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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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seiner Spiritualität eingebüßt«, musste er zugeben, »seine fast mystische Ausstrahlung ist ihm abhanden gekommen, seit er sich dem Erwerb irdischen Besitzes zugewandt, mehr und mehr an so genannten Sicherheiten hängt, statt der Stärke des Geistes und dem Bollwerk seiner elitären Regeln zu vertrauen - «
    Baibars konnte ihm nur zustimmen. »Die Mächte, die einst hinter dem Orden standen, haben sich selbst ihrer magischen Kräfte entgehen!« Doch er durfte sich nicht auf die Gedankenwelt der Gegenseite einlassen! »Wer heute noch an das Hirngespinst vom überirdischen Friedenskönigtum glaubt, ist ein Narr!« Dabei übersah er völlig, wie sehr er damit sein Gegenüber in dessen Selbstverständnis traf. Oder lag ihm daran, den Mut und Willen des Roten Falken zu brechen? Ungerührt fuhr Baibars fort. »Was Syrien braucht, sind keine mit unhaltbaren Versprechungen irregeleiteten, unreifen, letztlich bedauernswerten Geschöpfe, sondern eine starke Hand! Hand und Schwertarm der Mamelucken, die dort für Ordnung sorgen - und irgendwann die Ritter und die Barone zurück ins Meer jagen, über das sie gekommen sind!« Sinnend, fast bekümmert ruhte sein Blick auf dem Roten Falken. »Also schlagt Euch das aus dem Kopf!«, gab er ihm den guten Rat, doch der Angesprochene hörte kaum hin.
    Durch die offene Zelttür sah er, wie seine Begleitmannschaft in Ketten vorbeigetrieben wurde, unter Peitschenhieben. Es war sinnlos, dass er sich empörte, er tat es um seiner Würde willen. »Was geschieht mit den Männern?«
    »Sklaverei - wenn sie Glück haben«, beschied ihn der Mameluk mit von Erstaunen gerunzelter Stirn, »ansonsten werden sie in der Hauptstadt dem Volkszorn überantwortet.«
    »Sie waren meine Eskorte als Gesandter!«
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    Baibars sah ihn offen an. »Wer sagt, dass es Euch sehr viel anders ergeht?!« Er besann sich darauf, dass er seinem Gegenüber eine bessere Erklärung schuldete. »Ich will Euch sogar abnehmen, Fassr ed-Din, dass Ihr nicht mit unseren Gegnern, den Mongolen, konspiriert«, er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, damit das nun Folgende sich in aller Schärfe vom bisherigen Geplänkel abhob, »aber Ihr wiegelt die fränkischen Barone auf, nicht in den Mongolen, sondern in uns, den Mamelucken, ihre wahren Feinde zu sehen! Das könnt Ihr nicht abstreiten - genauso wenig wie es den Franken helfen wird!« Wieder verhielt er, um die Wirkung seiner Worte noch zu steigern. Der Rote Falke zuckte mit keiner Miene. »Es beweist Eure verräterische Einstellung - oder wollt Ihr leugnen, welche Haltung Ihr zu Akkon an den Tag gelegt habt?!« Fassr ed-Din biss die Zähne aufeinander, Baibars ließ sich zur Heftigkeit hinreißen. »Ihr seid schon lange kein Ägypter mehr und auch kein rechter moslem sahih!«
    Der Beschuldigte schwieg lange, bevor er in wiedergewonnener Ruhe erwiderte. »Meinen festen Glauben an Allah und an seinen Propheten Mohammed könnt Ihr mir nicht nehmen, Baibars.«
    Der Mameluk erhob sich schwerfällig, die Auseinandersetzung zeigte auch bei ihm ihre Spuren. »Dann betet!«, forderte er müde den Mann auf, dessen Schicksal in seine Hände gegeben war. »Ich überlasse Euch mein Zelt«, überraschte er sich selbst noch mehr als den Roten Falken. »Legt Euch zu Eurem Weibe, und versucht zu schlafen - mir wird das nicht gelingen!« Mit einer abrupten Bewegung stürmte er zum Ausgang, von wo er sich noch einmal umwandte, ohne dem anderen in die Augen zu sehen. »Morgen Früh werde ich Euch das Urteil wissen lassen!«
    AUF BEAUFORT SASS DAVID DER TEMPLER nun schon den zweiten Tag beim Gesinde und wartete
    darauf, dass die Mägde ihm sein Lederwams und seine Clamys zurückerstatteten. Stattdessen versuchten die Weiber, alte wie junge, ihn mit frivolen Lockungen zu überreden, sich auch noch von seinen Beinkleidern zu trennen, denn sicher hätte
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    seine Leibwäsche es ebenfalls nötig, einmal in kräftiger Lauge ordentlich geschrubbt zu werden! Ob es denn stimmen würde, hänselten sie ihn, dass die Templer niemals das grobe Tuch wechseln, das sie unter den Hosen um ihre Lenden geschlungen trügen? David litt unter den Anspielungen mehr, als er sich anmerken ließ, er wünschte sich nur eines, dass sie ihm seine Sachen wiedergäben, um dann staute pede in die stille Zisterne zurückzueilen, wo seine Gefährten gefangen gehalten wurden. Doch auf sein Drängen bekam er nichts als Ausflüchte zu hören oder schnöde Scherze. Allerdings schütteten sie ihm in einem Verschlag reichlich Stroh

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