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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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dem
    »Überbringer einer Botschaft« - ein Ausdruck, der schon von grober Missachtung des Gesandten-Status zeugte -
    die gewünschte »Anhörung«. Madulain wurde bedeutet, dass ihre Anwesenheit bei der Unterredung nicht erwünscht sei. Baibars behandelte den »Emir Fassr ed-Din«, obwohl sie sich seit langem kannten, wie einen Fremden, um nur ja keine Vertraulichkeit aufkommen zu lassen - denn die gibt es auch unter erbitterten Feinden.
    Dem Roten Falken war diese Distanz nur recht. Er trug ohne Umschweife und im Namen Kitboghas die Botschaft vor, die er überbringen sollte: die Erklärung, dass die Mongolen nichts als friedliche Absichten gegenüber dem Sultan von Kairo hegten -
    »Damit kommt Ihr zu spät«, bürstete ihn Baibars sofort ab. »Die Einnahme von Nablus und vor allem von Gazah spricht eine andere Sprache!«
    Der Rote Falke war auf diesen Einwand vorbereitet. »Daran soll ein Waffenstillstand nicht scheitern«, zeigte er sich geschmeidig. »Wir ziehen die Truppen aus den von Euch beanstandeten Plätzen zurück - «
    »Jetzt sprecht Ihr schon von >wir<, Fassr ed-Din!«, nagelte ihn Baibars mit dem tückischen Blinzeln eines kampferprobten Bären fest, bevor er dem Roten Falken den nächsten Prankenhieb versetzte. »Was hat den abtrünnigen Sohn Ägyptens eigentlich dazu getrieben, sich mutwillig in unsere Hände zu begeben?!«
    »Das wisst Ihr genau, Rukn ed-Din Baibars!«, schlug der jetzt zurück. »Mir geht es nicht um die Mongolen!«
    Der Bär richtete sich auf. »Bis zu seinem letzten Atemzug diente Euer Vater ergeben dem verkommenen letzten Sultan der Ayubiten!«
    Der Rote Falke verschluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag: >Der Großwesir fiel im Kampf, bei der Verteidigung Ägyptens gegen den König der Franken - der Sultan hingegen von Meuchelhand - Eurer Hand, Baibars!< »Immerhin einer der Nachkommen des großen Saladin!«, stellte er nur klar.
    Das reizte den Bären. »Und die wollt Ihr wieder auf dem Thron
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    sehen?!« Sein lauernder Hohn verfehlte sein Ziel, doch der Rote Falke verließ von sich aus die Deckung.
    »Nein!«, erklärte er fest. »Mein Verstand gebot mir, mich mein Leben lang für die Aussöhnung zwischen Orient und Okzident einzusetzen, was mir Euren Spott eintragen mag - « Er besann sich seines Stolzes, des selbst gewählten roten Greifvogels in seinem Wappen. »Doch mein Herz schlägt für Roc Trencavel und Yeza Esclarmunde, das Königliche Paar, dem die Friedensherrschaft bestimmt ist über diese Welt von Elend und Krieg!« Sein hochaufgerichtetes Flügelschlagen empfand er selbst nicht einmal als lächerlich, aber Baibars entlockte es ein Schmunzeln, und er holte aus zum nächsten Hieb.
    »Die beiden in Damaskus oder Jersualem, gar in Kairo auf dem Thron sehen zu wollen«, seine Stimme wurde hart, »grenzt an Hochverrat, denn alles Land bis Euphrat und Tigris steht allein dem Sultan von Kairo zu!«
    Der Rote Falke achtete des Schlages nicht. »Was hindert ihn«, fuhr er in seinem Höhenflug fort, »Roc und Yeza
    - unter seiner Oberherrlichkeit - dort regieren zu lassen, wo seit dem Tode Sala-dins nur Hass und gewaltsamer Tod geherrscht haben?!«
    Der Mameluckenemir schaute sein Gegenüber befremdet an. »Daran tragen Eure christlichen Freunde ein gerütteltes Maß an Schuld«, gab er vorweg zu bedenken. »Wie stellt Ihr Euch das eigentlich vor?« Baibars bemühte sich, nicht wieder in den Ton des Anklägers zu verfallen, sondern warb eher um Verständnis. »Der muslimische Sultan von Kairo duldet in seinem Machtbereich, und damit in seiner Verantwortung vor Allah, auf syrischem Boden, getränkt vom Blut der Märtyrer des wahren Glaubens - ein christliches Herrscherpaar?!«
    Der Rote Falke hatte längst abgehoben. »Mit der Kirche Roms haben der Trencavel und seine Prinzessin so wenig zu schaffen wie Ihr und ich«, fiel ihm gerade noch die mysteriöse Herkunft der beiden ein, bevor er wieder ins Schwärmen verfiel, »doch dem Islam würden sie den Frieden bringen mit den streitsüchtigen Orden und den machtgierigen Baronen des Königreichs von Jerusalem!«
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    »Soviel ich weiß«, entgegnete der Mameluk trocken, »halten die wenig von Euren Schützlingen.« Er wiegte seinen Bauernschädel, als würde er dies sogar bedauern. »Nicht einmal auf die Templer können sie sich noch verlassen - «
    Der Rote Falke fühlte, wie ihm die Schwingen erlahmten, so sehr er sich auch dem Unvermeidlichen entgegenstemmte, er sank herab zur Erde. »Der Orden hat viel von

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