Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
Vom Netzwerk:
Wagentür.
    Â»Früher oder später.« Mehr konnte er nicht sagen.
    Im Wagen holte er sich einen Schokoladenriegel aus dem Handschuhfach und biß ihn ab. »Wie geht die Arbeit an dem neuen Spiegel voran?« fragte er dann.
    Â»Marv hat eine neue Idee gehabt, die wir nun im Modell verwirklichen. Er meint, wir sollten die Beschichtung dünner machen. Nächste Woche probieren wir das aus.«
    Â»Für einen alten Mann ist Marv ziemlich kreativ«, merkte Al an. Dr. Marv Greene war zweiundvierzig.
    Candi lachte. »Seine Sekretärin findet ihn auch einmalig.«
    Â»Der sollte doch allmählich wissen, daß man an diesem Arbeitsplatz keine Geschichten anfängt«, erklärte Al ernsthaft. Gleich darauf zog er eine Grimasse.
    Â»In der Tat.« Candi wandte sich zu ihm um, und sie mußten beide lachen. »Bist du sehr müde?«
    Â»Ich hab im Flugzeug geschlafen.«
    Â»Gut.«
    Ehe er den Arm um sie legte, zerknüllte Gregory die Verpackung des Schokoriegels und warf sie zu rund dreißig anderen auf den Boden des Wagens.
    Â 
    Â»Nun, Jack?« fragte Admiral Greer.
    Â»Ich mache mir Sorgen. Daß wir den Test mitbekommen
haben, war purer Zufall. Der Zeitpunkt war geschickt gewählt; alle unsere Aufklärungssatelliten befanden sich unterm optischen Horizont. Kein Wunder, denn wir sollten auch nichts merken – immerhin handelte es sich um einen Verstoß gegen das ABM-Abkommen. Na ja, wahrscheinlich jedenfalls.« Jack zuckte die Achseln. »Wenn wir so eine Nummer brächten, stünde der Senat Kopf.«
    Â»Unseren Test hätte er auch nicht gemocht.« Nur sehr wenige Leute wußten, wie weit ›Tea Clipper‹ fortgeschritten war, denn das Programm galt als ›schwarz‹. Die Existenz hochgeheimer Programme war immerhin noch bekannt. »Schwarze« existierten überhaupt nicht.
    Â»Mag sein, aber wir haben ein Zielsystem getestet, kein ganzes Programm.«
    Â»Und die Sowjets ließen ein System nur laufen, um zu sehen –« Greer lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. »Das ist wie ein metaphysischer Disput, nicht wahr? Wie viele Laser können auf einer Nadelspitze tanzen?«
    Â»Darauf hätte Ernie Allen bestimmt eine Antwort.« Jack lächelte. Er stimmte nicht mit dem Mann überein, mochte ihn aber. »Hoffentlich kann unser Freund in Moskau liefern.«

12
    Vorbedingung für die Überwachung einer Person ist, daß man feststellt, wie sie normalerweise ihren Tag verbringt, ehe man sich einen Überblick über die für die Operation erforderlichen Mittel verschaffen kann. Je einsamer die Person oder ihre Aktivität, desto schwieriger ist im allgemeinen die verdeckte Observation. KGB-Offiziere, die Oberst Bondarenko beschatteten, haßten ihn zum Beispiel bereits gründlich. Sein tägliches Joggen war eine vorzügliche Aktivität für einen Spion, dachten sie. Er lief nämlich ganz allein durch fast leere Straßen – leer genug, daß jeder, der um diese Zeit außer Haus war, ihn vom Sehen kannte, und auch leer genug, daß ihm etwas Ungewöhnliches sofort auffallen mußte. Bei seinem morgendlichen Lauftraining verloren die drei beschattenden KGB-Männer nicht weniger als fünfmal den visuellen Kontakt. Die wenigen Bäume, hinter denen sie sich hätten verstecken können, waren kahl, und die Wohnblocks standen wie Grabsteine im weiten, offenen Gelände. Jedesmal, wenn sie ihn aus den Augen verloren, hätte Bondarenko etwas aus einem toten Briefkasten nehmen oder hineintun können. Das war mehr als frustrierend; hinzu kam noch, daß sein militärisches Führungszeugnis so rein war wie frischgefallener Schnee: genau die Decke, die sich ein Spion gerne zulegt.
    Der für Bondarenko zuständige KGB-Mann entschied, daß für die Überwachung des Mannes bei seinem Morgenlauf ein Dutzend Beamte des Zweiten Direktorats eingesetzt werden mußten.
    Mehrere Kilometer weiter war ein anderes Überwachungsteam mit seiner Zielperson recht zufrieden. In diesem Fall war eine Wohnung im Haus gegenüber requiriert worden, der Mieter, ein Diplomat, befand sich im Ausland. Zwei Telelinsen waren auf Mischas Fenster gerichtet. Man sah ihm bei seinen morgendlichen Verrichtungen zu und
merkte, daß er am Abend zuvor zu viel getrunken hatte; ein Phänomen, das den Zweiern in der Wohnung gegenüber vertraut war.
    Es war auch eine

Weitere Kostenlose Bücher