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Der Kaufmann von Lippstadt

Der Kaufmann von Lippstadt

Titel: Der Kaufmann von Lippstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Maria Fust
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müsse noch einkaufen, sagt sie, er könne ja mitkommen. Für heute Abend wolle sie noch Tortellini-Salat machen.
    »Gerne, wo holst du mich ab?«, fragt Oliver.
    »Am Domplatz? In 20 Minuten?«, schlägt Annika vor.
    »Okay, ich freu mich.«

    Den späten Nachmittag verbringen Annika und Oliver in der Küche. Sie kochen Tortellini, schneiden Paprika und gekochten Schinken in kleine Würfel und rühren ein Dressing mit viel Curry an.
    »Kommt da wirklich Aprikosenmarmelade rein?«, fragt Oliver unsicher.
    »Ja, mach das Glas leer«, empfiehlt Annika. »Das ist echt lecker.«
    »Glaube ich nicht«, sagt Oliver und wirft mit einem Trockentuch nach ihr.
    »Hey, vertrau mir!«, fordert Annika.
    »Immer«, sagt Oliver und sieht ihr tief in die Augen. »Immer! – Du bist das Beste oder besser, die Beste überhaupt.«
    »Weil ich Tortellini-Salat mit Aprikosenmarmelade machen kann?«, versteht Annika absichtlich falsch.
    »Ja, genau. Nur deswegen. Gibt es sonst noch einen Grund?«, fragt er lachend.
    »Doofmann!«, schimpft Annika lachend.
    »Tortellini-Tante!«, gibt Oliver zurück.

20ter Junij 1764
    Am frühen Morgen taucht Anton Köpner wieder vor dem Hause Overkamp auf. Es dauert nicht lange, da tritt Ferdinand Overkamp aus dem Kontor zu ihm in die Gasse.
    »Was?«, fragt Overkamp wütend.
    »Der Wein mundete ausgezeichnet. Ich nehme eine Kiste davon.«
    »Wissen Sie, wie teuer der ist?«, fragt Overkamp empört und erschrickt bei dem Gedanken, dass er ja kaum noch Ware hat, die er verkaufen kann. Das meiste ist bei der Explosion geborsten. Den Verlust hat er noch nicht ermittelt. Und jetzt kommt auch noch Köpner und verlangt den Wein, ohne seinen Wert ermessen zu können.
    »Wie viel kostet denn der Wein?«, fragt Köpner scheinheilig.
    »Ach, unwichtig. Das Maul sollte man Ihnen stopfen«, gibt Overkamp ärgerlich zurück.
    »Legen Sie sich nicht mit mir an. Sie werden für die Explosion des Schuppens büßen. Sie …« Als Johanna aus der Tür tritt, sagt Anton Köpner schnell: »Guten Morgen, gnädige Frau. Wünsche einen angenehmen Tag.« Er verbeugt sich leicht und lächelt hämisch.
    »Halte meine Frau da raus!«, fordert Overkamp.
    »Gut, dann geben Sie mir Geld. Sagen wir, fünf Reichstaler. Am besten jetzt gleich. Ihr Weib sieht’s ja nicht. – Und denken Sie immer an die Schleifspuren im Staub …«
    »Sie sind nicht bei Trost. Ich verspreche Ihnen, damit kommen Sie nicht durch.« Aus dem Kontor holt Overkamp die verlangte Summe und eine Kiste billigen Wein. »Hier!« Ohne weitere Worte reicht er Köpner, was dieser verlangt hat.

    Nach und nach treffen die Lippstädter Männer am Süder Tor ein.
    »Guten Morgen, Männer!«, ruft Amtmann Johann Anton Arnold Möller zur Begrüßung. »Heute sind wir hier zusammengekommen, um Lippstadt wieder sicher zu machen. Die Granaten, die vielen Fässer mit dem Pulver, die unzähligen Kugeln, alles müssen wir wegschaffen. Das ist viel Arbeit. Wir …«
    »Lassen Sie uns endlich anfangen!«, schreit einer aus der Menge, »wir wollen am Samstag fertig sein!«
    »Am besten teilen wir uns auf«, ruft Möller. »Die einen gehen hier vorne zum Pulvermagazin am Hasenfang, andere daneben zum Glennemannsturm, wieder andere zum Torturm des Alten Soest Tors. Es müssen auch kräftige Männer den Buelsturm räumen. Dann haben wir die Türme leer. Aber es lagern ja noch Vorräte in den Pulverschuppen der Bastionen und Außenwerke. Das Brüllesche Laboratorium dürfen wir auch nicht vergessen. 50 Und, Männer, passen Sie …« Wieder wird Möller das Wort abgeschnitten.
    »Wo soll das Zeug denn hin?«
    »Wenn Sie mich ausreden lassen, erkläre ich es.«
    Die Männer johlen. Einige pfeifen. »Heda, aus dem Möller wird noch mal was«, witzeln sie. »Bürgermeister oder so.«
    »Männer! Jetzt reißen Sie sich zusammen. Nur wenn wir alle mit anfassen, können wir die Munition zügig aus der Stadt schaffen. Wir sammeln alles auf Helfmanns Land. Das Pulver aus den Fässern schütten wir in die Lippe, den Rest vergraben wir dort vor Ort.«
    50 Vgl.: Hagemann: Die Festung Lippstadt. 1985. S. 117.

23ter Junij 1764
    Mit Spaten und Spitzhacken haben im Wechsel immer vier Männer drei Tage lang eine Grube in Anton Helfmanns Land gegraben, während die anderen Helfer die Lager leergeräumt haben.
    »Graben Sie tief genug«, hat Amtmann Johann Anton Arnold Möller immer wieder gefordert. »Sie wissen, jedes Lippehochwasser flutet diese Wiese. Nicht, dass hier dasselbe wie beim

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