Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin
geschienen hatte, war blasser geworden. Schatten drängten sich in ihr Blickfeld, Trugbilder ihres schwächer werdenden Geistes, daran bestand kein Zweifel. Schon bald würde sie nichts mehr umgeben als Finsternis. Wieder zwang sie sich, die Augen nicht zu schließen, bemühte sich mit aller Kraft, den Blick nicht von Braedons Gesicht zu wenden.
»Ariana, bleib bei mir«, flehte er, drückte ihre Hand und strich ihr mit den Fingern durchs Haar. »Bleib bei mir, meine Liebe. Kenrick, lauft und holt Hilfe. Vielleicht können die Mönche noch etwas für sie tun.«
Selbst in ihrem schwachen Zustand konnte Ariana den zweifelnden Blick sehen, den Kenrick Braedon zuwarf. Trotzdem nickte er ihm zu und wandte sich dann an Ariana. »Sei stark, Ana. Du bleibst bei uns, verstehst du?«
»Ich weiß nicht, ob ich … ich bin so müde, Kenrick. Ich möchte nur noch schlafen.«
»Nein.« Braedon schüttelte sie leicht und riss sie aus ihrem Dämmerzustand. »Du darfst nicht schlafen, meine Liebe. Du musst wach bleiben.«
Sie seufzte und fühlte, wie die Dunkelheit ihren Blick trübte. »Müde, Braedon … ich möchte nach Hause.«
»Scht«, wisperte er beruhigend. »Ich weiß. Ich werde dich nach Hause bringen. Ich verspreche es.«
»Lass mich nicht hier sterben, Braedon. Bitte … bring mich fort von hier.«
Er sah sie lange an, streichelte ihr über die Hand und zwang sie mit seinem Blick, weiter gegen den Schlaf anzukämpfen, der unaufhörlich von ihr Besitz ergreifen wollte. »Gut, mein Engel«, brachte er mühsam hervor. Kenrick hatte sich bereits erhoben. Er stand neben Braedon und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Braedon schaute zu ihm auf. »Bringen wir sie nach Hause, wie sie es wünscht. Es ist beinahe Mitternacht; die Flut hat gleich ihren höchsten Stand erreicht.«
»Ich finde eine Lösung, mit der wir die Insel am schnellsten verlassen können«, sagte Kenrick. »Am Fuße des Berges waren einige Boote festgemacht … «
Braedon nickte. »Beeilt Euch.«
26
Sie durfte nicht sterben.
Gott, steh mir bei, murmelte Braedon, lass sie nicht sterben!
War das der furchtbare Preis, den er für die Suche nach dem Drachenkelch zahlen musste, wie seine Mutter ihn gewarnt hatte? Er wünschte, er hätte es vorher gewusst. Sich selbst verfluchend, weil er die Warnung missachtet hatte, löste er Arianas Mantel von ihren Schultern und legte ihn zur Seite, damit er die Wunde begutachten konnte. Sie blutete noch immer, und mit jedem Augenblick, der verstrich, ließen Arianas Kräfte weiter nach. Immer häufiger fielen ihr die Lider zu, ihr Blick war trübe und verschwommen.
»Bleib wach, meine Liebe. Bitte … du musst wach bleiben.«
Wie konnte seine Stimme nur so ruhig klingen, wenn sein Herz wie eine dumpfe Trommel in seiner Brust schlug? Mühsam rang er um Fassung und versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Er musste Ariana das Gefühl geben, dass noch Hoffnung bestand, doch in Wahrheit spürte er nur namenloses Entsetzen. Ariana entglitt ihm, und der Kummer, sie zu verlieren, war unerträglich. Mittlerweile war es in dem kleinen Raum seltsam düster geworden. Das Licht schien im gleichen Tempo abzunehmen, mit dem das Leben aus Arianas schwachem Körper wich.
Ihre dünne Stimme durchdrang die zunehmende Dunkelheit. »Ich liebe dich, Braedon … so sehr. Ich liebe dich … «
»Mein Engel.« Er sah in ihre matten Augen, und tiefer Kummer begleitete jeden seiner Atemzüge. »Ich liebe dich, Ariana. Ich bewunderte dich bereits, als wir einander das erste Mal begegneten. Du musst wissen, dass ich dich von Anfang an liebte.«
Sie schüttelte schwach den Kopf, und ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Du edler Lügner … , du hast mich nicht geliebt … , dachtest, ich wäre nichts als … eine Last.« Ein leises Lachen entrang sich ihrer Kehle. »Nichts als Schwierigkeiten … , das hast du gesagt.«
Er fluchte leise und lächelte reumütig. »Das habe ich gesagt? Ich schwöre, daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Doch, sicher … « Sie schloss die Lider, als er ihr die Stirn streichelte und ihr eine verschwitzte Locke zurückstrich. »Eigensinnig sei ich … , hast du gesagt … , nie hat eine Frau dich so wütend gemacht … «
»Nichts als Gerede«, wiegelte er ab. »Du hättest wissen müssen, dass ich kein Wort davon ernst gemeint habe. Du bist ein Engel. Mein Engel.« Mit der Hand deutete er auf seine Brust. »Du bist mein Herz, Ariana.«
»Jetzt … sagst du mir das?« Sie
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