst beginnt.
    Â»Test«, sagte der Leitende Ingenieur in sein Mikrophon.
    Man prüfte die Kalibrierung des Systems, indem man die Spiegel auf einen fernen Stern ausrichtete.
    Â»Gäbe ein tolles Teleskop ab, was?« meinte der Ingenieur mit einem Blick auf den Monitor.
    Â»Die Stabilität des Systems macht

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