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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Fechtspeere breite, gerade Schwerter mit gezackter Klinge. In einem fast militärisch anmutenden Ritual traten sie vor und rahmten die Aufstellung vor dem Eingang an den Flanken ein.
    Dann entstand erneute verschattete Bewegung im Türloch, und der Senphore kroch noch einmal durch die Tür heraus, faltete sich aus und streckte seine Glieder. Auric traute seinen Augen nicht: Ein Mann, von identischem Aussehen wie der Senphora, der den mit Spießen bewehrten Kerlen gefolgt war, trat an diesem vorbei, blieb jedoch nicht neben ihm stehen, sondern trat bescheiden zur Seite weg. Ku Zwei wuffte erneut kurz auf.
    Dieser hier schien Humor zu haben, denn er bleckte die Zähne. Er trug außerdem die Axt, die identisch mit der seines Gegenbildes zu sein schien, lässig über die mächtige Schulter gelegt, so dass sie bei seiner Größe wie ein Werkzeug zum Anzündholzmachen aussah. Bei genauem Hinsehen, denn dazu zwang die Erscheinung, stellte Auric fest, dass als weiterer Unterschied bei dem zweiten Riesen an der Stelle der Senphorentätowierung sich eine verschlungene Runenfläche von der Form einer Speerspitze in die Stirn zog.
    Schon wollte Auric das Wort an den Senphoren richten, da bewegte sich wieder etwas in dem Türloch, und der Senphore kam zum dritten Mal heraus. Diesmal trug er einen eisenbeschlagenen Streitkolben. Ku Zweis Wuffen kam nur noch kurz und halbherzig durch die Lefzen.
    Auric ergriff ein Gefühl, als habe er die Wirklichkeit verlassen und sei in einer surrealen Groteske gelandet, als dieser, wie nur um die Symmetrie komplett zu machen an der anderen Seite der kleinen Gruppe Stellung bezog. Er musste ein paar Male durchatmen, als er das Tableau überblickte.  
    Drillinge. Irre. Mein Gott, die Mutter tat ihm leid. Hatte sie die Geburt überhaupt überlebt?
    „Ihr kommt außerhalb der Sprechzeiten.“ Die Stimme des Senphoren grollte wie wie eine Lawine, die sich die Bergflanke herab wälzt.
    „Aber wir kommen nicht unangemeldet“, erwiderte Auric, versagte sich den Blick auf den Begleittrupp hinter ihm und hoffte, dass sich die Leute nicht allzu sichtbar in die Hosen machten. Jag neben ihm – Aurics Blick zuckte kurz in die Augenwinkel, um sich zu überzeugen, dass seine Peripheriesicht ihn nicht getrogen hatte – grinste breit, als sei das alles ein großartiger Spaß. „Mir geht eine Nachricht voraus, in der ich Ihnen mitgeteilt habe, dass ich ihre Sicherheit nicht gewährleisten kann, wenn sie sich nicht unter den unmittelbaren Schutz der idirischen Armee stellen. Ich habe keine Antwort von Ihnen bekommen.
    Sie haben doch schon von den Morden an den Senphoren der Provinz Norgond gehört?“, fügte er hinzu.
    „Ich brauche keinen Schutz“, sagte der Senphore ausdruckslos wie sein Axtblatt. „Und ich brauche nicht die idirische Armee.“  
    Unwillkürlich sah Auric zu Jag hinüber, um dessen Reaktion zu prüfen. Doch der hob nur mit schräg gelegtem Kopf das Kinn. Was wohl einem Schulterzuckenden „Da hat er recht.“ gleichkam.  
    Bevor Auric zu einer Erwiderung ansetzen konnte sprach der Hüne wieder mit der Stimme grollender Kiesel. „Ich sende und empfange die Geistesbotschaften für die Menschen, die in der Nähe wohnen, und ich lebe hier. Ich und meine Brüder haben auch schon weit im Norden gelebt und Angriffe der Sue Evar, der Szei Vatrag und der Krytaivar überlebt. Bevor die Stimmen aus dem Geisterland mich gerufen haben und ich bei den Senphora“ – er sprach es aus wie Szei-Vorra – „im Süden das wurde, was ich heute bin.“ Er ließ für eine kurzen Moment mit einer Hand den Axtschaft los tippte an die Tätowierung auf seiner Stirn. „Auch danach sind wir mit unseren neuen Waffenbrüdern“ – der Wink seines Kinns schloss Skopai und die Männer mit den Spießen ein – „oft im Norden gewesen. Im Auftrag. Woher glaubt ihr, dass ihr die ersten Nachrichten von den Sue Evar und den Szei Vatrag habt?“
    Sue Evar, Szei Vatrag und Krytaivar, übersetzte Auric im Kopf, das waren die Valgarenstämme, die von den Idirern Suevaren, Saphatraken und Prokrythen genannt wurden.
    „Aber niemand hat auf mich gehört. Jetzt kommt ihr endlich mit viel Gerassel und großer Aufregung.“ Er schwenkte heftig die linke Hand. „Geht! Geht und beschützt die, die Schutz nötig haben.“
    Ein Schatten zog über die Tannen. Eine Bö kam auf und schüttelte sie. Auric war, als fiel etwas dunkles, ein schwerer Zweig auf die Krone des Rundturms herab. Der Senphore hob die Hand, und die Männer

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