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Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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Einfluss mit Rose machen würde. Er hätte darauf gefasst sein müssen, dass sie ihn mit Grauen in den Augen ansehen würde, und doch hatte ihn ihr Blick bis ins Mark getroffen, als er von der Lichtung zurückgekehrt war.
    Seit diesem Moment war sie ihm aus dem Weg gegangen, hatte in der Kutsche vermieden, ihn anzusehen.
    Unruhig wanderte er nun in seinem Zimmer auf und ab, ein ums andere Mal raufte er sich die Haare, aber es gelang ihm einfach nicht, die Anspannung loszuwerden. Frustriert warf er sich aufs Bett und starrte gegen die Decke, die vom flackernden Schein einer Petroleumlampe erhellt wurde. Die zuckenden Schatten erinnerten ihn an das Blut, das er an diesem Tag vergossen hatte, und stöhnend schloss er die Augen.
    Als ein schriller Schrei aus dem Zimmer der beiden Frauen ertönte, fuhr er mit einem Ruck in die Höhe.
     
    Rose hatte geträumt. In ihrem Traum hatte sie den Hünen gesehen, der sich über sie gebeugt und mit einem sadistischen Grinsen ihre Beine auseinandergedrückt hatte. Anders als in Wirklichkeit, wo Alan sie vor der Vergewaltigung gerettet hatte, war er in ihrem Traum nicht da gewesen, um ihr zu helfen. Schwer hatte der Hüne sich auf Rose gelegt und sie mit seinem gesamten Gewicht zu Boden gepresst, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte. Und dann war er mit roher Gewalt in sie eingedrungen.
    In diesem Moment war Rose schreiend erwacht.
    „Rose?“ Enoras Stimme klang verschlafen. Finsternis hockte im Zimmer wie ein Raubtier.
    Im nächsten Moment war jemand bei ihr. Rose zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihren Schenkel legte. Ein panischer Schrei entwich ihrer Kehle.
    „Scht! Ich bin es!“
    Alan! Ihr war beinahe schwindelig vor Erleichterung.
    „Du hast nur geträumt“, sagte er. „Es ist alles gut!“
    Kurz sah sie ihn wieder mit blutbesudeltem Gesicht vor sich. Sie zögerte, doch dann drängte sie sich an ihn, suchte Schutz bei ihm. Er war ihr Fels. Er würde sie beschützen. Er war in der Lage dazu. Mit beiden Armen umfing er ihre zitternden Schultern. Wiegte sie.
    „Sie hat nur geträumt“, sagte er zu Enora, die sich nun daran machte, eine Lampe zu entzünden.
    Als die Flamme die Dunkelheit verscheucht hatte, sah Rose in Alans ernstes Gesicht. Etwas schimmerte in seinen Augen, das sie nicht zu deuten wusste. War es etwa Angst? Aber wovor?
    „Es war nur ein Traum, Rose“, sagte er leise. Sein Atem strich sanft über ihre Lider, so nah war er ihr. „Nur ein Traum!“ Er sagte es, als müsse er selbst sich an diese Worte klammern. Von der Seite her warf er Enora einen Blick zu, und die kletterte missmutig aus ihrem Bett.
    „Ich glaube, ich gehe dann mal besser nach nebenan“, grummelte sie. An der Tür blieb sie kurz stehen, musterte Alan mit ernster Miene. „Sicher, dass ich euch allein lassen kann?“, fragte sie.
    Alan legte den Kopf schief, als lausche er in sich hinein. „Ja“, nickte er dann. „Für heute ist Branwens Blutdurst gestillt. Rose ist sicher in meiner Nähe.“
    Enora nickte, als teile sie diese Meinung. „Gut. Dann versucht, ein bisschen zu schlafen.“ Mit diesen Worten zog sie die Tür hinter sich zu, und Rose und Alan waren allein.
    Rose kuschelte sich an ihn. „Der Traum ...“ Sie unterbrach sich, wartete.
    „Ja“, sagte Alan zögernd.
    „Der Kerl von vorhin ... der große ... er hat ...“ Sie schluckte, und die Erinnerung an den Schmerz, den sie in ihrem Traum erlitten hatte, war schwer auszuhalten. „In meinem Traum hat er getan, woran du ihn gehindert hast.“
    Sie konnte spüren, wie er sich verkrampfte. Ein leises Stöhnen kam aus seiner Kehle, und sein Atem strich ihr warm über die Haare. Sehr sanft berührte er die aufgeplatzte Stelle an ihrer Unterlippe, wo der Hieb des Hünen sie getroffen hatte. „Er wird dir nie wieder etwas tun können“, sagte er mit rauer Stimme.
    Rose schloss die Augen. „Ich weiß.“ Wieder sah sie Alan und all das Blut auf seinem Gesicht vor sich, und sie wusste nicht, ob sie erleichtert oder entsetzt sein sollte. „Du hast ihn getötet.“ Sie konnte nicht anders, sie musste es einfach fragen. „Du hast sie alle vier getötet, oder?“
    Lange Zeit antwortete er nicht. „Ich bin ein Krieger der Morrigan“, sagte er dann leise.
    Es war keine richtige Antwort, aber es reichte Rose. Sie nickte. Tränen brannten hinter ihren geschlossenen Lidern.
    „Sie zwingt dich dazu, nicht wahr?“
    „Branwen? Ja.“ Er holte einmal tief Luft. „Und nein.“
    „Was bedeutet das?“
    „Branwens

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