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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Paul ein paarmal begegnet war, hatte ich den kleinen Paul nie kennen gelernt. Sehr zum Bedauern von Frau Groß hatte sich bis jetzt nie die richtige Gelegenheit ergeben. Aber das, ging mir durch den Kopf, wird sich ja nun in Kürze ändern.
    »Mein Enkel ist übrigens sehr musikalisch«, erzählte mir meine Nachbarin bestimmt schon zum hundertsten Mal. »Er spielt Saxophon.«
    Na toll! Meiner Meinung nach sprach das eher gegen als für Paul Junior. Die Wände in unserem Haus waren dünn wie Klopapier. Ich stellte mich schon mal darauf ein, dass ich in Zukunft als musikalische Untermalung der Tagesschau die Tonleiter zu hören bekam. Allein bei dem Gedanken rollten sich mir die Fußnägel auf.
    Frau Groß war mein skeptischer Gesichtsausdruck nicht entgangen. Sie ließ nichts unversucht, um das Image ihres Enkels zu retten. »Er spielt richtig gut. Und zwar nicht nur so für den Hausgebrauch. Er ist Mitglied in …« Sie hielt kurz inne, so als würde sie nach dem richtigen Wort suchen. »Er ist Mitglied in einer Kapelle.«
    Diese Information war in der Tat neu. Auch das noch! Musik für Hardcoreschunkler. Bei aller Liebe: Für Humba-humba-täterä-Musik hatte ich nun wirklich nichts übrig.
    »Aber ihr jungen Leute nennt das ja heute anders.« Frau Groß rieb so aufgeregt an ihrem Gießkännchen herum, als würde sie einen Flaschengeist beschwören. »Wie sagt ihr doch gleich? Ach ja, richtig, jetzt hab ich’s wieder: Er spielt in einer Band.« Das Wort »Band« sprach sie sehr deutsch aus, nämlich so wie in Haarband, Bandsalat oder Bandwurm. Mit der englischen Sprache stand die alte Dame auf Kriegsfuß. Erst vor ein paar Tagen hatte ich gerätselt, was sie wohl unter einem »Motorradfräck« verstand. Es hatte ein Weilchen gedauert, bis ich dahintergekommen war, dass sie einen Motorradfreak gemeint hatte.
    »Und kochen kann er auch«, fuhr Frau Groß fort, mir die Vorzüge ihres Enkels in den leuchtendsten Farben zu schildern. Langsam wurde mir der Knabe unheimlich. Mein neuer Nachbar schien ja das reinste Wunderkind zu sein. Aber ein bisschen Skepsis war wohl angebracht. Niemand konnte wissen, was der Junge seiner Oma für Märchen aufgetischt hatte. Vielleicht handelte es sich aber auch lediglich um ein Definitionsproblem. Manche Männer nannten es ja bekanntlich bereits kochen, wenn sie sich einen Tee oder eine 5-Minuten-Terrine aufbrühten.
    »Ich verstehe gar nicht, dass er noch nicht verheiratet ist. An jedem Finger könnte der Bengel eine haben. Er ist so ein patenter Kerl. Und ein Bild von einem Mann. Habe ich Ihnen eigentlich schon mal ein Foto von Paul Junior gezeigt?«
    Ich nickte. Natürlich hatte sie. Für Großeltern waren ihre Enkelkinder einfach die Größten. Das war ein Naturgesetz. So wie alle Mamis Stein und Bein schwören, dass ihr Baby das süßeste Kind ist, das je das Licht der Welt erblickt hat. Ich entsann mich, dass Paul Junior auf dem Foto wirklich nicht übel ausgesehen hatte.
    Nachdem mir Frau Groß zum fünften Mal das Versprechen abgenommen hatte, sie bald in der Villa Kunterbunt zu besuchen, verabschiedeten wir uns herzlich. Ihr Enkel würde sich ordentlich ins Zeug legen müssen, wenn er seiner Oma auch nur ansatzweise das Wasser reichen wollte.
    Kaum hatte ich die Wohnungstür hinter mir zugezogen, da klingelte das Telefon. »Och nee, muss das jetzt sein?!«, murmelte ich. Kurz überlegte ich, ob ich den Anrufbeantworter die Arbeit übernehmen lassen sollte. Ich stank wie ein Puma und sehnte mich nach einer heißen Dusche. Aber wie üblich siegte meine Neugier über meine Bequemlichkeit.
    »Fischer«, meldete ich mich, während ich die Turnschuhe von den Füßen kickte und versuchte, mich mit der freien Hand aus meinen verschwitzten Klamotten zu pellen.
    »Jippiiiii! Jippiiiii!«, brüllte der Anrufer – wer immer es auch sein mochte – mir ins Ohr. Offenbar jemand, der meinen Radioauftritt mitverfolgt hatte und seiner Freude über meinen Gewinn Ausdruck verleihen wollte. Der Gratulant traktierte weiter mit spitzen Schreien mein Mittelohr. Besten Dank. Ein wohltemperiertes »Herzlichen Glückwunsch« oder ein anerkennendes »Gut gemacht!« hätte es für meinen Geschmack auch getan.
    »Hey, Belinda, bezieh schon mal das Gästebett und kauf Cornflakes!«
    Das wurde ja immer besser! Zum zweiten Mal an diesem Tag war ich sprachlos. Ich hatte lediglich eine Reise und keine Million gewonnen, und trotzdem wurde ich schon angeschnorrt.
    »Ich hab den Studienplatz sicher! Es ist dir

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