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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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hat.«
    »Und was ist damit?«
    »Du hast doch ihre Schwester Claire darum gebeten, die Briefe herzuschicken, oder?«
    Ich zog Latexhandschuhe über und trug die Post zum Schreibtisch am Fenster. Zwei Briefe, zwei normale Postkarten, eine Ansichtskarte von der Guinness-Brauerei.
    »Wir haben alles schon ein paarmal gelesen. Sie sagt nur das Oberflächlichste. ›Mir geht’s gut, heute regnet es, ich hab Toast zum Frühstück gehabt‹, so etwa«, erläuterte Crabbie.
    »Sieht ganz so aus, als hätte ihr jemand über die Schulter geschaut und jedes einzelne Wort zensiert«, fügte Matty hinzu.
    »Hier ist so einer«, sagte Crabbie. Ich nahm ihn und las:

    Liebe Claire,
    Ich hoffe, es geht Dir gut. Mir geht es gut. Hier ist es hübsch. Mach Dir keine Sorgen um mich. Ich pass schon auf mich auf. Gestern Abend habe ich mir die »Horse of the Year«-Show im Fernsehen angeschaut. Dein Liebling Eddy Macken war der Spaßvogel.
    Ich lass bald wieder von mir hören,
    Lucy
    »Okay, und warum seid ihr so aufgeregt?«, fragte ich. »Fingerabdrücke?«
    Matty schüttelte den Kopf. »Nein. Nichts dergleichen. Keine Abdrücke. Ich hab mir auch das Briefpapier angesehen, dasselbe wie bei den anderen Briefen, nichts Besonderes. Ich habe die Briefe unter UV gehalten. Nichts. Dann habe ich dasselbe mit den Umschlägen gemacht … Ich weiß ja nicht, ob du noch daran interessiert bist, Sean, aber schau dir das doch mal kurz an …«
    Er reichte mir einen der Umschläge und eine Kopie des UV-Fotos.
    »Im normalen Licht ist nichts auf dem Umschlag zu sehen, aber unter UV sieht man in der linken oberen Ecke ein ›S‹.«
    Ich war gebannt. »Wie kommt das da hin?«
    »Jemand hat auf herkömmliche irische Weise den Absender auf einen ganzen Stapel Umschläge geschrieben. Oben links, Name und Anschrift«, erklärte Matty.
    »Natürlich hatte er auf die Umschläge, die Lucy benutzt hat, keinen Absender geschrieben«, fügte McCrabban hinzu.
    »Wer immer die Absenderadresse geschrieben hat, hat bis auf den Umschlag durchgedrückt, den Lucy für den Brief an ihre Schwester benutzt hat. Billiges Papier, schwere Hand. Allerdings nur das ›S‹. Man kann Spuren der restlichen Anschrift erkennen, aber nichts davon ist lesbar.«
    Ich nickte. »Und was haben wir hier, Leute?«, fragte ich.
    »Ich glaube, wir haben den ersten Buchstaben des Namens jener Person, bei der Lucy gewohnt hat. Erst kommt der Name. Name und Anschrift links oben, so habe ich das gelernt«, sagte Crabbie.
    Ich rieb mir das Kinn. Noch war ich nicht ganz überzeugt, was Crabbie bemerkte.
    »Also, Sean, ich finde, es ist zwar nur der erste Buchstabe eines Vornamens, aber immerhin eine Spur, oder?«, hakte er nach.
    »Könnte sein«, meinte ich skeptisch.
    »Na, komm schon, Sean!«, murrte Matty.
    »Ich will ja nicht ins Essen spucken, Leute, aber der Abdruck eines ›S‹ in der linken Ecke eines Umschlags ist nicht gerade die Hausanschrift des Yorkshire Ripper. Ich weiß schon, was der Chef dazu sagt. Er wird sagen, dass der Fall abgeschlossen ist.«
    »Glaubst du immer noch, dass Lucys Tod was mit Tommy Little zu tun hat?«, fragte Crabbie.
    Natürlich hatte ich ihnen meinen Quatsch von wegen La Bohème erzählt: Lucy gleich Lucia.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Lucia, Lucy? Ich hab nur vor mich hingebrabbelt, Crabbie. Ist reiner Zufall«, beharrte ich, aber Crabbie sah mir in die Augen und erkannte, dass ich überzeugt werden wollte.
    »Sagen wir mal nur so zum Spaß, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen gibt. Zu den beiden Morden, die etwa zur selben Zeit stattfanden, und das nicht gerade eine Million Meilen entfernt, wohin führt uns das?«, fragte Crabbie.
    »Im Fall Tommy Little gibt es zwei ›S‹, richtig?«, fragte Matty.
    »Aye. Richtig. Freddie Scavanni und Shane Davidson.«
    Wir starrten auf den Umschlag. Draußen peitschte Regen gegen die Fenster. Ein Kohlenschiff mühte sich aus dem Hafen von Carrick heraus. Ein Krankenwagen donnerte den Marine Highway entlang.
    Crabbie stopfte sich die Pfeife und zündete sie an. »Also«, meinte er.
    »Also«, wiederholte ich und zündete mir eine Zigarette an.
    »Was machen wir nun damit?«, fragte Matty.
    »Was können wir denn tun?«, wollte Crabbie wissen.
    »Keine Ahnung. Wenn einer von uns sich Scavanni und Shane Davidson auch nur nähert, sind wir dran.«
    Matty pochte auf den Umschlag. »Aber wir haben hier doch was!«
    Plötzlich flog die Tür zum Ermittlungsraum auf. Chief Inspector Brennan stand

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