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Der Kaufmann von Lippstadt

Der Kaufmann von Lippstadt

Titel: Der Kaufmann von Lippstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Maria Fust
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    verkauffen. 49

    46 In Anlehnung an: Stadtarchiv Lippstadt, St.R. B 1618. Verkauf von Buddeus’schen Ländereien zur Tilgung der Schatzungrückstände sowie Pfändung von Hausrat. 1780.
    47 In Anlehung an: Stadtarchiv Lippstadt, St.R. B 1618. 1780.
    48 In Anlehnung an: St.R. B. 1351. Vergleich der Witwe des Schneiders Stiens mit ihren Gläubigern. 1781.
    49 In Anlehnung an: St.R. B 1232. Freiwilliger Verkauf von Grundstücken Lippstädter Bürger. 1794-1796.

19ter Junij 1764
    »Was wünschen Sie?« Ferdinand Overkamp ist sichtlich aufgebracht. »Was lungern Sie vor unserer Tür herum?«
    »Geben Sie mir eine Kiste Wein!«, fordert Anton Köpner.
    »Warum soll ich Ihnen Wein geben?«, fragt Overkamp verständnislos.
    »Ich werde sonst allen erzählen, was Sie gemacht haben!«, sagt Köpner kühn.
    »Was habe ich denn gemacht?« Overkamp schlägt das Herz bis zum Hals.
    »Wollen Sie wirklich, dass ich das hier herausposaune?«, fragt Köpner und ruft laut die Gasse hinunter: »Overkamp war am Munitionslager und hat …«
    »Sei still!«, zischt Overkamp. »Du … du … du elender Hundsfott. Ich gebe dir eine Flasche und dann hältst du dein dreckiges Maul. Warte hier,« sagt Overkamp streng und geht ins Kontor. »Gehen Sie mir aus dem Weg! Raus hier!«, herrscht er Bernhard Buersmeyer an, der drinnen neben der Tür steht und nichts zu tun zu haben scheint.
    Anton Köpner wartet breit grinsend vor dem Hause Overkamp, als Johanna in die Gasse einbiegt. Was macht der denn hier?, wundert sie sich und sieht, wie ihr Mann dem Köpner eine Flasche gibt.
    »Einen so guten Geschmack hätte ich dem Köpner gar nicht zugetraut. Seit wann hat dessen Familie denn Geld für edle Weine?«, fragt sie später in der guten Stube ihren Mann.
    »Weiß nicht«, antwortet dieser knapp.

    *
    »Herr Overkamp, der Magistrat, also Dr. Rose, Herr Schmitz, Stadt-Syndicus Clüsener und die beiden Amtmänner, hat beschlossen, dass morgen früh das Pulver aus der Stadt gebracht wird. Der Amtmann Möller plant schon, was wohin soll. So geht es ja nicht mehr. Helfen Sie?«, fragt Herman Heister.
    »Das ist doch Ehrensache. Ich glaube zwar, dass es nicht notwendig ist, die Granaten aus der Stadt zu bringen. Die beiden Hirten sind tot, und allen anderen Burschen wird es eine Lehre gewesen sein. Aber gut. Wann und wo soll ich helfen?«
    »Wir treffen uns am Süder Tor. Morgen früh um zehn Uhr«, sagt Heister und geht.

22. April 2010
    Oliver sitzt im Zug nach Paderborn. Auf der kurzen Fahrt denkt er immer wieder an die alte Lippstädter Familie, über die er im Archiv gelesen hat. Nach und nach haben sie alles verloren. Erst den Garten, dann Inventar und Möbel, zu guter Letzt das Haus. Sie haben ihre ganze Existenz aufgeben müssen.
    »Hi, schön, dass du da bist!«, begrüßt Annika Oliver am Paderborner Bahnhof. »Das war ja eine nette Überraschung.« Oliver hatte am Vormittag eine sms geschickt und gefragt, ob sie Zeit habe. Die beiden durchqueren die Großbaustelle vor dem Bahnhofsgebäude.
    »Um 14 Uhr habe ich einen Leseplatz im Archiv des Erzbischöflichen Generalvikariats reserviert«, erzählt Oliver. »Weißt du, wo das ist?«
    »Ja klar, am Dom. Aber lass uns erst mal einen Kaffee trinken; im ›Kump‹ am Westerntor ist es ganz nett. Jetzt erzähl erst mal, was bei euch in Lippstadt los ist. Das ist ja der Wahnsinn!« Annika ist gespannt.
    »Ja, das kannst du laut sagen. Aber es scheint noch nichts Neues zu geben. Es wurden Granaten, Kugeln und Beschläge gefunden – ganz harmlos – und ein Skelett. Das soll genauso alt sein«, berichtet Oliver.
    »Das hattest du schon am Telefon erzählt. Gibt es nichts Neues?«, hakt Annika nach.
    »Nichts. Die Arbeiten an der Lippe gehen weiter, als wäre nichts geschehen. In Münster wird alles untersucht. Ich weiß nicht, wie lange so etwas dauert«, sagt Oliver. »Wie schön, dass du heute Zeit für mich hast«, freut er sich.
    »Ja, finde ich auch. Kannst du bis heute Abend bleiben? Um sieben treffe ich mich mit Sara, und dann gehen wir zu Freunden, um unsere Australienfotos anzugucken.«
    »Sara?«
    »Das ist die, mit der ich ein halbes Jahr in Australien war. Wir haben viel gemeinsam erlebt. Das war total krass. Die Freundin von Saras Mutter hat dort eine Schwester, und bei ihr haben wir gewohnt. Nördlich von Brisbane. Sie besitzt ein großes Haus, eigentlich könnte man sagen, eine Villa. Mit Garten und Gärtner und Pool. Sara hat auf die beiden Kinder aufgepasst und

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