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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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hindeuten sollte. In Ikuns Argumentationskette lief es auf Destabilisierung hinaus, und das war etwas recht Allgemeines. Warum sollte er für jemanden, der im Osten Ambitionen hegte, das erste Ziel eines Anschlags sein? Er mochte für Kinphauren zwar als gefährlicher Gegner gelten – damit hatte Ikun wahrscheinlich Recht –, doch seine Mission galt dem Norden, und dort würde er mit seinen Truppen erst einmal für unbestimmte Zeit gebunden sein.  
    Vielleicht machten solche Spekulationen für jemanden mit Ikuns Hintergrund Sinn. Vielleicht sollten sie aber auch von etwas anderem ablenken. So sehr er sich wünschte, in Ikun, jemandem, der heute an den Schaltstellen der Macht saß, einen Freund, einen Vertrauten zu finden, gewisse untergründige Vorbehalte ließen sich nicht verdrängen.  
    Wie mühelos sich Ikun in anderem Umfeld zurechtfand. Wie leicht er sich neu erfand und zu etwas anderem wurde. Vom Separatisten des Blauen Kreises zum Kämpfer gegen dessen Angehörige, der half, ihnen in der Endphase des Krieges einen entscheidenden Schlag beizubringen. Vom Vertreter des Ideals der Vermählung von Kinphaurentum und idirischen Ideen zum Berater des Konsuls von Idirium.
    Er sollte heute der Kutte Bericht erstatten, was er von Präfekt d‘Vhaun hielt. Doch er war sich nicht sicher, was er ihr sagen sollte. Ob er vielleicht der Kutte mehr trauen sollte als Ikun. Trotz ihres ersten kontroversen Treffens in Makuvans Büro – ein ihm unerklärlicher, untergründiger Instinkt trieb ihn immer mehr genau in diese Richtung, je öfter er dieses bestimmte Mitglied der Kutte sah. Und sein Verstand drängte ihn immer wieder dazu, diese keimende Sympathie im Zaum zu halten.  
    Was Ikun betraf: Er war sich nicht sicher, was bei Ikun überwog, sein Idealismus, seine Hingabe an ein Ideal, das mit seinem intellektuellen Erkenntnisweg wuchs und sich veränderte, oder die taktische Wendigkeit, die ihn immer wieder – auf der richtigen Seite – auf die Füße fallen ließ.
    Auric riss sich aus seinem Gedanken und von dem Anblick unter ihm los. Es war Zeit sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit der Kutte zu machen.
    Auf seinem Weg ging er noch einmal bei seinem Gästehaus vorbei, wo Hubbarb ihm verkündete, er habe eine Nachricht von General Kelam für ihn.
    „Eine Geistesbotschaft?“
    „Nein, er kam hier einfach zu Fuß vorbei, als Sie gerade fort waren. Er war im Aufbruch begriffen und kam gerade von seinem Gästehaus her. Er wünscht Ihnen alles Gute auf ihrem Feldzug und hofft bald von Ihnen zu hören. Das wird sich gewiss machen lassen; Sie haben ja mich.“
    Auric ärgerte sich, dass er nicht da gewesen war, um General Kelam noch einmal persönlich Lebewohl zu sagen.
    „Und sonst hat er nichts gesagt?“
    „Nein, er hat nur beiläufig erwähnt, dass er auf seinem Weg noch einmal beim Siegel des Kraístophreneacs Halt machen wird, um sich dort mit einem Vertreter der Kutte zu treffen. Bei der Jenemandischen Kapelle. Dann sei er weg aus Idirium und wieder auf dem Weg in den Osten zu seiner Vierten.“  
    Auric ging zum Frontgebäude, lieh sich im dortigen Stall ein Pferd aus und machte sich auf den Weg den Hügel hinab.
    Es war eine unscheinbares Tor in einem unscheinbaren Haus der Koneardäischen Altstadt, an das er klopfte, um nach einem kurzen Moment, wie man ihn für eine Inspektion durch ein Guckloch benötigte, von einem vermummten Angehörigen der Kutte eingelassen zu werden. Sein Pferd wurde entgegengenommen, und über eine kurze Treppe wurde er in das Innere eines Gebäudes geführt, das in seinem nüchternen Gepräge so gar nichts mit dem Haus zu tun hatte, das von draußen zu sehen war.
    Er wurde zu einem Raum gebracht, in dem ihn das ihm bereits bekannte Mitglied dieser Organisation erwartete. Schon bei der Begrüßung war für ihn kein Zweifel mehr, wer unter dem verhüllenden Umhang mit Kapuze steckte; er kannte diese Stimme, er kannte diese Sprechweise, und je öfter er mit Major-Delegat „Anander“ zusammentraf, desto sicherer wurde er, dass er sie auch schon länger kannte.
    „Sind Sie es, der hinter den Anweisungen aus dem Präfekterium steckt, die mich hier noch länger in Idirium halten?“, fragte er die Kutte.
    „Wie kommen Sie darauf?“ Auric glaubte ein Lächeln in dem Ton, in dem die Worte gesprochen wurden, mitklingen zu hören. „Tatsächlich wollte ich Sie noch um den Gefallen bitten, in einer heiklen Angelegenheit auf ihre Hilfe zurückgreifen zu dürfen.“
    „Etwas

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