Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
überlebensgroß in der Tür. Aufgerissene Augen, Kippe im Mundwinkel. Ich versteckte den Umschlag schnell unter einem Blatt.
»Sergeant Duffy!«, brüllte Brennan.
»Ja, Sir?«
»Erinnern Sie sich vielleicht noch an die trübe Vergangenheit des gestrigen Tages, als Sie diese große Ansprache hielten darüber, dass es keine weiteren Schwulenmorde mehr geben würde? Dass die Sache mit den Schwulen nur ein Ablenkungsmanöver sei? Eine falsche Spur?«
»Ja.«
»Tja, Klugscheißer, man hat gerade eine weitere tote Schwuchtel gefunden. Sie sind ja so was von brillant, hm?«
»Wo?«
»Loughshore Park, Jordanstown. Auf dem Klo. Ist gerade gemeldet worden.«
Loughshore Park. Die Klos.
»Gibt es eine Beschreibung des Opfers?«, fragte ich.
»Jung, weiß, männlich. Etwa zwanzig. Elvistolle, schwarze Haare, aber das kann Ihnen doch egal sein.«
Ich schnappte mir meine Jacke und meine Waffe, drückte mich an Brennan vorbei. Er packte mich.
»Wo wollen Sie hin, Mann?«
»Loughshore Park.«
»Das ist nicht mehr Ihr Fall, Sie blöder Hund!«
Ich rannte auf den Parkplatz hinaus und setzte den BMW aus der Parklücke. Auf der Shore Road fuhr ich hundertdreißig.
Ich kam nach Jordanstown. Todd und sein Team waren schon da. Zehn Beamte. Weiße Overalls, Fotografen, alles. Ich war beeindruckt.
Ich zeigte meine Dienstmarke vor, hielt mich aus Todds Blickfeld und ging aufs Klo. Natürlich war er es. Er lag zusammengerollt da, die Hände mit Isolierband hinter dem Rücken gefesselt. Billy und Shane hatten ihn ausgeschaltet.
Erst hatten sie ihn gefoltert, um alle Informationen aus ihm herauszubekommen. Sie hatten ihn ausgezogen und grün und blau geschlagen. Zugleich eine Lektion für Shane. Eine Lektion darin, wie die Welt nun mal lief.
Ich trat näher an die Leiche heran. Sein Gesicht war blutig, aber er lag nicht in einer Lache. Er war nicht erschossen worden.
»Sehr ungewöhnlich«, sagte der nächststehende Spurenfahnder.
»Ach?«
»Ja. Sie haben ihm den Mund zugeklebt und die Hände hinter den Rücken gefesselt. Sie haben ihn mit einer Nasenklammer umgebracht. Schwimmer benutzen die, damit kein Wasser in die Nase kommt.«
»Er ist also erstickt?«
»Ja, aber das ist nicht das Ungewöhnliche daran.«
»Was denn?«
»Sie haben ihm die Augenlider mit einer Schere abgetrennt. Wozu auch immer.«
»Damit sie ihm beim Sterben zusehen konnten«, erklärte ich.
Das gehörte auch zur Lektion. Shane war gezwungen worden zuzuschauen, wie das Leben in seinen Augen verlosch.
»Was zum Teufel tun Sie hier?«, fragte DCI Todd.
»Hauen Sie ab«, sagte ich und schubste ihn beiseite.
»Habt ihr das gesehen? Er hat mich geschubst«, erklärte Todd.
Ich ballte eine Faust. »Ich mache noch was ganz anderes, wenn Sie mir nicht aus dem Weg gehen!«, sagte ich.
Ich drückte ihn beiseite und ging hinaus.
»Ich werde Sie bei Ihrem Vorgesetzten melden!«, kreischteTodd hinter mir her. »Wenn ich mit Ihnen fertig bin, schreiben Sie in Free Derry Strafzettel!«
Ich ging zum BMW, raste über die Shore Road nach Rathcoole. Ich ließ den BMW durch die Siedlung röhren und brachte den Wagen mit der Handbremse vor dem Billardsalon zum Stehen. Ich zog die Dienstwaffe raus, kontrollierte sie, entsicherte und stürmte hinein.
Eine entsicherte .38er fühlt sich anders an als ein noch nicht scharf gemachter Revolver. Der Rahmen spannt anders, der Abzug reagiert haarfein, und diese Spannung teilt sich dir und allen anderen um dich herum mit.
Ein Dutzend Männer spielte Snooker und Pool. Sie sahen mich, sahen die Waffe. Keiner sagte etwas. Keiner rührte sich.
Ich marschierte zum Zigarettenlager und trat die Tür ein. Shane und Billy hatten sich was vom Chinesen geholt. Ich wischte das Essen vom Tisch und drückte den Lauf der .38er gegen Billys rechtes Auge.
»Ich buchte dich ein. Ich nehm dich mit aufs Revier, du Arschloch!«
»Ich habe schon mit Ihnen gerechnet«, sagte Billy und wich stöhnend vor dem Revolver in seinem Gesicht zurück.
»Ach, Scheiß drauf. Auf die Beine!«
»Ich gehe nirgendwo hin«, erklärte Billy.
Ich drückte fester.
»Du bist fällig, Billy. Du hast den Jungen umgebracht, um die Spuren zu verwischen. Shane und Tommy hatten eine Affäre, richtig? Shane hier kann seinen kleinen Kumpel nicht in der verdammten Hose lassen, richtig?«
»Sie haben vielleicht Phantasie, Bulle«, sagte Shane.
»Dich nehm ich auch gleich mit. Getrennte Zellen, mal sehen, wer als Erster singt.«
»Aufgrund welcher Anklage?«,
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