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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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deshalb musste er rasch handeln.
    Während sich die Burschen über das Festmahl oben in der Burg unterhielten und sich wegen der Arbeit beklagten, begutachtete Rand auf die Schnelle die Pferde, die in den Boxen schnaubten und mit ihren Hufen den Staub aufwirbelten. Er entdeckte einen Zelter – dem schlanken Körperbau nach zu urteilen, war dies das Pferd eines Boten – und war kurz davor, die Burschen zu bestechen, ihm dieses Tier zu überlassen, als ein anderer Junge in die Stallungen lief und außer Atem stehen blieb.
    »Hal! Jos! Wo sind Ned und Bren?« Die Burschen rannten herbei, mit Forken in den Händen und nach Dung und Schweiß riechend. »Ihr müsst alle kommen – ihr glaubt nicht, was geschehen ist!«
    Rand verspürte ein warnendes Prickeln, als er die atemlos vorgebrachten Worte des jungen Burschen hörte. Er ahnte nichts Gutes, und unwillkürlich legte er die Hand auf den in Leinen eingeschlagenen Schatz, den er unter seinem Umhang verbarg; mit der anderen Hand umfasste er den Knauf des Schwerts, das er dem toten Gestaltwandler abgenommen hatte. Er blieb in den Schatten der Stallungen verborgen und lauschte den aufgeregten Stimmen der jungen Burschen.
    »Ich bin so schnell gerannt, wie ich konnte, um es euch zu erzählen!«
    »Was ist denn, Dag!«
    »Ja, was ist geschehen?«
    »Die Burg! Es gab einen Zwischenfall beim Festmahl … «
    Rands Magen krampfte sich zusammen, und eine düstere Vorahnung beschlich ihn. Er rechnete damit, dass ein großer schwarzer Wolf oben in der Burg aufgetaucht war. Vielleicht hatte sogar ein Mann namens Silas de Mortaine Unheil über die Feier gebracht. Bei den folgenden Worten aber verblassten all diese Vorstellungen.
    »Ich hab’s selbst gesehen«, rief der erste Junge aufgeregt. »Kommt mit mir – dann zeig ich’s euch! Sie haben eine schwarzhaarige Hexe oben in der Burg festgenommen!«
    Rand spürte die Furcht wie eine weiß glühende Spitze in seiner Brust. Er wollte diese Möglichkeit nicht zulassen, und doch belastete ein einziger Gedanke sein Herz …
    Serena …
    Mit ausgelassenem Gejohle liefen die jungen, abenteuerlustigen Burschen aus den Stallungen. Rand blieb einen Moment lang wie betäubt stehen und spürte, dass sein Vorhaben ins Wanken geriet. Zwar wusste er, dass er auf der Suche nach dem Drachenkelch keine Zeit mehr vergeuden durfte, da ihn die Gestaltwandler jeden Augenblick stellen konnten. Aber tief in seinem Innern ahnte er, dass dort oben in der Burg nicht irgendeine bedauernswerte Frau der Hexerei bezichtigt worden war, wie es der Bursche berichtet hatte. Nein, dort war niemand anders als Serena dem Aberglauben furchtsamer Menschen zum Opfer gefallen.
    Er durfte sie nicht ihrem Schicksal überlassen.
    Aber er durfte doch auch nicht den Kelch, den er bei sich trug, mit zur Burg nehmen, falls Silas de Mortaine zu den Gästen gehörte. Und davon ging Rand aus. Angespannt schaute er von den Forken zu dem Dunghaufen, den die Burschen im hinteren Teil des großen Stalls zusammengeschoben hatten. Dort würde wohl niemand freiwillig suchen, und außerdem blieb Rand keine andere Wahl.
    Er packte eine der Forken und grub ein tiefes Loch in den noch dampfenden Misthaufen. Mit flinken Fingern löste er den Knoten des Leinentuchs, das er sich unter dem Umhang wie einen Beutel um den Leib geschlungen hatte, und versteckte den wertvollen Kelch in dem übel riechenden Haufen.
    »Beim Heiligen Kreuz, es darf nicht Serena sein«, sagte er, warf die Forke fort und lief zu dem Zelter, den er sich zuvor ausgesucht hatte. Rasch hatte er das Pferd losgebunden und schwang sich auf den bloßen Rücken, da ihm keine Zeit mehr blieb, nach einem passenden Sattel Ausschau zu halten. »Gebe Gott, dass ich mich irre!«
    Er stieß dem Pferd die Stiefelabsätze in die Flanken, sprengte aus dem großen Stalltor und hielt auf den langen Weg zu, der sich von der Stadt zur Burg hinaufschlängelte. Allerdings war er nicht der Einzige auf dem Weg; schon schob sich eine aufgebrachte Menge aus der Stadt in Richtung Burg. Einige saßen auf Pferden, andere rannten voraus, während der gemeine Mob den Aufstieg zur Burg mit grimmigen Schritten bestritt. Stimmen wurden laut, der Hexe einen Scheiterhaufen auf dem Marktplatz zu bereiten.
    Mit einem Fluch auf den Lippen ließ Rand die Menge hinter sich und galoppierte voraus.
    Dann erst wurde er gewahr, worauf sich der Zorn der aufgebrachten Leute richtete.
    Ein kleiner Trupp verließ das mit einem Fallgitter bewehrte Torhaus der Burg. Die

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