Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
etwas nie passiert.«
»Glaub mir, es gibt Schlimmeres«, entgegnete Mareike ungerührt. »Seit meiner Scheidung geht’s mir blendend.«
Und das sah man ihr auch an. Glänzende Augen, strahlender Teint, bombige Figur – da konnte man glatt neidisch werden. Ihr derzeitiger Lover schien Mareike wirklich gutzutun.
»Komm, jetzt spuck’s schon aus. Was genau läuft zwischen dir und dem Zeitungsmann?« Der Zeitungsmann hieß in Wirklichkeit Christian – genau wie Mareikes Exmann. Darum nannten wir ihn nie bei seinem Vornamen. »Habt ihr jetzt eine richtige Beziehung?«
»Um Gottes willen, wo denkst du hin! Es ist mehr so ’ne Art Schnupperabo. Total locker und ohne Verpflichtungen. Wir schlafen zusammen, und zwischendurch gehen wir auch mal gemeinsam essen oder ins Kino.« Es war das Glitzern in ihren Augen, das sie verriet.
»Du bist verliebt!«
Mareike stutzte. Nachdenklich kratzte sie sich am Kopf. »Scheiße, ich glaub, du hast Recht. Dumm gelaufen. Das war so nicht geplant. Aber jetzt lenk mal nicht vom Thema ab. Wann wirst du Ludger sagen, dass du dich scheiden lassen willst?«
»Heute Abend. Ich möchte es so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
Kapitel 28
D ie Warterei machte mich total rammdösig. Wie ein aufgescheuchtes Huhn lief ich in der Wohnung umher und versuchte, die Zeit bis zu Ludgers Rückkehr totzuschlagen. Wenn ich wenigstens etwas Sinnvolles zu tun gehabt hätte. Putzen, kochen, waschen, bügeln – völlig egal, nur nicht dumm herumsitzen. Aber leider hatte Ludgers Perle sich an diesem Vormittag schon mit Staubsauger und Wischmopp in der Wohnung ausgetobt. Alles blinkte und blitzte. Kochen fiel auch flach, denn mir fiel auf die Schnelle kein Gericht ein, das sich aus einer Flasche Champagner, einem halben Glas Mayo und ein paar Gewürzgurken zubereiten ließ.
Gegen halb neun hörte ich endlich die Wohnungstür klappern.
»Hallo, Schatz!«, rief Ludger aus dem Flur. »Ich bin wieder zu Hause.«
Wie putzig! Unwillkürlich fragte ich mich, in welcher Familienserie er diesen Spruch aufgeschnappt hatte. Nichts gegen ein bisschen heile Welt spielen, aber an diesem Abend wurde daraus leider nichts. Plötzlich wallten Schuldgefühle in mir auf. Das hatte Ludger nicht verdient! Statt eines liebevoll zubereiteten Abendessens mit Vitaminen und Kohlenhydraten würde bei uns das Thema Scheidung auf den Tisch kommen. Ziemlich schwer verdauliche Kost. Genau wie der Inhalt der Zellophanverpackung, die Ludger in Händen hielt. »Ich hab uns Sushi mitgebracht«, verkündete er gut gelaunt.
Ich mochte Fisch. Aber nur, wenn er weder wie Fisch schmeckte noch wie Fisch roch oder aussah. Goldbraune, knusprige Fischstäbchen waren O. K. – mit rohem Fisch konnte man mich jagen. Doch das war im Augenblick mein kleinstes Problem.
»Ludger, ich muss unbedingt mit dir reden«, preschte ich mutig vor, als wir uns endlich am Tisch gegenübersaßen.
»Das trifft sich gut, ich hab nämlich auch etwas mit dir zu besprechen.« Ludger tunkte sein Sushi-Röllchen geschickt in die Meerrettichsoße. Und bevor ich Luft holen konnte, kam er mir auch schon zuvor: »Ich hab heute das Angebot bekommen, ein Jahr in England zu arbeiten. Mr. Cooper, ein guter Freund meines Vaters, führt in London eine große renommierte Kanzlei. Zurzeit sucht er dringend einen Anwalt, der sich mit deutschem Wirtschaftsrecht auskennt. Dabei hat er an mich gedacht.«
»Und?«, fragte ich gespannt. »Wie hast du dich entschieden?«
»Ich hab um eine Woche Bedenkzeit gebeten.«
»Aber was gibt’s denn da noch groß zu überlegen? Das klingt doch nach einer Riesenchance!«
Zwar schrieb das Trennungsjahr bei einer Scheidung lediglich vor, dass man getrennt von Tisch und Bett lebte. Aber ein paar Flugmeilen und reichlich Wasser zwischen uns konnten auch nicht verkehrt sein. Uff, wenn er aus England zurückkam, konnten wir geschieden werden und die ganze verrückte Geschichte hatte ein Ende.
»Aber ein Jahr ist ganz schön lang«, wandte Ludger ein.
»Ach, Blödsinn! Manche Leute nehmen die Lichterketten gar nicht erst vom Fenster. Kaum hat man die Weihnachtsdekoration verstaut, muss man sie auch schon wieder hervorholen. Die Zeit rast. Ein Jahr ist geradezu lächerlich kurz.«
»Würdest du denn mitkommen?«
»Ich? Nach London? Gott bewahre!« Ich biss mir auf die Zunge. Mist! Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet gewesen. »Das englische Wetter ist nicht gerade für seine vielen Sonnenstunden bekannt. Ständig nur Regen –
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