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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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zog den Startdraht hinter sich her.
    Â»So, lieber Russe, wo bist du?« fragte der Bogenschütze.
    Â 
    Â»Irgendwo vor uns hat sich etwas bewegt, da bin ich ganz sicher«, sagte der Bordschütze.
    Â»Mal sehen.« Der Pilot schoß zwei Raketen ab, die zwei Kilometer weiter rechts vom Bogenschützen den Boden trafen.
    Â»Jetzt!« rief der Bogenschütze. Er hatte die Abschußstelle
ausgemacht und zielte mit dem Suchgerät in diese Richtung. Der Infrarotempfänger begann zu zwitschern.
    Der Pilot zuckte zusammen, als er die dahinjagende Flamme einer Rakete sah, doch ehe er manövrieren konnte, stellte sich heraus, daß das Geschoß ihn verfehlen würde. Es war auf die Position abgefeuert worden, aus der er gerade erst geschossen hatte.
    Â»Jetzt hab ich dich!« brüllte er. Der Bordschütze begann, die Stelle mit MG-Feuer zu belegen.
    Der Bogenschütze sah die Leuchtspurgeschosse und hörte die Kugeln rechts von sich in den Boden einschlagen. Dieser Pilot war erstklassig, zielte fast perfekt, aber beim Feuern gab er dem Bogenschützen einen perfekten Zielpunkt. Und dann wurde die dritte Stinger gestartet.
    Â»Zwei!« rief der Bordschütze über die Sprechanlage.
    Der Pilot war schon dabei, im Sturzflug auszuweichen, war aber diesmal nicht von Leuchtkugeln umgeben. Die Stinger explodierte an einem Rotorblatt, und der Hubschrauber stürzte ab wie ein Stein. Der Pilot brachte es zwar noch fertig, die Sinkgeschwindigkeit zu verringern, aber die Maschine schlug trotzdem hart auf den Boden auf. Wie durch ein Wunder fing sie nicht Feuer. Einen Augenblick später erschienen bewaffnete Männer. Einer war, wie der Pilot feststellte, ein russischer Hauptmann.
    Â»Sind Sie verletzt, Genosse?«
    Â»Mein Rücken!« stöhnte der Pilot.
    Der Bogenschütze, der fand, Allahs Gunst genug auf die Probe gestellt zu haben, war schon im Abmarsch. Die beiden Raketenschützen ließen die leeren Abschußrohre zurück und rannten los, um die sich zurückziehenden Guerillas einzuholen. Hätten die sowjetischen Truppen die Verfolgung aufgenommen, hätten sie sie vermutlich erwischt, doch der russische Kommandeur ließ seine Soldaten in ihren Stellungen. Eine halbe Stunde später erfuhr der Bogenschütze, daß sein Führer gefallen war. Nun mußte sich der versprengte Haufen in die Berge zurückziehen, ehe am Morgen sowjetische Flugzeuge kamen. Doch vorher war noch eine Aufgabe zu erledigen. Der Bogenschütze
ging mit drei Männern die Transportmaschine suchen, die er abgeschossen hatte. Der Preis der Stinger-Rakete war die Durchsuchung jeder abgeschossenen Maschine nach Gegenständen, die für die CIA von Interesse sein konnten.
    Â 
    Oberst Filitow beendete seine Tagebucheintragung. Bondarenko hatte zu Recht angemerkt, sein technisches Verständnis sei viel größer, als sich anhand seiner Vorbildung vermuten ließ. Nach vierzig Jahren im Verteidigungsministerium hatte sich Mischa autodidaktisch auf einer Reihe von Fachgebieten kundig gemacht: von Schutzanzügen gegen C-Waffen über Chiffremaschinen bis hin zu Lasern. Er verstand zwar die Theorie nicht immer so gut, wie er es sich gewünscht hätte, konnte aber die Geräte ebenso gut beschreiben wie die Ingenieure, die sie zusammensetzten. Er hatte vier Stunden gebraucht, um das Ganze in sein Tagebuch zu übertragen. Nun mußten diese Daten so rasch wie möglich hinaus.
    Problematisch an einem Verteidigungssystem gegen strategische Waffen war, daß man keine Waffe als ›offensiv‹ oder ›defensiv‹ an sich ansehen konnte – es kam ganz darauf an, in welche Richtung sie zielte.
    Die sowjetische Nuklearstrategie, fand Mischa, war viel logischer als die des Westens. Für russische Strategen war der Atomkrieg nicht undenkbar. Sie lernten, pragmatisch zu denken: Das Problem war komplex, aber lösbar, auch wenn die Lösung nicht als perfekt gelten konnte; anders als viele westliche Denker akzeptierten die Russen, daß sie in einer unvollkommenen Welt lebten. Seit der Kubakrise, die Oleg Penkowski, den Mann, der ihn rekrutierte, das Leben gekostet hatte, basierte die sowjetische Strategie auf dem Begriff ›Schadensbegrenzung‹. Es ging nicht darum, den Feind mit Kernwaffen zu vernichten. Bei Kernwaffen war eher die Frage, nicht so viel zu zerstören, daß nachher keine Verhandlungsbasis mehr existierte. Die Sowjets wollten

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