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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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von Schilden formierte sich zu einem schützenden Wall, Soldaten ballten sich dort in schirmenden, gestaffelten Reihen wie zum Panzer einer Schildkröte. Er fing eine stumpfes Blinken in ihrer Mitte auf.  
    Das war Hubbarb, durch dicke Lagen Filz, durch die Panzerplatten einer Rüstung geschützt, die man eigens zu diesem Zweck mitgeführt hatte, eine Kombination von Eisen und Drachenhaut. Auch beim Gedanken an ihn, an seine stämmige gepanzerte Statur, mit flink herum blitzenden, ängstlich durch den Sehschlitz starrenden Augen, musste Auric an eine Schildkröte denken. Viel Bewegungsfreiheit gab ihm diese Montur nicht – er war eingepackt wie in ein Fass –, aber es schützte ihn, ihr wertvolles Gut, ihr einziges Mittel aus ihrer Isolation heraus Botschaften an den Rest der Welt hinter den Drachenrücken zu senden. Bei ihm befand sich ein gut ausgebildeter Signalist, der auch komplexe Hornbefehle ihrer Signalsprache sicher entziffern und an ihn weitergeben konnte, damit der Senphore im gegebenen Fall sofort entsprechende Botschaften senden konnte.
    Auric hob die Hand, gab seinem Schwertbataillon den Befehl ihm zu folgen und trabte an der Spitze seiner Entourage los, auf die buckelförmige Anhöhe zu ihrer rechten Flanke zu, die durch ihre Attacke von Jags Abteilung geräumt worden war und die ihm einen besseren Ausblick über das Tal und den Verlauf der Schlacht bot.
    Etwas voraus zu ihrer Linken sah er den kleinen Trupp schwerer Kavallerie auf seinen Hornbefehl hin zu Oberst Doranths Abteilung aufschließen. Sein Blick wanderte herüber zu seiner anderen Seite. Aufmerksam und argwöhnisch ließ er ihn entlang der tannendunklen, gefurchten Hänge der westlichsten Ausläufer des Elsternforsts wandern.
    Das dort hinten war unsicheres, problematisches Terrain, ein Gefahrenfaktor. Sie brauchten vor allem eine starke rechte Flanke als ihren Schild. Von dort mochte Gefahr drohen. Genau so, wie er es, als er die Berichte der Kinvarda über das Land jenseits ihrer Erkundungsschwelle hörte, befürchtet hatte.
    Er trieb sein Pferd in einen leichten Galopp, spürte wie seine berittene Entourage und weiter hinter ihm sein Schwertbataillon ihm folgte. Von all dem gewalttätigen Aufruhr unversehrte Büschel von Wildblumen flogen an den Flanken seines Pferdes vorbei. Das Krächzen von Raben hing rau in der Luft.

    Die kleine Abteilung schwerer Kavallerie auf ihren durch Schabracken aus Kettenwerk und Panzerteilen geschützten Pferden nahm Geschwindigkeit auf. Hufe durchbrachen die Grasnarbe, Klumpen von Erdreich wurden in die Luft geschleudert. Aus einem langsamen Trab wurde ein leichter Galopp. Doranths Sturmkeil war ihnen auf dem Weg zu den feindlichen Linien bereits voraus, näherte sich ihnen jedoch gegenüber der Reiterei in einem leicht angeschrägten Winkel.
    Auric sah es von ferne, von seiner Anhöhe aus und hielt den Atem an. Lass den Ablauf stimmen, lass die zeitliche Abstimmung passen! Seine Erfahrung mit schweren Reitertrupps reichte nicht weit; er hoffte nur inständig, dass er ihre Geschwindigkeiten richtig eingeschätzt und die Hornsignale entsprechend koordiniert hatte. Ansonsten wurde das Ganze ein Disaster.
    Die gepanzerte Reiterei gewann weiter an Tempo und Wucht. Er glaubte unter dem Mordgeschrei, das Donnern ihrer Hufe zu hören, aber vielleicht war das nur Einbildung, bei einer so kleinen Truppe. Jags Soldaten jedenfalls, in der Brandung der aufbrechenden Valgarenfront, schienen die Annäherung der schweren Schlachtrösser mit ihren Reitern wahrzunehmen. Köpfe wandten sich, sie drängten sich aus dem Handgemenge des mittleren Frontabschnittes hinaus, versuchten sich vom Feind zu lösen. Die Angst, niedergetrampelt zu werden, wenn sie es nicht rechtzeitig schafften, trieb sie an.
    Die Reiter donnerten über die verheerte Sommerwiese, senkten langsam ihre Lanzen. Jetzt, jetzt kamen sie auf eine Höhe mit Doranths Einheit brüllend vorstürmender Fußsoldaten. Das ging nicht gut. Auric sog scharf die Luft ein. Die würden sie erwischen. Sie würden unter die Hufe der mächtigen Schlachtrösser geraten. Oder die Kavallerie würde ihre Rösser abdrängen, um sie zu schonen, und ihre Angriffsachse würde abgelenkt und zerfasern, die ganze Macht ihres Angriffs war vergeben. Sie trafen aufeinander.
    Kein Soldat flog durch die Luft, kein Pferd brach aus.  
    Die Reiterei donnerte weiter voran, die Fußsoldaten stürmten vorwärts. Beide Abteilungen passierten einander, ohne dass etwas geschah. Von seinem

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