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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hier innerhalb der sicheren Mauern der Qal'at al-bahr festgehalten bleibt, schon zum Schutz vor Naiman!« Yves nickte grimmig, aber Marc de Montbard fuhr fort. »Ich bin nicht gewillt, mir das Pfand durch Leichtfertigkeit aus der Hand nehmen zu lassen, weder tot - wie es die Mamelucken wünschen -, noch lebend - wie es sich die Mongolen erhoffen!«
    Mir war klar, und Yves wohl auch, dass es für beide Varianten noch weitaus mehr Anwärter gab. Und Yeza als ahnungsloser Spielball mittendrin!
    DIE ALTE ZISTERNE lag weit von der Burg entfernt, tief unter dem gewaltigen, in den Felsen geschnittenen Graben. Sie war seit Jahrzehnten nicht mehr gebraucht worden, man hatte die Wasserversorgung ins 410
    geschützte Innere der Mauern von Beaufort verlegt. Der abgelegene, unterirdische Raum war geräumig und trocken, von oben fiel durch den kreisrunden, nicht einmal vergitterten Einlass das Licht der Sonne. Als Fluchtmöglichkeit blieb er den Gefangenen dennoch verschlossen, viel zu hoch in der gewölbten Decke öffnete sich das Loch. Täglich wurde ein Korb mit Speisen zu Roc und seinen Gefährten heruntergelassen, auch ein hölzerner Bottich mit frischem Wasser. Doch es war die Einsamkeit, diese völlige Stille, die ihnen zu schaffen machte, diese Ohnmacht, von niemandem gehört zu werden, außer von den Ohren der übel gelaunten
    Mitgefangenen. Guy de Muret war der Unruhigste von allen, er litt förmlich darunter, untätig herumzusitzen.
    Immer wieder strich er die Wände entlang, seine Fuchsaugen suchten sie nach jeder Anomalie ab, die einen möglichen Weg in die Freiheit weisen könnte. Hoch über ihren Köpfen, kaum einen Fuß breit unter dem Gewölbeansatz der Decke, verlief ein Mauersims rings um den Raum, wahrscheinlich verbarg es die
    Überlaufrinne, und die musste schließlich in einem Abflussrohr enden - soweit seine schlauen, doch völlig nutzlosen Überlegungen, denn selbst bis zu dieser Höhe konnten sie nicht gelangen! Doch dann entdeckte Pons den eisernen Haken oben in der Wand! Mithilfe der zusammengebundenen Stricke von Korb und Kübel gelang es nach vielen fruchtlosen Versuchen schließlich dem Geschicktesten von ihnen, und das war Roc, das Seil über den vorstehenden Haken zu schleudern.
    Baitschu war zweifellos der Leichteste von allen. So wurde der in den Korb gesetzt und vorsichtig hochgezogen.
    Der Knabe zeigte sich als sehr gewandt, er schwang sich über den Rand der Rinne -und war vor ihren Blicken verschwunden! Baitschu kroch das gesamte Gesims ab, bis er endlich stolz verkündete, er habe den Ab-fluss entdeckt, sogar das helle Tageslicht sei am Ende der Röhre zu sehen, doch schiene sie ihm sehr eng. Wie sie noch dastanden und beratschlagten, hörten sie Stimmen oben am Einlass der Zisterne: Die Strolche des Herrn Julian beugten sich über das Loch und riefen nach David dem Templer! Alle waren sehr erschrocken, aber besonders der stille David, der den ganzen Tag in der Ecke hockte und wahrscheinlich betete, wie Guy oft spottete.
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    »Sie wollen mich töten!«, sagte er und schlotterte am ganzen Leib.
    »Vielmehr«, versuchte der dicke Pons ihn zu trösten, »werden sie dich gegen uns aufzubringen versuchen? «
    »Ich will Euch nicht verlassen!«, wandte sich der einarmige Templer flehentlich an Roc. »Erklärt ihnen, dass ich mich weigere!«
    Die von oben hatten gut zugehört. »Euch geschieht nichts!«, riefen sie herab. »Wir bringen Euch zu Frau Johanna!« Das verwunderte das Häuflein in der Tiefe der Zisterne noch mehr, doch die Strolche hatten keine Lust, weitere Zeit zu verlieren. Sie ließen eine Holzkiepe an einem starken Strick hinab. »Wenn Ihr jetzt nicht einsteigt, gibt 's ab sofort nichts mehr zu essen!«
    Das wirkte. David umarmte die Gefährten, stieg in das Traggestell und wurde stehend hochgezogen. Als sie wieder allein waren, riefen sie nach Baitschu. Der Knabe antwortete nicht. Da mussten sie hoffen, dass es ihm gelungen war, durch die Röhre zu entkommen.
    »Wäre er stecken geblieben«, beruhigte Guy die besorgten Gefährten, »hätte er bestimmt um Hilfe gerufen!«
    So recht überzeugen tat dies niemanden, denn wenn einer in solcher Enge festgeklemmt war, schluckte der eigene Leib jedes Wort, das der Mund vorne schrie. Sie hielten inne und lauschten in die Stille: nichts!
    David wurde tatsächlich zu Frau Johanna gebracht, allerdings nicht in ihre Kemenate hoch droben im Donjon, sondern die Burgherrin erwartete den Templer in der Waschküche.
    »Wollt Ihr mich baden?«,

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