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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Metalltür beiseite schieben und seine Bestellung in Empfang nehmen.
    Aber nein. Auf dem Display erschien ein neuer Text: VORÜBERGEHEND AUSVERKAUFS BITTE WÄHLEN SIE ERNEUT.
    Er zuckte die Achseln.
    BRIEFPAPIER? AUSVERKAUFT.
    Fatalistisch erkannte er, was bei dieser Sache herauskommen würde, aber mit erbitterter Perversität machte er weiter.
    DURCHSCHLAGPAPIER?
    SEIDENPAPIER? VELIN? PAPYRUS? PERGAMENT? DACHPAPPE? TEERPAPPE? PAPIERMACHE? KANZLEIPAPIER?
    Ausverkauft ausverkauft ausverkauft ausverkauft …
    TOILETTENPAPIER?
    Klonk!
    Saukerl! dachte er, als er die Rolle aus dem Schacht nahm. Aber zumindest funktionierte das Ding. Dann hatte er eine Inspiration.
    FLIEGENPAPIER, tippte er. NICHT VERPACKT.
    Eine Sekunde später leuchtete das Display wieder auf. STÖRUNG IM LIEFERSCHACHT. REPARATURSERVICE WIRD ANGEFORDERT.
    Jetzt fühlte er sich besser, beinahe fröhlich.
    Aber er brauchte immer noch etwas zum Schreiben.
    Sein Blick fiel auf die Aktentasche. Seranes letztes Notizbuch? Die Seiten hinter dem Trialinbericht waren noch frei. Aber nein. Das Buch würde er vielleicht als Beweismittel benötigen, falls es zu einem Rechtsstreit über das Trialin käme. Er durfte es nicht anrühren.
    Aber jetzt hatte er es.
    Billys letztes Tagebuch. Es enthielt freie Seiten mehr als genug. Und es war nur recht und billig, daß dieser sonderbare Laborlauf auf diesem Papier zu einem Patentantrag umgewandelt würde. Schließlich gehörte die Erfindung zum Teil auch Billy!
    Er ging in sein Schlafzimmer, nahm das kleine Buch von seinem Schreibtisch und setzte sich auf die Bettkante. Er blätterte die Seiten durch, bis er gefunden hatte, wonach er suchte:
    Dies wird mein letzter Eintrag sein:
    Danach – nichts. War der Stift den erschöpften Fingern entglitten? Hatte Billy das Tagebuch beiseite gelegt, während er seine Erinnerungen an seine letzten Stunden überdachte, und es dann nie mehr zur Hand genommen? Oder hatte er es anderen überlassen, über seinen letzten Kontakt mit der Wirklichkeit zu berichten? Auf diese Fragen gab es keine Antwort mehr. Und es war auch nicht wichtig. Dieser letzte Eintrag würde jetzt geschrieben werden. Er fing an.
     
    Erfindung in der Zusammenfassung
    Umwandlung von pyrolysierten Harnstoffdämpfen in Trialin …
     
    Dreißig eng beschriebene Seiten. Zehn Patentansprüche. Es war eine Schöpfung der Inspiration. Es war wie bei Coleridge, der Xanadu aus der Erinnerung an einen Traum niederschrieb, nur daß niemand in Geschäften aus Porlock kam, um ihn zu unterbrechen. Er verfügte plötzlich über prophetische Gaben, und mit leichter Hand extrapolierte er gangbare Variablen wie Temperatur, Druck, Zufuhrgeschwindigkeit und sogar die Katalysatorzusammensetzung.
    Als er schließlich fertig war, betrachtete er sein Werk voller Staunen und mit einem Gefühl, als schwebe er. Seine Uhr zeigte kurz nach sechs. Es war noch immer früher Sonntagmorgen. Vielleicht sollte er hinunter nach Cummings Point fahren und zuschauen, wie die Maisonne über dem Sund aufstieg. Und dann bis Montag schlafen. Und irgendwann in den nächsten Tagen würde er auch einmal über ein Frühstück nachdenken.
    Evelyn Haslam, frisch und strahlend nach einem ungestörten Wochenende, tippte sein Manuskript, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, als sei das Leben im Büro eine Serie von unergründlichen Episoden, die man am besten fraglos hinnahm.
    Er rief Serane an und vereinbarte mit ihm, den Text am frühen Nachmittag zur Durchsicht nach Old Greenwich zu bringen.
    Im Hause der Seranes herrschte ein einziges Durcheinander. Kartons aus Wellpappe stapelten sich an der Wohnzimmer wand. Andere standen halbgefüllt auf dem Teppich. Die Möbel waren nicht mehr da.
    Serane begrüßte ihn voller Freude. Sie setzten sich auf eine Kiste, und Serane begann zügig zu lesen.
    Nach der dritten Seite verlangsamte er sein Tempo. Ein paarmal schaute er auf und sah Paul an. Seine Blicke verwirrten Paul: Sie waren eine Mischung aus Überraschung und eigentümlichem Respekt. Wieso war Serane überrascht? Es war seine eigene Erfindung!
    Der Chemiker überprüfte kurz die Patentansprüche. „Wo muß ich unterschreiben?“ fragte er schließlich.
    „Zweimal. Hier unter der Erklärung und hier bei der Vollmacht.“
    Serane warf einen Blick auf die Formulare und sah Paul stirnrunzelnd an. „Sie haben mich hier als alleinigen Erfinder eingetragen.“
    Paul seufzte und gürtete sich die Lenden für die kommende Schlacht. Mit gleichmütiger Stimme sagte er:

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