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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Wachen trugen die Fahne mit den Farben des Barons de Moulton voraus. Dahinter rumpelte ein Karren über die Pflastersteine, der von zwei stämmigen Kutschpferden gezogen wurde und auf dessen Ladefläche ein Käfig aus Holz und Eisen befestigt war. Der Käfig war dunkel, aber durch die Gitterstreben hindurch sah Rand eine Frauengestalt, die in der zunehmenden Dämmerung wie eine schwache blaue Flamme glomm.
    Kein Zweifel, die Frau in dem blau schillernden Gewand war seine Geliebte.
    »Serena!«, rief er und trieb sein Pferd auf dem schmalen Weg an.
    »Macht Platz!«, herrschte ihn eine der Wachen an, als Rand mit grimmiger Miene heranpreschte.
    »Serena! Ich bin bei dir!«
    Er sah ihre Finger, die sich um die Eisenstäbe schlossen; ihre schöne, helle Haut hob sich von dem schwarzen Metall ab. Sie versuchte, einen Blick auf ihn zu erhaschen, und dann hörte er, wie sie nach ihm rief: »Rand!«
    Er missachtete die Anweisung der vorderen Wachen und lenkte sein Pferd seitlich an dem kleinen Tross vorbei, bis er den Gefangenenwagen erreichte. Schließlich gaben die Wachen es auf, für Ordnung zu sorgen, da sich inzwischen auch die Leute aus der Stadt um den Wagen scharten und Serena mit teils mitleidsvollen, teils hämischen Blicken begafften. Das schwere Fuhrwerk kam zum Stehen, da die Leute den Weg blockierten, doch dann bedeutete der Befehlshaber des Trosses dem Mann auf dem Kutschbock, nicht unnötig innezuhalten. Und so setzte sich das Fuhrwerk unter dem Knallen der Peitsche wieder in Bewegung. Die Menge der Schaulustigen machte Platz, und Rand lenkte sein Pferd so, dass es unmittelbar neben dem Käfig traben konnte.
    »Beim Allmächtigen!«, rief er und wünschte sich inständig, alles möge nur ein böser Traum sein, als er Serena in diesem Zustand vorfand. Sie sah hinter den dicken Gitterstäben des Käfigs so hilflos aus. So verängstigt. »Was ist geschehen? Warum bist du nach Egremont gekommen? Was hast du dir nur dabei gedacht, Serena?«
    Er streckte die Hand nach ihr aus und berührte ihre Finger. Sie waren kalt. In ihren blauen Augen schimmerten Tränen.
    »Ich musste dich finden«, schluchzte sie und ergriff seine Hand so fest, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. »Du bist ohne ein Wort des Abschieds gegangen. Ich wollte dir nur helfen.«
    »Ich ging, um dich in Sicherheit zu wissen!« Rands Pferd scheute und strebte zur Seite, als sich die Leute dichter um das Fuhrwerk drängten. Doch schließlich gelang es Rand, den Zelter mit einem energischen Ruck an den Zügeln ruhig zu halten. »Ich werde dich hier herausholen, Liebste. Das schwöre ich. Ich werde dich zurück zur Waldhütte bringen, wo du hingehörst … «
    »Nein.« Serena schüttelte energisch den Kopf und zog ihre Hand zurück. »Ich werde nicht wieder zur Hütte gehen. Das kann ich nicht. Alles war nur auf Lügen aufgebaut, Rand. Sie hat mich belogen – all die Jahre glaubte ich, Calandra wäre meine Mutter. Nie hätte ich gedacht, dass die Geschichten, die mir von klein auf so vertraut waren, wahr sind.«
    »Die Legende des Kelchs? Wie meinst du das? Was war gelogen?«
    »Alles war gelogen!«, rief sie. »Wir sind blutsverwandt, Calandra und ich, aber sie ist nicht meine Mutter. Sie ist viel älter. Sie lebt schon eine lange Zeit, genau wie er. Oh, Rand! Du wirst mich hassen, wenn du erfährst, wer ich wirklich bin – wessen Blut in meinen Adern fließt.«
    »Erzähl es mir«, forderte er sie auf. Sein Pferd scheute, als das Fuhrwerk über eine tiefe Furche rumpelte und der Käfig sich zur Seite neigte. »Serena. Uns bleibt nicht viel Zeit. Was hast du mir zu sagen?«
    »Silas de Mortaine«, fuhr sie fort, doch ihre Stimme war bei den knarrenden Geräuschen des Fuhrwerks und dem Gemurmel der Schaulustigen kaum zu verstehen. »Er war der Ritter, der einst den Drachenkelch aus Anavrin stahl.«
    »Was?«, rief Rand ungläubig und stieß einen Fluch aus. »Woher weißt du das?«
    »Von ihr. Ich ahnte bereits etwas, doch dann erzählte sie mir alles. Er war der Sterbliche, der den Schleier zwischen unserer Welt und Anavrin durchtrennte. Und es war meine Mutt… es war Calandra«, verbesserte sie sich, »die ihm aus dem Kelch zu trinken gab, als sie den Ritter sterbend am Wasserfall vorfand. Sie schenkte ihm Unsterblichkeit, Rand. Sie ist die Prinzessin aus Anavrin, die de Mortaine vor all den Jahren zu dem Drachenkelch verhalf.«
    »Beim Heiligen Kreuz!« Rand hatte das Gefühl, einen schweren Schlag gegen die Brust erhalten zu haben. »Das

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