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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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sich der Bogenschütze und ließ Abdul zur Bewachung zurück. Er hatte den Russen nicht so weit mitgeschleppt, um ihn hier umbringen zu lassen.
    Â»Ich habe gehört, was bei Ghazni geschehen ist«, sagte der CIA-Offizier.
    Â»Es war Allahs Wille. Dieser Russe verlor seinen Sohn. Ich konnte ihn nicht töten. Vielleicht, weil der Tag schon genug Leben gekostet hatte.« Der Bogenschütze atmete tief aus. »Wird er Ihnen nützlich sein?«
    Â»Diese Papiere hier auf jeden Fall.« Ortiz blätterte die Dokumente bereits durch. »Mein Freund, Sie ahnen ja nicht, was Sie da geschafft haben. So, reden wir nun über die letzten zwei Wochen?«
    Das Debriefing dauerte bis zum Tagesanbruch. Der Bogenschütze holte sein Tagebuch hervor und ging alles durch, was er erlebt hatte, hielt nur inne, wenn Ortiz eine neue Kassette ins Bandgerät einlegen mußte.
    Â»Und dieses Licht, das Sie am Himmel sahen?«
    Â»Das kam mir sehr seltsam vor«, sagte der Bogenschütze und rieb sich die Augen.
    Â»Der Mann, den Sie mitbrachten, war zu dieser Anlage unterwegs. Er hat eine Planzeichnung dabei. Hier ist sie.«
    Â»Was ist das für eine Anlage, und wo liegt sie?«
    Â»Sie liegt nur rund hundert Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt. Ich kann sie Ihnen auf der Karte zeigen. Wie lange wollen Sie in Pakistan bleiben?«
    Â»Eine Woche vielleicht«, erwiderte der Bogenschütze.
    Â»Ich muß meinen Vorgesetzten Meldung machen; vielleicht will man Sie sprechen. Mein Freund, Sie werden hoch
belohnt werden. Schreiben Sie einen Wunschzettel. Er darf ruhig lang sein.-
    Â»Und der Russe?«
    Â»Mit dem reden wir auch – sofern er überlebt.«
    Â 
    Der Kurier ging den Lasowski Perulok entlang, wartete auf seinen Kontakt. Er war optimistisch und deprimiert zugleich. Er glaubte dem Vernehmungsbeamten und hatte am Nachmittag an der richtigen Stelle das entsprechende Kreidezeichen angebracht – zwar fünf Stunden später als erwartet, aber er hoffte, daß sein Führer das den Vorsichtsmaßnahmen zuschreiben würde. Das richtige Zeichen, das dem CIA-Offizier sagte, daß er ›umgedreht‹ worden war, hatte er nicht anzubringen gewagt. Dafür war das Spiel inzwischen zu gefährlich geworden. So schlenderte er über die öden Bürgersteige und wartete auf den Geheimtreff.
    Er konnte nicht ahnen, daß sein Führungsoffizier in seinem Büro in der US-Botschaft saß und diese Gegend von Moskau für mehrere Wochen zu meiden beabsichtigte. Man hatte auch nicht vor, in diesem Zeitraum Kontakt mit dem Kurier aufzunehmen. Die Kette zu KARDINAL war gebrochen. Was die CIA anging, hatte sie nie existiert.
    Â»Das scheint mir Zeitverschwendung zu sein«, sagte der Vernehmungsoffizier. Er saß mit einem anderen hohen Offizier des Zweiten Direktorats am Fenster einer Wohnung. Ein Fenster weiter stand ein anderer ›Zweier‹ mit einer Kamera. Er und der andere hohe Offizier hatten an diesem Vormittag erfahren, worum es bei Heller Stern ging, und der General, der das Zweite Direktorat befehligte, hatte diesem Fall höchste Priorität gegeben. Das klapprige alte Schlachtroß von den ›Einsern‹ hatte einen kolossalen Spionagefall entdeckt.
    Â»Meinen Sie, daß er Sie angelogen hat?«
    Â»Nein. Sein Widerstand war leicht zu brechen –, aber auch nicht zu leicht«, sagte der Vernehmungsbeamte mit Zuversicht. »Ich glaube eher, daß wir ihn nicht rasch genug zurück auf die Straße geschickt haben. Die Gegenseite weiß wohl Bescheid und hat die Kette unterbrochen.«

    Â»Was ging schief? Die Gegenseite muß doch glauben, die Festnahme könnte auch eine Routinesache gewesen sein.«
    Der Vernehmungsbeamte nickte zustimmend. »Wir wissen aber auch, daß diese Informationen höchst sensitiv sind; man muß also zu ihrem Schutz außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen haben. Auf die einfache Art kommen wir nun leider nicht mehr weiter.«
    Â»Nehmen wir ihn also fest?«
    Â»Ja.« Ein Wagen hielt neben dem Kurier. Sie warteten, bis er eingestiegen war, und gingen dann zu ihrem eigenen Fahrzeug.
    Dreißig Minuten später waren sie alle wieder im Lefortowo-Gefängnis. Der Vernehmungsbeamte zog eine bekümmerte Miene.
    Â»Warum habe ich den Eindruck, daß Sie mich belogen haben?« fragte er den Kurier.
    Â»Aber ich habe die Wahrheit gesagt und alles getan, was

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