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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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wertloses Schmuckstück zu bezahlen!«
    Der Goldhändler, entsann sich Serena erschrocken und hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
    Der beleibte Kaufmann zeigte mit dem beringten Finger auf sie. »Sie umklammerte mein Handgelenk und las meine Gedanken! Betrog mich um mein Geld! Sie ist eine Hexe, da bin ich mir sicher!«
    Serena hustete, krümmte sich und hielt sich den Bauch, da ihr Magen sich durch Silas’ Berührung schmerzhaft zusammenkrampfte. Unsanft packte de Mortaine sie beim Kragen ihres Umhangs und zerrte sie neben sich. Dann schleifte er sie zur Empore, wo Baron de Moulton und dessen Gemahlin in ängstlichem Schweigen verharrten.
    »Eine Hexe«, sagte Silas laut und vernehmlich für alle. »Dieser ehrbare Händler wurde Zeuge ihrer schwarzen Kunst, und soeben konnten wir alle in diesem Saal sehen, wie die Besessene versucht hat, meinen Geist mit ihren Zaubersprüchen und Teufeleien zu vergiften. Mylord, in dieser Frau wirkt das Böse!«
    Der Baron schwieg eine Weile und dachte nach. Seine Gemahlin blickte ihn entgeistert an, und Serena sah verschwommen, wie die Burgherrin sich rasch bekreuzigte.
    »Nein … « Serenas flehender Einwurf blieb ihr im Halse stecken. »Ihr … dürft ihm … nicht glauben.«
    »Es gibt nur einen Weg, diesen abscheulichen Auswüchsen zu begegnen. Mit der reinigenden Kraft des Feuers!«, rief Silas und hatte keine Mühe, Serena mit seiner gebieterischen Stimme zu übertönen. »Verbrennt diese Hexe!«
    Ein Gemurmel wogte durch die Menge, hier und da hielten sich die Frauen erschrocken die Hand vor den Mund. Schließlich ruhten alle Blicke auf dem Burgherrn, der nach kurzem Zögern kaum merklich mit dem Kopf nickte.
    »Nein!«, schrie Serena, und Todesangst erfasste sie, als der Baron den beiden bewaffneten Türwächtern bedeutete, sie zu ergreifen.
    »Schafft sie mir aus den Augen!«, fauchte de Mortaine die Wachen an. »Meine Gefolgsleute erwarten mich unten in der Stadt. Übergebt sie ihnen. Ich werde mich dieser Angelegenheit annehmen, und zwar auf meine Weise.«

27
    In Egremont wimmelte es von Gestaltwandlern. Das spürte Rand, als er die Stadt erreichte. Der Eindruck verstärkte sich noch, als er sich den Docks näherte, hoffte er doch, einen Bootsinhaber zu finden, der ihn in Kürze nach Schottland mitnehmen könnte. Unwillkürlich tastete er nach dem Kelch mit den Edelsteinen Calasaar und Vorimasaar, den er bei sich trug. Kaum sah er die Landungsstege vor sich, da entdeckte Rand wieder eines dieser stämmigen Geschöpfe. Doch neben dem Gestaltwandler stand ein edel gewandeter Ritter, den Kenrick of Clairmont ihm beschrieben hatte.
    Nicht weit von dem Kai beobachteten Draec le Nantres und der Abgesandte aus Anavrin das Geschehen bei den Booten. Rand sah, wie der Gestaltwandler plötzlich ruckartig den schweren, zotteligen Kopf hob, als habe er etwas gewittert. Schon drehte sich die große Gestalt um und ließ ihren scharfen Blick über das Gedränge auf der Hafenstraße schweifen. Kein Zweifel, das Untier spürte, dass der anavrinische Schatz ganz in der Nähe war. Mit einem Fluch mischte sich Rand wieder unter die Reisenden und Händler, um nicht entdeckt zu werden.
    Nun kam der Hafen für ihn als Fluchtweg nicht mehr infrage. Auch die Stadt war nicht sicher, wenn le Nantres und die Gestaltwandler in der Nähe waren. Rand ahnte, dass sich Silas de Mortaine ebenfalls irgendwo in der Stadt aufhielt. Auch er hatte gewiss den Weg nach Norden eingeschlagen, machte womöglich Rast in Egremont, um dann die Kapelle in Schottland ausfindig zu machen. Rand durfte keine Zeit mehr verlieren. Da er einen bedeutenden Teil des Drachenkelchs bei sich trug, musste er seinen Weg fortsetzen, bevor de Mortaines Häscher ihn ergreifen konnten.
    Mit langen Schritten strebte er den Stallungen zu. Er hatte die Silbermünzen bei sich, die er für Elspeths Anhänger erhalten hatte. Gebe Gott, dass es reichte, um ein Pferd zu erstehen. Falls nicht, so wäre er nicht der erste Schurke in seiner Familie, der einem Edelmann ein Pferd stahl …
    In den Stallungen standen die Pferde dicht gedrängt, was angesichts der vielen Besucher nicht überraschte. Die Tiere, die keinen Platz mehr in den Boxen gefunden hatten, waren in einem Pferch untergebracht worden. Vier junge Stallburschen striegelten die Pferde der Edelleute und versorgten sie mit Wasser und Hafer. Niemandem fiel auf, dass Rand die Stallungen betrat. Er wusste, dass Draec und der Gestaltwandler ihn jeden Augenblick aufspüren konnten;

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