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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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der
ein exotisches Tier mustert. Der Kurier versuchte, diesem Blick standzuhalten, versagte aber. Schon wußte der Vernehmende, daß er hier leichtes Spiel haben würde.
    Â»Sie haben die Wahl«, sagte er nach einer weiteren Minute. Seine Stimme klang nicht hart, sondern sachlich. »Sie können es sich leicht oder sehr schwer machen. Sie haben Landesverrat begangen; ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, was mit Verrätern geschieht. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, müssen Sie mir jetzt, heute noch, alles sagen, was Sie wissen. Dahinter kommen wir sowieso, auch wenn Sie schweigen, aber dann sterben Sie. Wenn Sie heute gestehen, bleiben Sie am Leben.«
    Â»Sie bringen mich sowieso um«, sagte der Kurier.
    Â»Das stimmt nicht. Unterstützen Sie uns, werden Sie schlimmstenfalls zu strenger Lagerhaft verurteilt. Es ist sogar möglich, daß wir Sie zur Entlarvung weiterer Spione einsetzen. In diesem Fall kämen Sie für einen kürzeren Zeitraum und zu weniger strengen Bedingungen ins Lager. Aber wenn das so kommen soll, müssen Sie ab sofort mit uns zusammenarbeiten. Passen Sie auf, ich erkläre Ihnen, wie das funktioniert. Sie kehren auf der Stelle zurück in Ihr normales Leben; die Leute, für die Sie arbeiten, wissen noch nicht, daß Sie verhaftet worden sind, und werden Sie weiterhin einsetzen, so daß wir sie mit Ihrer Hilfe auf frischer Tat bei der Spionage gegen die Sowjetunion ertappen können. Sie würden dann bei der Verhandlung gegen sie aussagen; dann kann der Staat Ihnen gegenüber gnädig sein. Doch wenn dies alles geschehen soll, müssen Sie Ihre Verbrechen noch heute bereuen und mit uns zusammenarbeiten.« Der Mann hielt kurz inne; seine Stimme wurde noch milder. »Genosse, es bereitet mir kein Vergnügen, Menschen Schmerzen zu bereiten, aber ich werde den Befehl, wenn erforderlich, ohne Zögern geben. Das, was wir dann tun, wird Ihren Widerstand brechen. Ganz gleich, wie tapfer Sie sein mögen, die Leidensfähigkeit Ihres Körpers hat Grenzen. Das ist nur eine Frage der Zeit. Und Zeit, müssen Sie verstehen, ist für uns nur im Lauf der nächsten paar Stunden ein Faktor. Danach kommt es nicht mehr darauf
an. Mit dem Hammer zerbricht man auch den härtesten Stein. Ersparen Sie sich die Qualen, Genosse, retten Sie Ihr Leben«, schloß die Stimme. Die Augen des Vernehmungsbeamten, sonderbar traurig und entschlossen zugleich, starrten den Kurier an.
    Der KGB-Mann sah, daß er gewonnen hatte. Das sieht man ihnen immer an den Augen an, dachte er. Die Trotzigen, die harten Brocken starrten unverwandt geradeaus, entweder in die Augen des Vernehmenden oder auf einen Punkt an der Wand, der ihnen Kraft zu geben schien. Doch dieser hier nicht. Seine Augen flackerten, schauten auf der Suche nach Kraft im Raum umher, fanden keine. Nun, er hatte erwartet, mit diesem Kandidaten leichtes Spiel zu haben. Vielleicht noch eine Geste ...
    Â»Zigarette?« Der Vernehmungsbeamte holte eine Pakkung heraus und schüttelte eine auf den Tisch.
    Der Kurier nahm sie, und das weiße Zigarettenpapier war seine Kapitulationsflagge.

10
    Â»Was wissen wir?« fragte Judge Moore.
    Es war kurz nach sechs Uhr früh in Langley, noch vor Morgengrauen, und die Landschaft draußen vor den Fenstern war so düster wie die Stimmung des CIA-Direktors und seiner beiden wichtigsten Untergebenen.
    Â»Jemand verfolgte Kurier Nummer vier«, sagte Ritter. »Der Mann entdeckte den Verfolger kurz vor der Übergabe und warnte seinen Kontaktmann. Der Verfolger bekam dessen Gesicht vermutlich nicht zu sehen und konzentrierte sich auf den Kurier. Foley meinte, der Verfolgte habe unbeholfen gewirkt, was ich sehr seltsam finde, aber Ed verließ sich auf seinen guten Instinkt. Er postierte einen Agenten auf der Straße, um nach einem Entwarnungssignal Ausschau zu halten, aber das blieb aus. Wir müssen also davon ausgehen, daß unser Agent verbrannt ist, und wir müssen auch annehmen, daß die Gegenseite den Film in der Hand hat –, bis das Gegenteil bewiesen ist. Foley hat die Kette zerrissen. KARDINAL bekommt Anweisung, diesen Kurier nie wieder zu benutzen. Und ich werde Ed instruieren, den Datenverlust nur durch ein Routinesignal anzuzeigen, nicht durch das Notzeichen.«
    Â»Und warum?« fragte Admiral Greer. Moore antwortete. »Die Informationen, die er auf dem Weg hatte, waren ziemlich wichtig, James. Geben wir ihm das

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