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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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gemacht.“ Ikun blickte Auric mit hochgezogener Augenbraue und dem Anflug eines ironischen Lächelns an. „Und sich ihre Meinung gebildet.“
    Wenn es nicht, trotz seiner Beteuerungen, dennoch Ikun und seine Seite gewesen waren, wer hatte dann dafür gesorgt, dass diese Informationen bekannt wurden? Makuvan und seine Reformer, die das konservative Lager diskreditieren wollten? Die Schluss machen wollten mit dem, was sie auch nach eigenen Aussagen, genau wie Ikun, für gefährlichen Unsinn hielten? Die Kutte, wem konnte sie von dem Verdacht gegen Genarion berichtet haben? Sie waren schließlich die einzigen, die ursprünglich im Besitz dieser Infromationen waren und somit ihre Hüter. Konnte vielleicht sogar die Kutte selber die Quelle der gezielten Indiskretionen sein?
    „Es verändert die Perspektive, wenn man mit einem Mal auf die andere Seite versetzt wird, nicht wahr? Vom Soldat in den Gräben zu den Quellen der Macht.“ Ikun musste ihn schon eine ganze Weile, während er in Gedanken versunken war, gemustert haben. Auric sah Ikuns nachdenklichen Blick auf sich gerichtet. „Man erlebt die Sachen anders. Man erwischt sich dabei, wie man plötzlich anders denkt. Macht einen das zu einem anderen Menschen? Ist man noch der gleiche, der man vorher war?
    Wenn Sie es nicht jetzt schon erleben, dann wird es spätestens passieren, wenn Sie von ihrem Feldzug zurückkehren. Der Blick von draußen nach innen kann auch Schutz bedeuten. Einmal drinnen, ist es schwierig, sich zu distanzieren, sich einen isolierten Standpunkt zu verschaffen, von dem aus man das Spinnennetz überblicken kann. Von dem aus man einen klaren Blick darauf werfen kann, wer man selber ist und was das alles aus einem gemacht hat.“
    Ikun war nicht dumm. Er musste Aurics Verhaltenheit erspürt, seine untergründigen Vorbehalte erraten haben. Auch wenn man seinen Worten Ehrlichkeit zugestand, musste man im Kopf behalten, dass Ikun ein Taktierer war. Der Ikun, den er damals kennengelernt hatte, war im Angesicht schwieriger und gefährlicher Situationen ruhig und beherrscht geblieben. Er hatte selten etwas ohne Grund gesagt. Dies war eine Kunst, die einen Oberster Berater des Idirischen Konsuls auszeichnete.
    „Wenn es geschehen sollte, dass diese Zweifel in ihnen aufkommen“, sprach Ikun weiter und sah ihn dabei gerade an, „dann kommen Sie zu mir. Ich habe dies alles erlebt. Ich möchte Ihnen ein Freund sein. Lassen Sie uns in Verbindung bleiben. Sie haben einen persönlichen Senphoren zugeteilt bekommen. Nicht nur die Kutte, auch wir werden, während sie unterwegs nach Norgond und dort auf ihrem Feldzug sind, versuchen Klarheit darüber zu erhalten, was hinter dem Anschlag auf Sie steckt. Bis dahin, seien Sie vorsichtig. Gefahr kann von allen Seiten drohen. Von außen wie von innen.“

    Nein, Präfekt d‘Vhaun hatte es nicht geschafft. Seine Theorie überzeugte Auric nicht wirklich.  
    Ein Bedrohungsszenario, laut dem die Kinphauren planten den Osten des Reiches unter ihre Macht zu bringen, machte von einem bestimmten Standpunkt aus Sinn. Doch dieses Gedankengebäude stürzte zusammen, wenn man den Anschlag auf ihn und wie er in diese Theorie passen sollte, genauer betrachtete. Laut Ikun waren die Kinphauren für diesen Anschlag verantwortlich. Doch ihre angeblichen Motive waren für Auric fragwürdig.
    Aurics Blick hatte sich in unbestimmten Fernen verloren.  
    Früh am Morgen war er aufgestanden und durch die Anlage der Gästehäuser der idirischen Regierung spaziert, bis hin zum Rand der Klippe, die aus dem Höhenzug der Kaprophainen herausragte, und die Stadt überblickte. Er hatte auf das Häusermeer herabgeblickt, auf die Anhöhen und Hügelketten, die sich aus dieser Ebene erhoben, und die zusammen mit dem Bogen des Flusses, die Stadt gliederten. Viele der Bauten, die man auf ihnen errichtet hatte, waren uralt: Gutshöfe, bestehend aus einem schlichten gedrungenen Rundturm mit Anbauten, die schon vor dem Bau der Sephrenitischen Mauern dort gestanden hatten und die damals noch in einer Landschaft von Feldern und Hainen, welche die Stadt umgab, gelegen hatten, Kastelle, die einen schützenden Ring um diese Stadt bildeten und die heute allesamt inmitten von urban besiedelten Flächen lagen. Er hatte auf all das herabgeblickt, die letzten Tage Revue passieren lassen und seinen Gedanken nachgehangen.
    Es mochte für ihn mit einigem Abstand keinen wirklichen Sinn ergeben, wie ein Anschlag gegen ihn auf mögliche Invasionspläne der Kinphauren

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