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Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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Fluch lastet auf uns beiden, aber die Wahrheit ist: Ich hätte diesen Mistkerlen auch ohne Branwens Hilfe die Kehle durchgeschnitten, wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre. Sie haben versucht, dir Gewalt anzutun.“ Er löste den gesunden Arm von ihrer Schulter und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich würde alles tun, um dich zu beschützen, Rose. Aber wenn du es nicht ertragen kannst, mich hier zu haben, weil du gesehen hast, was ich getan ...“
    Sie legte ihm die Fingerspitzen auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Enora sagte mir, dass Branwens Macht schon für gesunde Männer gefährlich ist. Ich hatte Angst. Angst, dass du nicht lebend zu mir zurückkehrst.“ Und es war diese Angst, das begriff sie in diesem Moment, die das Entsetzen über seine Tat vollständig überlagerte. „Wie geht es dir?“
    Im Licht der Lampe wirkte er noch immer bleich und sehr ausgemergelt.
    „Keine Sorge.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Enora hat dir doch gesagt, dass ich ein zäher Kerl bin.“
    Rose hob eine Hand, berührte zaghaft seine verletzte Schulter. Alan nahm ihre Finger zwischen die seinen und küsste ihre Spitzen.
    „Warum hat sie mich verflucht?“, fragte Rose leise.
    Er zögerte. Dann antwortete er: „Es ist meine Schuld. Alles Schlimme, was dir passiert, ist nur meine Schuld. Ich ...“
    Wieder brachte sie ihn zum Schweigen. „Der Kerl hätte mir Schlimmes angetan“, erinnerte sie ihn. „Du hast es verhindert.“
    Er rückte ein Stück von ihr ab und musterte sie lange, ohne etwas zu sagen.
    Sie berührte ihn an der Stelle, hinter der sein Herz saß. „Antworte mir: Warum hat Branwen uns verflucht?“
    Sein Kehlkopf hob sich ruckartig. „Weil ich etwas getan habe, das sie sehr wütend gemacht hat. Damals. 56 vor Christus.“
    Rose wollte fragen, was er damit meinte, aber eine Erinnerung überrollte sie wie eine Vision ...
     
    61 v. Chr.
     
    ... das Wasser des Weihers war nicht tief an der Stelle, an der sie standen. Mit einer weit ausholenden Bewegung spritzte Alan ihr Wasser mitten ins Gesicht.
    „Du Mistkerl!“, rief sie lachend, dann warf sie sich auf ihn, riss ihn um, und gemeinsam tauchten sie unter. Für einige Augenblicke waren sie umgeben von grüner, tiefer Stille. Sie konnte Alans Augen sehen, den Blick, mit dem er sie durch das klare Wasser hindurch ansah. Und in diesem Augenblick geschah etwas mit ihrem Herzen. Es fühlte sich an, als zerspringe ein Band, das sie die ganze Zeit darum getragen und nicht bemerkt hatte.
    Sie brach durch die Wasseroberfläche. Alans Hände lagen um ihre Taille. Prustend kam auch er hoch, stellte sich hin. Ihre Blicke waren wie aneinandergefesselt.
    Roses Herz begann zu pochen. Zögerlich näherte sich Alans Gesicht dem ihren. In seinen Augen stand eine stumme Frage, eine Frage, die sie nicht beantworten musste. Sie ließ es zu, dass er ihr Gesicht in beide Hände nahm. Und dann berührten sich ihre Lippen ...
     
    1888
     
    Rose keuchte auf.
    „Was ist?“ Alan musterte sie erschrocken, aber sie lächelte ihm beruhigend zu.
    „Ich glaube, ich habe mich eben an den Augenblick erinnert, in dem ich mich in dich verliebt habe“, sagte sie.
    Seine Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln, aber gleichzeitig schloss er die Augen. „Im Weiher?“, fragte er. „Ich habe dich nass gespritzt und dann haben wir uns geküsst. Es war das erste Mal, dass du es erwidert hast.“
    Sie nickte.
    Er hatte die Augen noch immer geschlossen. Das Lächeln auf seinem Gesicht verblasste so schlagartig, dass Rose im ersten Moment nicht wusste warum. Dann begriff sie, dass diese unschuldige Szene im Weiher, an die sie sich eben erinnert hatte, der Grund für Branwens Zorn war.
    Ich habe etwas getan, das Branwen sehr wütend gemacht hat.
    Das hatte er gesagt.
    „Sieh mich an“, bat sie, und das tat er. Sie begegnete seinem Blick, hielt ihm stand, obwohl es ihr schwerfiel. „Halt mich fest“, flüsterte sie dann. „Die ganze Nacht lang.“
    Auch das tat er, und er verscheuchte damit die Erinnerung an die Outlaws. Als Rose einschlief, träumte sie erneut, aber diesmal war es ein anderer Traum. Sie sah sich an einer offenen Terrassentür stehen, ein weißer Vorhang bewegte sich im leichten Luftzug hin und her, und als er zur Seite wehte, stand Alan vor ihr. Sein Blick lag fest auf ihrem Gesicht, und bevor sie sichs versah, trat er vor sie hin, hob sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. Seine Miene war gleichzeitig hungrig und

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