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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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zusammengekauerten Leiber der Bäume. Ein Rauschen fuhr durch sie hindurch, rasch anschwellend, rasch abgerissen. Während Auric noch hinabstarrte, fiel unvermittelt aus einer über ihn hinweg treibenden Wolke ein Sturzregen herab, schob sich wie ein grauer Schleier vor seinen Blick.
    Er lenkte sein Pferd den Hang hinab, über ausgreifendes Wurzelwerk, struppigen Büschen ausweichend, die Fallgruben verdecken mochten. Der Regenguss dämpfte nun die Geräusche, doch er war sich sicher, Waffenklirren gehört zu haben. Ohne Sturz erreichte er nach ihm viel zu lang erscheinender Zeit glücklich den Fuß des Abhangs und trieb sein Pferd einer Rinne in der Landschaft folgend zum Galopp an.
    Der dunkel zerrissene Umriss des Zedernwalls ragte vor ihm auf, teilte sich vor dem von ihm eingeschlagenen Kurs entlang der Furche und nahm ihn auf in einer Woge von Waldesdüster, vom Regen gesättigtem Erd- und Nadelgeruch. Wie durch einen stürzenden, vor ihm sich spaltenden Vorhang aus Stämmen, Koniferenrauchen und Regenschleiern galoppierte er hindurch. Mit einem Mal öffnete sich das Dunkel der Bäume wieder, fast im gleichen Moment setzte der Sturzregen aus und in dem wiederkehrenden Licht bot sich ihm der Ausblick auf sein Ziel, kalt, harsch und nackt.
    Die Jenamandische Kapelle lag vor ihm. Ein Tor, Pfeiler, von hohen Fenstern gespaltene Mauern eines Vorgebäudes, dann ein Teil einer blanken, mächtigen Wand, sie ragten steil vor ihm auf. An einem Hang darüber wieder Koniferen, jäh abgeschnitten vom grauen Wall des Siegels, wie ein Theatervorhang, welcher der Szenerie in ihrem Rücken unabweislich Halt gebot.
    Die Flügel des Tores waren längst zerfallen, geborsten, sein Rachen gähnte hohl und leer. Waffenklirren, jetzt auch von Schreien durchsetzt, hallte heraus. Der über der Schulter hervor ragende Schwertgriff glitt in seine Hand, das Schwert flog aus der Scheide und griff sich einen Splitter aus dem kalt zwischen Wolken hereinbrechendem Licht. Ohne Zögern lenkte er sein Pferd hart die steinernen Stufen hinauf, die zu dem Portal führten.
    Er sprengte über die Schwelle, glücklich, dass sein Pferd nicht strauchelte, sah erstarrende Bewegungen im schattenhaften Dunkel des Innenraums. Nur nicht zu spät kommen, nur nicht zu spät.  
    Nach der Helligkeit draußen hatte er Schwierigkeiten, in der plötzlichen Dunkelheit etwas zu erkennen, dennoch machte er am Rand des ihm weit erscheinenden Raumes einen Tumult von Menschen zu einer zwischen mächtigen Strebepfeilern sich öffnenden Nische hin aus. Ein ganzer Haufen von Kämpfern griff diese Nische an, er sah hinter ihrem Halbkreis fünf Männer sich ihres Lebens wehren. Er sah unter ihnen Kelam, auf dessen Züge ein Hauch freudigen Erstaunens fiel.  
    Nicht zu spät, Inaim sei Dank!  
    Kelam hatte seinen Kampfplatz gut gewählt. Zwei aus großen Blöcken gefügte Stützpfeiler ragten weit aus der Außenwand vor und schufen so eine Nische, die von den wenigen Männern zu verteidigen war. Dies beraubte die Angreifer des Vorteils, die Masse ihrer Überzahl zum Tragen zu bringen und zwang sie, nur einer nach dem anderen anzugreifen, wollten sie sich nicht gegenseitig behindern oder verletzen.
    Auric gab seinem schnaubenden Pferd die Sporen und lenkte es direkt auf die Masse der Angreifer zu, sah sie zurückweichen, ihre Waffen gegen einen neuen Gegner, ein höher befindliches, auf einem Pferd sitzendes Ziel, ausrichten. Sein Blick streifte eine langstielige Axt, die in einem Schwung holenden Bogen die Luft durchschnitt. Er erkannte sie als größte, unmittelbare Gefahr, sah den Weg den sein Schwert zu ihrem Träger nehmen musste.
    Der Pferdehals stieg vor ihm hoch, der anvisierte Blick auf seine Gegner schwankte ihm weg, der Tierrücken unter ihm bäumte sich.  
    Sein Pferd scheute, es brach aus.  
    Verdammt, kein Kampfgaul! Ich Idiot! Er hatte diese Tatsache einfach übersehen, so gewohnt war er schlachterprobte Rösser.  
    Er kämpfte schwankend darum, sich im Sattel zu halten. Verdammt, dies war nur ein normales Reitpferd. Natürlich scheute es, wenn es in eine Reihe von Menschen hineingetrieben wurde. Das Tier bäumte sich wieder, schwankte. Er sah einen Schwertstreich in seine Richtung kommen, fing ihn mit einem glücklichen, rettenden Abwehrschlag auf. Spürte dann mit der Masse des Pferdes seinen Halt unter ihm sich hochwuchten und dann kippen. Das Pferd stürzte zur Seite weg, auf das Mauerwerk des hinteren Stützpfeilers zu, er mit ihm. Er sah Blut, viel Blut

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