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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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arbeiten.  
    Wenn es nur genug waren, dem Feind in ausreichender Stärke in den Rücken zu fallen.
    Das Signal ihre Durchbruchs kam, als er gerade an der Spitze seines Schwertbataillons in Richtung der ansteigenden Wälder des Elsternforstes ritt, um seine Kräfte mit Czands Schwertbataillon zu vereinen. Kurz zögerte er. Sollte er zurückreiten, um von dem Buckel aus einen besseren Überblick zu haben, was dort vorging. Nein, das würde wenig bringen. Doranth würde wissen was zu tun war. Es war wichtiger, den Druck auf die Flanke zu verstärken; das würde Doranth im Endeffekt mehr helfen.  
    Czands Standarte kam näher, und er glaubte schon, ihre Gestalt im Sattel ausmachen zu können, als das Alarmsignal erscholl. Und gleich darauf ein weiteres Signal, das von weiter her schallte, von den Hängen des Bukainan herab, wo mit Vortigs Truppe auch ein Späher und Signalist in Stellung gegangen war. Die Sequenz seiner Hornstöße brachte ihn dazu, sein Pferd zu zügeln und bei Benkart, seinem ersten Signalisten nachzufragen, ob er die Signale richtig entziffert habe. Doch schon dessen bestürzter Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass er sich keineswegs geirrt hatte.
    Doranth war in Gefahr. Doranth wurde in die Zange genommen. Doranth war eingekesselt.
    „Cruverian“, rief er seinem Leibgardisten zu, „bring du das Schwertbataillon in Stellung.“
    Er aber riss bereits sein Pferd herum, trieb es zu einem gestreckten Gallopp auf den nächsten ansteigenden Buckel zu, den die Ausläufer des Elsternforsts in das Tal hinaustrieben. Der Rest seiner Leibgarde folgte ihm wie Schatten.

    Doranths Truppen waren in eine Falle geraten. Das Heer des Feindes war größer gewesen, als er gedacht hatte. Als sie alle gedacht hatten.  
    Es war ein steiler Aufstieg zu Pferde gewesen, doch sein Rappe fand auf dem Schieferboden sicher seinen Tritt, und er hatte dadurch schnell an Höhe gewonnen, konnte weiter blicken, als zuvor von seinem Feldherrenbuckel. Der Ausblick der sich ihm von dem bewaldeten Vorsprung aus bot, zeigte ihm, was hinter den ersten Feindesreihen geschah. Das Heer der Valgaren hatte sich aufgeteilt, hatte sich in seiner Breite gespalten in ein erstes Treffen, mit dem sie im Gefecht lagen, und einem zweiten Treffen, das zurückgewichen war, und Doranth in einen dadurch entstandenen Raum hatte laufen lassen, so dass es ihm zunächst erschien, als würde er die Feindesreihen durchbrechen. Oberst Doranth hatte seine Attacke gut geführt, aber er hatte sein Signal voreilig gegeben. Jetzt war er in ernster Bedrängnis.
    Damit das hatte geschehen können, hatte es zweier Dinge bedurft. Einer größeren Truppenstärke des Feindes als sie eigentlich angenommen hatten. Und einer größeren Koordination, als sie den Valgaren eigentlich zugetraut hatten. Wer war er, wer war der Anführer der Suevaren, der dieses ganze Heer als Feldherr dirigierte? War es Dreifinger Gaskiöll, Meynarn Iskjaltsohn, Haltyarn Sturmaxt, Benjöki Rabenmäster oder jemand ganz anderes?
    Keine Kyprophraige, keine Kampfhomunkuli. Die Wahrheit war oft banaler – und gefährlicher – als es zunächst durch alle Befürchtungen und Spekulationen erscheinen mag.
    Schnell, er musste wieder herunter von diesem Aussichtspunkt. Zu seinem Schwertbataillon. Zu Czand. Noch war nicht alles zu spät. Noch konnte man etwas tun, um Doranths Abteilung zu retten, um das Ruder herumzuwerfen.  
    Schwarzfuchs, der beste Hornist seiner Leibgarde, sah ihn fragend an. Er schüttelte zur Antwort nur den Kopf. Nein, diesmal nicht. Jetzt mussten die Dinge anders angegangen werden, als vom Feldherrenhügel herab.

    „Und ob ich es tun werde! Soldaten kämpfen anders, wenn sie sehen, dass sich ihr Anführer der gleichen Gefahr aussetzt.“  
    „Es ist unverantwortlich und es ist nicht rational begründ…“
    „Wer ist hier der Ranghöchste? Oder hat dich irgendjemand zum General ernannt, und ich habe es nicht mitbekommen, Davernian? Oder soll ich dich Anander, Denander oder Menander nennen? Du bist jetzt und hier ein bloßes Mitglied meiner Leibgarde, und wenn du dich um mein Wohlergehen sorgst, geh mit mir da rein! Ist das klar?“
    Wütend stapfte er weg, zog sich im Gehen seine Hirschlederhandschuhe über. Czand beobachtete ihn mit diesem Grinsen, dass wie eine Mondsichelkerbe in einem ansonsten vollkommen starren, todernsten Gesicht aussah. Eher wie eine Bissnarbe als wie eine Regung der Amüsiertheit. Wütend war gut. Wut war genau, was er brauchte.
    Der Bote war bereits

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