Der Kardinal im Kreml
achttausend Meter pro Sekunde
â ist eine Bogensekunde vierzehnhundert Meter breit; wir verfolgen also ein Ziel, das sich mit einer Geschwindigkeit von fünf Grad pro Sekunde fortbewegt. Soweit klar? Thermisches Ausblühen bedeutet, daà der Strahl auf dem Weg durch die Atmosphäre eine Menge Energie verliert. Wer ein Ziel am Himmel rasch verfolgt, muà also immer wieder ein neues Loch durch die Luft bohren. Allerdings dauert es eine Weile, bis das Ausblühen wirklich ernst wird. Hat man allerdings noch Vibrationsprobleme jedesmal dann, wenn man den Zielpunkt ändert, fügt man der Zielgeometrie eine neue Variable hinzu, und das macht alles sehr viel schlimmer. Auf ein stationäres Ziel wie einen Kommunikationssatelliten zu schieÃen ist relativ einfach, aber man richtete den Strahl so lange in die gleiche Ausblühzone, daà am Ende fast alle Energie in der Luft verlorenging. Kommen Sie soweit mit?«
Ryan grunzte zustimmend, obwohl er wieder einmal am Ende seines Lateins angelangt war. Graham sprang ein.
»Wollen Sie damit sagen, daà wir uns keine Sorgen zu machen brauchen?«
»Nein, Sir! Wenn die Leistung zur Verfügung steht, braucht man sich nur Gedanken zu machen, wie sie anzubringen ist. Wir haben das schon geschafft. Das ist nämlich der einfache Teil.«
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»Wie ich schon erklärte«, sagte der Ingenieur zu Morosow, »stellt die Laserleistung nicht das Problem dar. Das ist der einfache Teil. Knifflig ist es, die Energie ins Ziel zu bringen.«
»Und was kann Ihr Computer nicht korrigieren?«
»Es muà sich um eine Kombination von Faktoren handeln. Mit den betreffenden Daten befassen wir uns heute. Das Hauptproblem? Das Programm vermutlich, das atmosphärische Effekte kompensieren soll. Wir hatten gehofft, das Ausblühen durch eine Veränderung des Zielprozesses ausschalten zu können â na ja, es hat nicht geklappt. Die theoretischen Vorarbeiten für den Test haben drei Jahre in Anspruch genommen. Das war mein Projekt. Und es hat
nicht funktioniert.« Er starrte zum Horizont und zog die Stirn kraus.
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»Die gesteigerte Leistung des Lasers wurde also so erreicht?« fragte Bondarenko.
»Ja. Zwei unserer jüngeren Leute â er ist zweiunddreiÃig, sie erst achtundzwanzig â fanden einen Weg zur VergröÃerung des Durchmessers der Brennkammer. Jetzt müssen nur noch die Wellenmagnete exakter gesteuert werden«, erläuterte Pokryschkin.
Der Oberst nickte. Das Entscheidende an den freien Elektronenlasern, an denen beide Seiten arbeiteten, war die Tatsache, daà man sie einstellen konnte wie einen Sender im Radio, also die Lichtfrequenz wählen, die man senden wollte â zumindest in der Theorie. In der Praxis lag die höchste Leistungsabgabe immer im selben Frequenzbereich  â und das war der falsche. Wäre man bei dem Test in der Lage gewesen, eine andere Frequenz zu benutzen â eine, die die Atmosphäre besser durchdrang â, hätte sich das thermische Ausblühen um rund fünfzig Prozent reduzieren lassen. Doch dazu war eine bessere Feinsteuerung der supraleitenden Magneten erforderlich. Wellenmagnete hieÃen sie, weil sie ein zuckendes Magnetfeld durch die geladenen Elektronen in der Brennkammer des Lasers schickten. Unglücklicherweise hatte der Durchbruch bei der VergröÃerung der Brennkammer auch einen unerwarteten Nebeneffekt auf die Steuerung des magnetischen Feldflusses gehabt. Hierfür gab es noch keine theoretische Erklärung, und die Wissenschaftler glaubten an ein kleines, noch unentdecktes Design-Problem in den Magneten. Die leitenden Ingenieure sahen den Fehler natürlich in den Theorien der Wissenschaftler, denn sie wuÃten, daà ihre Magnete richtig funktionierten. Die Diskussion war lebhaft, aber freundschaftlich â hier suchten hochintelligente Menschen nach der Wahrheit.
»Das Hauptproblem liegt also in der Computersteuerung des magnetischen Feldflusses und der Spiegel.«
»Korrekt, Genosse Oberst.« Pokryschkin nickte. »Und
wir brauchen Unterstützung und zusätzliche Mittel, um diese Schwierigkeiten zu überwinden. Richten Sie in Moskau aus, daà die wichtigste Arbeit bereits getan und der Beweis der Funktionsfähigkeit erbracht ist.«
»Genosse General, Sie haben mich überzeugt.«
»Falsch, Genosse Oberst, Sie sind nur intelligent genug, die Wahrheit erkennen zu
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