Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Philipp, dem Gewinnspiel und der Reise, die ich abgesahnt hatte.
»Waaaahnsinn!«, rief Mareike und flog mir um den Hals. Ich schloss daraus, dass sie mich nach Griechenland begleiten wollte. Trotz Sonnenbrandgefahr.
»Meinst du denn, du bekommst so kurzfristig überhaupt frei?« Mareike war Erzieherin. Vier Wochen im Jahr wurde das Terrorhauptquartier, wie sie ihre Arbeitsstätte – einen Kindergarten – liebevoll zu nennen pflegte, komplett dichtgemacht. Über ihre restlichen Urlaubstage konnte Mareike mehr oder weniger frei verfügen.
»Lass das mal meine Sorge sein. Mensch, Belinda, das ist ja der absolute Hammer. Wir zwei in Griechenland. Stell dir das mal vor!«
Nichts lieber als das! »Kristallklares Wasser!«, jauchzte ich.
»Weiße Strände.«
»Sonne.«
»Sirtaki.«
»Ouzo.«
»Frische Scampi mit Knoblauch.« Genießerisch verdrehte ich die Augen.
Mareike stand der Sinn allerdings mehr nach Fleisch als nach Fisch: »… und zum Nachtisch ein paar attraktive, gut gebaute Kerle zum Vernaschen!«
Na, das konnte ja heiter werden! Hilfe! Ich war im Begriff, mit einer ausgehungerten, männermordenden Hyäne zu verreisen.
»Hey, was schaust du mich so vorwurfsvoll an?«, lachte meine Freundin. »Ich hab eben Nachholbedarf. Du weißt doch, wie es zum Schluss um meine Ehe bestellt war. Im Schlafzimmer ist nichts mehr gelaufen – außer dem Fernseher natürlich.«
Eine Weile trabten wir schweigend nebeneinander her und hingen unseren Gedanken nach. »Dir würde ein kleiner Urlaubsflirt bestimmt auch guttun«, spann Mareike den Faden schließlich weiter. »Wie lange ist die Geschichte mit Jan schon wieder her?«
»Fast ein Jahr.« Nur sehr ungern wurde ich an diese Zeit erinnert. Was war ich in den Kerl verliebt gewesen! Ich hätte es wohl nie verwunden, wenn er mich wegen einer anderen Frau verlassen hätte. Aber das Glück war mir hold, denn unsere Beziehung ging nicht wegen einer anderen Frau in die Brüche, sondern gleich wegen eines halben Dutzends. Leider hatte ich viel zu spät begriffen, dass Jan Treue für Weiberkram hielt. Wie Lippenstift oder Damenbinden. Unwillkürlich entschlüpfte mir ein tiefer Seufzer. Zwar waren Jans Vorgänger nicht fremdgegangen, aber auch mit ihnen war es irgendwie nicht so das Wahre gewesen.
»Den Mann fürs Leben findest du noch früh genug. Entspann dich! Werd einfach mal ein bisschen lockerer. Wenn du weiter so verbissen suchst, steht dein Traumprinz vielleicht irgendwann vor dir und du merkst es vor lauter Verkrampfung nicht einmal.«
»Nie im Leben«, widersprach ich Mareike entschieden. »Da müsste ich schon blind und taub sein.« In Bezug auf Mr. Right hatte ich ziemlich klare Vorstellungen. Auf Anhieb konnte ich meiner Freundin eine detaillierte Personenbeschreibung von ihm geben. »Um die dreißig, intelligent, humorvoll, attraktiv, sportlich, zuverlässig, kinderlieb, zärtlich, ehrlich, treu, begeisterungsfähig, kontaktfreudig, unternehmungslustig …« Dann gingen mir aber doch so langsam die Puste und die Ideen aus.
»Und sonst? Sag bloß, das ist schon alles!?« Mareikes Stimme triefte vor Sarkasmus. »Meine Güte, Belinda! Sei doch nicht so anspruchslos. Komm, denk noch mal nach. Ein paar Kleinigkeiten werden dir bestimmt noch einfallen. Vielleicht irgendwelche speziellen Wünsche bezüglich der Optik? Das Auge isst schließlich auch mit. Blond? Dunkel? Blaue Augen? Braune Augen? Groß? Klein? Dick? Dünn?«
»Nicht zu dick und nicht zu klein. Ansonsten bin ich, was das Äußere betrifft, flexibel.« Ich grinste. »Ach, ’ne Kleinigkeit hab ich noch vergessen: Natürlich sollte er Nichtraucher sein.«
»Natürlich. Nichtraucher, was sonst«, pflichtete Mareike mir mit einem amüsierten Funkeln in den Augen bei. »Jedenfalls kann man dir nicht vorwerfen, du wüsstest nicht, was du willst. Aber falls du es noch nicht mitgekriegt haben solltest: Die Partnersuche funktioniert leider Gottes nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Oder um es anders zu sagen: Man muss viele Nieten ziehen, bevor man einen Hauptgewinn landet. Und was spricht dagegen, in der Zwischenzeit mit den Nieten noch ein bisschen Spaß zu haben?«
»Meintest du vielleicht Sex, als du gerade Spaß gesagt hast?«
Mareike smilte von einem Ohr zum anderen. »Wie man so hört, sollen diese beiden Dinge außerhalb der Ehe ja identisch sein.«
»Schon möglich. Aber ich suche keinen Kerl fürs Bett, sondern einen Vater für meine Kinder.«
Mareike riss überrascht die Augen auf. »Du
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