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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Rotwein, den ich seit einem Monat draußen im Gartenschuppen stehen hatte. Ich kochte Spaghetti und gab etwas Parmesan vom Käsehändler hinzu.
    »Lecker«, meinte Laura so, als würde sie es ernst meinen.
    Ich hatte keinen Hunger. Stattdessen erzählte ich ihr von meiner Fahrt mit Billy.
    Sie war entsetzt. »Wie können die dich einfach so von der Straße fischen? Also, die haben vielleicht Nerven!«
    Ich breitete meine Lieblingstheorie vor ihr aus. »Billy und Shane sind ein Paar. Shane traf sich nebenher mit Tommy Little. Statt ihn zu töten, hat Billy Shane verziehen. Aber mitdem Quatsch muss Schluss sein. Ich musste zumindest mit Anwalt und Waffe bedroht werden. Wenn die großen Bosse jemals spitzkriegen, dass Billy schwul ist, dann gibt es mindestens eine Kugel ins Knie, er muss ins Exil und sich scheiden lassen, aber eher legen sie ihn wohl einfach um.«
    »Hast du einen Beweis dafür?«, fragte Laura.
    »Nicht einen einzigen«, sagte ich und grinste.
    Wir tranken den Wein. Es war offenbar genug Zeit vergangen: Ich musste sie gar nicht erst fragen, ob sie nach oben wollte. Wir liebten uns im Doppelbett.
    Ich zündete den Petroleumofen an, und als die Lichter ausgingen, auch noch die gitarrenförmige Öllampe von Chess Records. Wir lagen im Bett.
    »Ich kann nicht fassen, dass jemand am helllichten Tag eine Waffe auf dich richtet«, sagte sie.
    Sie hatte offenbar keine Ahnung, womit ich mich täglich herumzuplagen hatte.
    »Wie kannst du hier leben, unter denen?«, fragte sie dann.
    »Unter wem?«
    »Den Protestanten! Wir sind hier doch Anne Frank und Familie«, sagte sie.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Sie sind ganz nett zu mir.«
    »Jetzt schon. Aber was, wenn du hörst, wie einer von ihnen sich betrinkt und seine Frau schlägt? Was machst du dann?«
    »Ich greife ein«, antwortete ich.
    »Und wie glaubst du, werden sie dich nach so einer Sache behandeln?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf, lächelte und gab mir einen Kuss auf die gerunzelte Stirn. Ihre Lippen waren weich, und sie roch gut.
    Ich küsste sie zwischen den Brüsten, küsste ihren Bauchund ihre Schamlippen und die Klitoris. Sie war eine Frau. Ich wollte es. Ich brauchte es.
    Wir liebten uns, bis der Regen einsetzte, das Licht in der Gitarre gelb und der Läufer auf dem Chess-Logo blasser wurde und schließlich flackernd verging.

19
DER VERRÄTERISCHE BUCHSTABE
    Buchstaben. Wörter. Langweilt es Sie nicht auch zu Tode, sie sich andauernd anschauen zu müssen? Zeile für Zeile. Seite für Seite. Bring mich fort von Buchstaben und Wörtern. Bring mich fort von Logik. Bring mich auf eine Insel voller unbekannter Typografie. Weg von Irland, mit all den Kämpfen, alles ist hier Gegensatz, nichts ist Synthese. Protestant – Katholik; Grün – Orange; Beatles – Stones; Sclaverandventil – Schraderventil. Das ist alles so ermüdend. So lästig.
    Man musste schon verrückt sein, um hier zu bleiben. Oder träge. Oder masochistisch.
    Ist doch egal. Ist doch alles egal. Die junge Frau war tot. Tommy war tot. Andrew war tot. Ging mich alles nichts an. Wahrheit war etwas, worüber man im Grundkurs Philosophie sprach.
    »Guten Morgen«, sagte Laura.
    »Guten Morgen«, erwiderte ich und gab ihr einen Kuss.
    »Ich mach uns Frühstück«, sagte sie.
    »Das musst du nicht.«
    »Ich möchte aber.«
    Meine Sachen waren alle nicht mehr sauber, also schlüpfte ich in meine Jeans und zog ein recht mitgenommenes rotes Sweatshirt von den New York Dolls an, das ich mir in Amerika gekauft hatte.
    Wir aßen, ich schaute unter dem BMW nach Bomben und fuhr Laura ins Krankenhaus.
    Ich ging in den Zeitungsladen, hörte mir Oscars Klagen wegen der Paras an, überflog die Schlagzeilen: Der Papst hatte das Krankenhaus verlassen, der Kostümdesigner für LadyDi’s Hochzeitskleid war ausgewählt worden, es waren über Nacht keine weiteren Hungerstreikenden gestorben.
    Ich wühlte im Handschuhfach und fand die Kassette, auf der ich Ray Charles, Aretha Franklin, Etta James, John Lee Hooker und Howlin’ Wolf aufgenommen hatte.
    Ich kurbelte die Seitenscheiben herunter und fuhr aufs Land, um den Kopf freizubekommen. Als ich schließlich aufs Polizeirevier in Carrick kam, warteten Matty und Crabbie schon erwartungsvoll im Ermittlungsraum des CID.
    Matty hielt etwas in der Hand.
    »Neuigkeiten«, verkündete er.
    »Haben wir die Fahrraddiebstähle aufgeklärt?«
    »Besser. Die Briefe und Postkarten, die Lucy Moore an ihre Schwester in Dublin geschickt

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