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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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und noch mal. „Mieser. Kleiner. Dreckskerl.“ Er keuchte unter der Wut und der Anstrengung, fluchte und spuckte wieder dem Sterbenden ins Gesicht.
    Aurics und Kudais Augen trafen sich in einem Befremdung spiegelnden Blick.
    „Du kennst die?“, fragte Auric.
    „Den da kenn‘ ich, ja, verdammt“, erwiderte Nefraku, den Mundwinkel verächtlich hochgezogen, dass die Seitenzähne im Dunkel seines schwarzenhäutigen, ausgemergelten Gesichts aufblitzten, schnalzte vernehmlich die Zunge zwischen Zähnen und Oberlippe entlang, spuckte zur Seite und trat nochmals zu. „Djurbeti, kleine Ratte. – Ha, bald Ex-Ratte. Der Rest ist genau der gleiche Schlag, Schläger- und Mörderbande.“
    „Und wer sind diese Leute?“
    „Arschlöcher. Die mich umbringen wollten. Von Arschlöchern bezahlt, die mich aus dem Geschäft haben wollen. Damit sie ihr übel verschnittenes Gunwaz noch besser und fetter auf die Straße bringen können. Ohne mich.“ Seinen Oberkörper heftig und knapp in Richtung des Leblosen schnellend, spuckte er noch einmal schräg aus dem Mundwinkel zu ihm hin, ein Postskript aus Blut und Speichel. „Ha, war wohl nichts! Ich bin noch immer da! Noch immer Konkurrenz, ha! War wohl nichts, ihr Scheißer!“
    „Was?“ Kudais Augen waren groß und starr. „Was?“
    Er trat hart an Nefraku heran. Seinen Kopf musste er dabei in den Nacken legen, um Nefraku in die Augen schauen zu können. Er schnaufte vor Wut.
    „Das kann nicht wahr sein!“ Kudai schrie ihn an. „Der ganze Scheiß hier hat nur mit deinen Drogendeals zu tun, deswegen liegen die jetzt als Leichen hier? Weil wir dir deine Konkurrenz vom Hals halten durften? Scheiße, Nefraku, scheiße nochmal, das kann doch nicht dein Ernst sein. Ich hätte wirklich nicht übel Lust, dich der Reichsgarde ans Messer zu liefern!“
    Nefraku blieb kalt wie ein Schweinearsch. Von Einschüchterung zeigte er keine Spur, seine Überraschung hielt er gut im Griff. Die beiden standen einander gegenüber, Nefraku blickte mit seiner steinernen Miene auf Kudai hinab. Kudai starrte umso wütender zurück. Seine Glieder zitterten – wohl auch noch als Nachwirkung des Kampfes –, und seine Nasenflügel bebten. Bevor aber Auric etwas tun oder sagen konnte, damit die beiden nicht aufeinander losgingen, trat Jag hinzu, legte Kudai seine Hand auf die Schulter.
    „Jetzt mach mal halblang, Kleiner. Nur weil du plötzlich einen neuen, hohen Posten hast, musst du hier keine Welle machen. Ich kenn‘ einen Kudai, der mit uns in Kvay-Nan mit dem Arsch in der Scheiße hing und sich mit uns anderen alles reingezogen hat, was ihm grad unterkam, egal ob Rott, Jinsai oder Gunwaz. Und soweit ich weiß, hat dieser Kerl auch nicht, sobald dieser Dreckseinsatz vorbei war, auf der Stelle damit aufgehört und war sauber. Eher nicht.“
    Auric sah die Zeichen an Jag, sah, dass er von ihrer ganzen Sauferei und nun dem Adrenalinschub des Kampfes gehörig aufgeputscht war. Aber er verstand nur zu genau, was Kudai meinte.
    „He Jag“, er hielt seinen Tonfall ruhig und beschwichtigend, „komm runter. Es geht nicht drum, wer von uns sich wann oder wo eine Pfeife oder eine Knolle reinzieht. Kudai will auf was anderes raus.“
    „Richtig“, unterbrach ihn Kudai. „Es geht hier um Drogenhandel, es geht um Kriminalität.“
    Aber Jag war nicht zu beschwichtigen. Er schaute sie aus blutunterlaufenen, leicht stieren Augen an.
    „Kriminalität? Sind wir jetzt unter die Heiligen gegangen? Was soll dieser Kriminalitätsscheiß? Kommt mir nicht mit so was.“ Sein Zungenschlag holperte bleiern vor sich hin. „Wenn die, die am offiziellen Hebel sitzen, dran verdienen, erklären sie‘s für legal, und es ist okay. Und wenn die anderen dran verdienen und sie nicht, dann erklären sie‘s als kriminell. So einfach ist das. Das hat nichts mit irgendeiner Drecks-Moral zu tun. Auch nicht mit deinem Inaim hier, Inaim da, Kudai. Eigentlich müsstest du doch genug vom Leben mitgekriegt haben, Kleiner, um das zu kapieren. Vielleicht hat sich ja dein großer Inaim nie Gunwaz reingezogen, braucht er ja auch nicht. Wenn er so scheiß-allmächtig ist, denkt er eben Samstags abends, hey, ’ne Dröhnung käm gut, und Ping – Schöpferblitz! , da hat er seine Dröhnung. Aber wir hier unten, die wir im Dreck krabbeln und keine allmächtigen Götter sind, wir müssen‘s auf die gute altmodische Art machen. Und zu jedem, der sich das Zeug reinzieht, gehört eben einer, der es ihm vertickt.“
    „Jag, Alter, lass

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