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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Blickwinkel hatte es nur so geschienen, als wären beide Abteilungen auf einer Achse gewesen.  
    Langsam entließ er die Luft wieder aus seinen Lungen. Bis hierher. Gleich – der entscheidende Moment.
    Aus der Bresche des Mittelteils der Front flohen Jags Soldaten nach beiden Seiten weg, so schnell sie konnten, hinterließen ein verheertes Gewimmel von Feinden. Die Sicht wurde gänzlich frei und die eben noch hart bedrängten, schon zermürbten Suevaren sahen, wovor der Feind so eilig flüchtete.
    Eine gepanzerte Masse aus Mensch und Pferd, ein Keil starrender Lanzen, raste auf sie zu, dass der Boden bebte. Eine Urgewalt aus Muskeln und Stahl brach über sie herein.
    Dann der Aufprall.
    Lanzen splitterten, brachen Schilde, durchdrangen Kettenschutz, bohrten sich in Körper. Pferde stürzten, Reiter in schwerer Rüstung flogen über ihre Kruppe, donnerten zu Boden. Äxte und Schwerter flogen aus den Haltern der im Sattel verbliebenen, hackten nach beiden Seiten.
    Ja, er hatte noch immer Zweifel, ob Kavallerie etwas gegen eine feste, disziplinierte Schlachtreihe von Fußsoldaten ausrichten konnte. Aber die hier war schon aufgebrochen und demoralisiert. Jags Brigade hatte die Vorarbeit geleistet. Dennoch, die Einheit war klein, und sie würde ohne Zweifel von der Masse der Fußsoldaten eingekreist und verschlungen werden. Schon sah er, wie erste Reiter aus dem Sattel geholt wurden …  
    Als die zweite Angriffswelle kam.
    Doranths Infanterie war da. In das Kielwasser der Verwüstung, welche die Kavallerieattacke geschlagen hatte, stürmten die Soldaten aus Doranths Brigade. Der Idirer hatte darauf bestanden, seine Kämpfer selber in die Schlacht zu führen. Vielleicht glaubte er, etwas beweisen zu müssen, als fühle er in dieser Truppe sein Beamtenoffizierstum wie einen Makel. Vielleicht wollte er auch seine Männer durch seine Gegenwart anstacheln. Damit sie ihr Bestes gaben, mit gesteigerter Entschlossenheit kämpften, weil sie ihren Befehlshaber an ihrer Seite wussten. Jedenfalls war er jetzt auch dort vorne, in erster Linie, wo das Mordgetümmel am schlimmsten war.  
    Auric sah kleine Trupps aus ihrem Lager über den gewonnenen Boden in Richtung der Front laufen. Viele der Gruppen führten Tragen bei sich. Feldscher und Heilgehilfen, die die Verwundeten aus der Gefahrenzone tragen, zerren, schleppen wollten, um zu retten, was zu retten war.  
    Wieder einmal.
    Wenn er das hier überlebte …
    Von Czands Einheit kam das Signal für schweren Widerstand, Crussav antwortete von seiner Flanke mit dem gleichen Signal. Es wäre gut, den Feind dort zurückzutreiben und in die Flucht zu schlagen, doch ihn einfach nur aufzuhalten, zu verhindern, dass er durch seine schiere Zahl die Flanken wie Zangen um sie schließen konnte, war schon etwas.
    Wie verloren sausten in der Entfernung winzige Pfeile durch die Luft. Im großen Schlachtgetümmel sah man ihre Auswirkungen kaum. Auric versuchte mit dem Auge einzelne herauszugreifen und ihrer Bahn zu folgen. Wo ihm das gelang, sah er mitten im Valgarenheer einzelne Feinde zusammenbrechen, winzige Lücken entstehen. Vortigs Truppe hatte also ihre Stellungen erreicht und sich eingenistet. Er hoffte, dass sie die wichtigen Leute im gegnerischen Heer von ihren Positionen zwischen den Felsen der Hänge des Bukainan aus erkennen konnten und dass es die Anführer waren, die sie ins Visier nahmen. Ansonsten waren es Tropfen in einem Meer.  
    Gelegentlich flogen dünne Wolken von Pfeilen über die vordere Front der Valgaren hinweg. Man sah dann wie Schilde zu einem Dach gehoben wurden, hörte aber auf die Entfernung und über den Schlachtlärm kaum noch das Klappern der Pfeile, sah erst recht nicht, ob sie irgendwelche Wirkung zeigten. Dann antwortete der Feind mit einer Gegensalve, die in Richtung ihres Lagers niederging. Teils ging sie zu kurz, teils prallte sie, ohne viel Schaden anzurichten, am Schutzschild ihrer gehobenen Schilde ab, oder sie schlugen zwischen den Skeletten der dort verloren umherstehenden Katapulte ein.
    Die Sonne wanderte in ihrem Aufstieg über die Höhen des Elsternforst und entwickelte allmählich ihre sengende Kraft.
    Das Surkenyaren-Korps brauchte Raum, sonst konnte es nicht eingreifen.

    Doranths Einheit brach durch. Sie brach tatsächlich durch die Mauer des gegnerischen Heeres. Der kleine Trupp schwerer Kavallerie hatte Verluste erlitten, aber gemeinsam hatten idirische Soldaten zu Fuß und zu Pferde es geschafft, sich durch die Linien der Feinde zu

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