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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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wir nur raten, was geschieht. Wir können vermuten, daß das Virus sich dem Embryo nähert … und von dem Polytrialin angezogen wird. Es setzt sich darauf fest und glaubt, es habe den Rezepturpunkt einer Embryozelle gefunden. Bleibt zu hoffen, daß es in diesem Augenblick seine DNS in die Flüssigkeit und nicht in den Embryo absondert. Ich denke, das ist für den Augenblick alles. Die nächsten paar Tage werden es erweisen. Wird das Wachstum normal weitergehen, oder ist es dem Virus gelungen, sich durch unseren Polytrialin-Stacheldraht zu schlängeln? Ich rufe Sie morgen früh an.“
    Und das tat er auch. Es gab keine Veränderung. Das Wesen wuchs die ganze nächste Woche über normal weiter.
    Paul war hocherfreut. Mukerjee blieb unverbindlich. „Vielleicht hatte es eine natürliche Immunität. Hybriden sind ziemlich widerstandsfähig, wissen Sie. Eigentlich hätten wir uns eine Vergleichsmöglichkeit schaffen müssen: Eins mit Novarella, eins ohne.“
    „Aber keinesfalls, alter Freund. Wir haben Glück, daß es mit diesem einen geklappt hat.“
    Das Embryo war jetzt dreizehn Tage alt und wuchs, soweit Mukerjee feststellen konnte, immer noch normal. Längst hatte es seinen Polytrialin-Schutzschild gesprengt und war jetzt mit bloßem Auge sichtbar. Die dritte Woche war schon halb vorüber, als Mukerjee Paul eines Morgens anrief und ihm sagte, daß es während der Nacht gestorben sei. „Es war nicht Novarella, und es lag auch nicht am Trialin. Ich weiß nicht, was es war. Oder, um es in einer positiven Perspektive zu betrachten, ich weiß nicht, wie wir es siebzehn Tage lang außerhalb des Uterus haben am Leben erhalten können.“
    „… und wie wir dabei eine Therapie gegen Novarelle haben entdecken können.“
    „Wer weiß das? Wir würden mehrere Jahre und einige Millionen Dollar benötigen, um es gründlich zu erforschen. Und das bekommen wir hier nicht. Aber es ist ein Anfang und ganz sicher eine Mitteilung an das Journal des amerikanischen Medizinerverbandes wert. Vielleicht wird es irgend jemand irgendwo aufgreifen und zu Ende führen. Man müßte jetzt mit Erwachsenen arbeiten.“
    „Inzwischen haben wir aber zumindest die Grundlage für eine Patentanmeldung über die Trialin-Behandlung von Novarella“, meinte Paul.
    In gewisser Hinsicht war es ein Triumph. Er hatte der Medizin und womöglich der menschlichen Rasse einen wirklichen Dienst erwiesen.
    Was er dabei fühlte? Er fühlte gar nichts. Es war zu grotesk. „Wir sollten Johnnie informieren.“
    Er dachte an den Tribut, den Novarella alljährlich forderte. Mehr als eine Million Tote im Jahre 2005. An der Ostküste von Indien sterben sie wie die Fliegen. Welche Ironie. Billys Tod kann ihnen jetzt vielleicht das Leben schenken. Und dennoch – ihm waren sie gleichgültig. Eine Million. Zehn Millionen. Er würde sie alle sterben lassen, wenn es Billy zurückbrächte. Denn wer von ihnen konnte Billy ersetzen? Mein Gott, wie abscheulich ich bin! dachte er.
    Er gestattete nicht, daß seine Gedanken im Zusammenhang mit der Erschaffung des Hybriden und dem Novarella-Test sich vollständig kristallisierten. Es war irgend etwas daran, das ihm Unbehagen verschaffte. War es die Tatsache, daß er mit heiligen Vorgängen des Lebens herumgespielt hatte? Daß er die Schöpfung eines Lebens, das seinem eigenen sehr ähnlich war, in grauenhafter Weise satirisch karikiert hatte? Nein. Eigentlich nicht. Wenn er jemanden um Verzeihung zu bitten hatte, dann nicht Gott oder Kussman, sondern Lilith.
    Was ihm immer wieder durch den Kopf ging, war dies: Sogar im Laboratorium konnte man Leben erschaffen. Und mit natürlichen Verfahrensweisen mußte es noch einfacher sein.
    Und was konnte den Tod besiegen? Nur die Erneuerung des Lebens konnte den Sensenmann mit der Kapuze überwinden. Hier lag irgendwo die Antwort, die Entgegnung auf Billys Tod. Und eines Tages würde er sie finden.
    Wieder mußte er an Mary Derringer denken. Irgendwie schien jeder Gedankengang am Ende zu ihr zu führen. Das allein war schon verwirrend. Was hatte Mary mit diesen Fragen nach Leben und Tod zu tun?
     
     
    Mukerjees Experiment hatte ein interessantes Nachspiel. Serane führte ein paar Telephongespräche mit Washington und Mukerjee erhielt ein Angebot vom Nationalen Gesundheitsinstitut. Man wollte, daß er dort das neue Novarella-Programm leitete, bei dem hauptsächlich die Wirkung von Trialin und seinen Derivaten erforscht werden sollte. Der Jahresetat dafür betrug anderthalb Millionen

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