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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Silas ein, doch seine Worte klangen nicht recht überzeugend. Und jetzt, da er die junge Frau genauer betrachtete, fiel ihm an ihrer Erscheinung etwas auf, das ihn beunruhigte.
    Unter ihrem wollenen Umhang trug sie ein Bliaut, das alles andere als gewöhnlich war. Er sah hauchdünne Seide aufblitzen, deren Farbspiel von kaltem Blau zu hellem Grün changierte, dann die Perlenstickereien …
    Das Gewand.
    Plötzlich wusste er, dass es nur das eine Gewand sein konnte, und das Blut pochte dröhnend in seinen Schläfen.
    Von plötzlicher Wut getrieben, stand Silas so abrupt auf, dass sein Stuhl ein Stück weit nach hinten rutschte. Behände wie ein junger Mann sprang er über den Tisch und landete mit einem dumpfen Laut seiner schweren Stiefel auf dem Holzboden der Empore. Ein Raunen ging durch den Saal, denn inzwischen waren auch die letzten Gäste von ihren Plätzen aufgestanden. Die Frau trat einen ängstlichen Schritt zurück, als Silas sich ihr drohend näherte, doch sie rannte nicht fort.
    »Wer seid Ihr?«, verlangte er barsch.
    »Mylord«, schaltete sich der Burgherr mit mahnender Stimme ein, »lasst die Frau sprechen, ich bitte Euch.«
    Silas indes konnte seinen Zorn und seinen Unglauben kaum zurückhalten. Mit schroffer Hand schlug er den Umhang der Frau zurück, sodass mehr von dem hauchzarten Gewebe sichtbar wurde. Nur ein einziges Mal in seinem Leben hatte er dieses Gewand gesehen, doch er hatte es nie vergessen. Jeder schimmernde Faden und jede schillernde Perle verrieten die magische Herkunft. Und während er dastand und auf das königliche Gewand aus Anavrin starrte, durchzuckte ein Name seine weit verzweigte Erinnerung.
    Calandra.
    »Wie seid Ihr an dieses Gewand gekommen?«, zischte er. »Antwortet mir, Frau! Wer, zum Teufel, seid Ihr?«
    Trotzig hielt die junge Frau seinem strengen Blick stand. »Die Frage müsste vielmehr lauten: Wer seid Ihr? Und wie schwarz ist die Magie, derer Ihr mächtig seid?«
    »Jemanden der Hexerei zu bezichtigen ist ein schwerer Vorwurf«, gab de Moulton zu bedenken. »Ihr solltet Eurer Sache sehr sicher sein, gute Frau, und Beweise vorbringen können, wenn Ihr Eure Anschuldigungen aufrechterhalten wollt.«
    Dass die junge Frau mit einem Mal verstummt war, gefiel Silas de Mortaine. Er sah die Angst in ihren Augen und genoss diesen Anblick. Dennoch, Calandras Gewand blieb ihm ein Dorn im Auge. Aber er würde der Sache auf den Grund gehen, sobald er dieses unverschämte Weib in seine Schranken gewiesen hatte.
    »Wohlan. Offenbar hat das junge Ding es sich noch einmal anders überlegt«, verkündete Silas selbstgefällig und wandte sich mit einer eleganten Drehung wieder der Empore zu.
    Er war schon im Begriff, zu seinem Platz zurückzukehren, überzeugt, diese unerwartete Unterbrechung für den Moment überspielt zu haben. Doch ehe er einen Schritt machen konnte, spürte er, dass sich die junge Frau auf ihn stürzte.
    Ihre blauen Augen, die an die Tiefen der See erinnerten, blieben an ihm haften. Dann umfasste sie seinen Arm mit ihrer zierlichen Hand. Mit einer Kraft, die er ihr nicht zugetraut hätte, hielt sie ihn umklammert, und eine unerklärliche Wärme breitete sich in seinem Arm aus, die er zusehends als unangenehm empfand. Dabei war sie diejenige, die zusammenzuckte, als leide sie plötzliche Qualen. Schweißperlen schimmerten auf ihrer Stirn, ihre Lippen bebten. Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick ohnmächtig werden.
    »Dieser Mann … « Ihre Stimme verlor sich, doch dann setzte sie erneut an und straffte sogar die Schultern, als es schon so aussah, als würde sie zusammenbrechen. »Dieser Mann ist ein Verbrecher. Er ist ein Dieb und ein Lügner. Er hat unschuldige Frauen und Kinder ermordet. Vor allem aber ist er ein seelenloses Geschöpf, das die schwarze Magie beherrscht.«
    Silas’ kaltes Lachen war das einzige Geräusch, das in dem folgenden Moment der Stille in der Großen Halle zu hören war. Er blickte sich um, sah besorgte Mienen und schaute in Augen, in denen Argwohn lag. Sämtliche Blicke waren auf ihn gerichtet.
    »Lord de Moulton«, sagte die junge Frau, »ich bin gekommen, um Euch und alle, die hier versammelt sind, zu warnen, dass der Teufel heute Abend hier umgeht. Sein Name ist Silas de Mortaine.«
    Serena wusste nicht, woher sie die Kraft genommen hatte, vor all den Leuten so zu sprechen. Sowie sie Silas de Mortaine berührt und gespürt hatte, wie seine abgrundtiefe Boshaftigkeit durch die Kraft der Ahnung in ihre Adern strömte, hatte sie

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