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Der Kaufmann von Lippstadt

Der Kaufmann von Lippstadt

Titel: Der Kaufmann von Lippstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Maria Fust
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(1622-1676). In: Lippstädter Spuren. Schriftenreihe des Heimatbundes Lippstadt. Literaten und Literatur aus Lippstadt. 14/1999.
    43 Lippstädter Stadtrundgänge , S. 14, Nr. 4 Ackerbürgerhaus.
    44 Vgl.: Unter Rigips versteckt. In: Der Patriot, 30. Januar 2010.
    45 Vgl.: Vor den Toren der Stadt wartet ein Naturparadies . In: Der Patriot, 03. April 2010.

12ter Junij 1764
    Elisabeth Overkamp steigt kreidebleich in die Kutsche. Nur ihre Augen und ihre Nase sind rot. Die ganze Nacht hat sie geweint; wie gerne würde sie in Lippstadt bleiben. Aber ihr Vater hat verfügt, dass sie mit Matthiesen nach Lübeck zu fahren habe. Ihre Mutter, Johanna Overkamp, unterdrückt ihre Tränen und steht bewegungslos neben der Kutsche.
    »Auf Wiedersehen und vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft«, verabschiedet sich Matthiesen.
    »Ich habe Ihnen zu danken, werter Freund.« Overkamp reicht Matthiesen die Hand. »Großen Dank! Und gute Fahrt.« Ohne ein weiteres Wort zu Elisabeth geht Ferdinand Overkamp zur Eingangstür.
    »Pass auf dich auf, meine Kleine. Und grüße Tante Katharina. Und schreibe mir. Alles, alles Gute!« Johanna Overkamp winkt der Kutsche noch lange nach und bleibt vor der Tür stehen.
    »So, nun sind sie weg. Jetzt können wir wieder normal leben. Kommen Sie doch rein, meine Liebe. Trinken Sie eine heiße Schokolade«, fordert Ferdinand seine Frau auf. Langsam geht sie ins Haus.

    *

    »Heda, Overkamp!« Anton Köpner macht auf sich aufmerksam, bevor Ferdinand Overkamp wieder ins Haus tritt. »Ich habe Euch vor der Explosion des Pulverschuppens mehrmals die Lange Straße entlang rennen sehen, als sei der Teufel hinter Euch her. Ihr seid von dort gekommen und nur wenig später wieder dorthin gelaufen. Wollt Ihr mir nicht sagen, was Ihr dort zu schaffen hattet?«, erkundigt sich Köpner mit breitem Grinsen. »Und erst die Schleifspuren im Staub der Straße – die lassen doch nur einen Schluss zu!«
    Overkamp gefriert das Blut in den Adern. Er ist beobachtet worden! Das hätte nicht geschehen dürfen. Was soll er Köpner sagen? Ihm fällt nichts ein, was er entgegnen könnte, und so wendet er sich ab und geht ins Haus.
    »Ja, ja, geht Ihr nur einfach in Eure gute Stube. Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt. Ich könnte es hie und da erzählen. Ihr bekommt schon Eure Strafe!«, ruft Köpner hinter Ferdinand Overkamp her.

    *

    »Ferdi, was glauben Sie, wann wird unser Haus wieder in einem passablen Zustand sein?«, erkundigt sich Johanna beim Abendbrot. »Ferdi? Hören Sie mir eigentlich zu?«
    »Was? Ja. Was haben Sie gesagt, meine Liebe?« Overkamp ist mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen.
    »Ich fragte, wann unser Haus wieder in einen passablen Zustand versetzt wird. So kann man doch nicht leben. Überall zieht es. Thereschen hat schon einen Sommerschnupfen. Sie müssen etwas tun!«
    »Ja, der Glaser kommt. Ich sorge dafür. Zerbrechen Sie sich nicht Ihr schönes Köpfchen«, beruhigt er sie.
    »Und das Dach?«, hakt sie nach. »Vor dem nächsten Regen sollte es dicht sein. Sonst verdirbt noch mehr!«
    »Wir gehören zu den Allerersten in Lippstadt, die neue Ziegel bekommen. Versprochen. Möchten Sie gleich noch ein wenig an die frische Luft gehen?«, lenkt Overkamp seine Frau ab und legt sein Mundtuch auf den Teller.
    »Gerne, Ferdi«, sagt sie und wendet sich zur alten Magd. »Berta, du darfst abräumen.«

    Eingehakt gehen die Eheleute Overkamp die Lange Straße entlang. Johanna erzählt ihrem Mann vom Porzellan aus Meißen. »Es soll so fein und schön sein«, schwärmt sie. »Seit ein paar Jahren gibt es ein Zwiebelmuster, weißes Porzellan mit blauer Malerei. Das wünsche ich mir, mein Lieber. Wir benötigen ohnehin neues. Wir könnten doch auch noch unsere gute Stube blau streichen, dieses prächtige, farbintensive Blau, Sie wissen, was ich meine – Ferdi, träumen Sie? Hören Sie mir gar nicht zu? Was ist denn mit Ihnen?«, fragt Johanna besorgt. »Denken Sie an Elisabeth? Ich muss auch immerzu an unser Lieschen denken. Hoffentlich geht es ihr gut.«
    »Schauen Sie, der Küchenmeier und der Pape streiten wie die Kesselflicker. Die muss man wohl zur Räson bringen. Lassen Sie uns kurz hinübergehen«, entscheidet Ferdinand Overkamp.
    »Können wir nicht einmal über die Familie sprechen? Immer haben Sie anderes im Sinn«, beschwert sich Johanna. »Bitte, Ferdinand!«
    »Liebe Johanna, ich habe geregelt, was ich konnte, um die Familienehre zu retten! Mehr kann ich nicht tun!« Sein Ton lässt

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