Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin
überlassen, wenn Ariana nur nicht in der Blutlache zu seinen Füßen sterben müsste. Sie war sein Licht, sein Herz – bei Gott, sie war alles, was in seinem Leben von Bedeutung war – , und nun würde er sie für immer verlieren.
Braedon ignorierte le Nantres und die bedrohliche Schwertspitze seines Handlangers, drehte sich um und kniete neben seiner Geliebten nieder. So viel Blut. Ihr Atem glich einem schnellen, flachen Keuchen. Die wunderschönen blauen Augen verloren ihren Glanz, als ihre Lider sich langsam senkten. Mit aller Kraft gelang es Ariana noch, Braedon ein Lächeln zu schenken.
»Braedon.« Es klang wie ein Seufzer, als sie seinen Namen mit den Lippen formte.
»Ich bin bei dir«, sagte er. »Ich bin hier. Ich werde dich nie verlassen, Ariana. Niemals.«
Ihr Kinn bebte. »Mir ist … so kalt.«
»Ich weiß, mein Engel.« Sanft nahm er sie in die Arme, um ihr ja nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen. »Ich werde dich wärmen. Hab keine Angst. Bleib nur ganz ruhig.«
Kenrick warf ihm einen mitleidsvollen Blick zu. Tiefe Sorgenfalten gruben sich in seine Stirn.
»Le Chasseur«, warnte Draec hinter ihm, »unser Geschäft ist noch nicht beendet.«
»Doch.« Braedon weigerte sich, einen weiteren Gedanken an le Nantres oder sonst etwas anderes zu verschwenden. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt Ariana. Wenn Draec vorhatte, ihn mit dem Schwert zu durchbohren, dann sollte er das tun. Es kümmerte ihn nicht. Lieber würde er sterben, als auch nur einen Moment ohne Ariana zu leben. »Wenn du mich töten willst, Draec, dann tu dir keinen Zwang an. Du hast mir bereits das Einzige genommen, das für mich von Bedeutung ist.«
Einige Augenblicke lang dachte le Nantres nach. »Ich werde dich nicht töten, alter Freund. Dein Tod war nie meine Absicht. Für mich ist nur der Drachenkelch von Bedeutung.« Er stieß einen Fluch aus. »Du sagst, dass du dich geirrt hast und Calasaar nicht hier in der Abtei zu finden ist, aber deine Ahnung hat dich hierher geführt. Ich vertraue deiner Gabe mehr als deinen Worten.«
Braedon schaute unverwandt auf Arianas bleiches Gesicht und strich ihr zärtlich über die Wange und die kühlen Hände. »Fahr zur Hölle, le Nantres.«
»Vielleicht werde ich das.« Draecs trockenes Lachen hallte in dem Gewölbe wider. »Du kannst mir ja einen Platz freihalten, wann auch immer ich dort eintreffen werde. Machen wir, dass wir aus der Krypta kommen«, sagte er zu seinem Begleiter. »Dieser Stein muss hier irgendwo in der Abtei sein. Ich werde ihn finden. Jetzt.«
Ariana wünschte sich so sehr, die Augen schließen zu können. Sie wollte nur noch schlafen. Das letzte bisschen Kraft schien sie verlassen zu haben, sodass sie nun schwer und matt in Braedons Armen hing. Sie spürte seine Hand auf ihrer Stirn, eine warme, beruhigende Berührung in der Dunkelheit, die ihre Sinne umfing. Von der Tür her vernahm sie schwere Schritte und das Rascheln von Stoff; Sporen klackten auf dem Steinboden, als Draec le Nantres und der andere Soldat sich auf die Suche nach Calasaar machten.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Braedons Gesicht vor sich. Seine Züge waren angespannt, fest drückte er ihre Hand an seine Brust. Sie konnte seinen Herzschlag an ihrer Handfläche spüren, gleichmäßig und kräftig. Sie konzentrierte sich auf seinen Pulsschlag, zog Kraft daraus. Solange Braedon sie in den Armen hielt, würde ihr nichts Böses passieren. Aber etwas stimmte nicht. Sein grauer Blick, den sie so gut kannte, erschien ihr allzu hell, von zu vielen Gefühlen beladen. In Braedons Augen lag Furcht und eine Besorgnis, die ihr schier das Herz brach.
»Muss ich sterben?«, fragte sie. Sie musste die Wahrheit wissen. »Ich fühle mich so … eigenartig … «
»Du wirst nicht sterben, meine Liebe. Sprich nicht davon.«
»Die Klinge … « Sie nickte schwach, als sie sich an den Augenblick des brennenden Schmerzes erinnerte. »Es tut so weh.«
»Scht. Ich weiß. Es tut mir so leid, mein Engel.«
Ariana bemühte sich, ihm zu sagen, dass alles in Ordnung sei, aber sie brachte kein Wort zustande, rang stattdessen nach Atem. Sie wollte Braedons Wange berühren, doch ihr Arm gehorchte ihr nicht mehr. Braedon umschloss ihre Hand mit seinen Fingern und hob sie an die Lippen. Wie zärtlich er war … , wie tröstend und stark … Sie wollte nie mehr von seiner Seite weichen.
Aber sie würde ihn verlassen müssen. Dunkelheit hüllte sie ein. Der Vollmond, der Augenblicke zuvor noch so unglaublich hell
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