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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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lediglich Fortunata mit sich zum Eingang und folgte ihm nicht hinein. Und jetzt schien dieses Mitziehen in der Tat eine finstere Bedeutung anzunehmen, eine Sache auf Leben und Tod zu sein. Cadfael bewegte sich, die Pferde führend, ein wenig näher heran.
    Hugh war wieder aus dem Schuppen herausgekommen, noch immer um sich schauend, noch immer neugierig. Er passierte das eng beieinanderstehende Paar und ging hinunter zum Ufer des Flusses, wo die mit Netzen bespannten Rahmen im Wasser lagen. Jevan folgte, hielt aber nach wie vor Fortunatas Arm und drückte sie fest an sich. Frauen gehen an der linken Seite des Mannes, damit sein rechter Arm frei ist, um sie zu verteidigen, sei es mit der Faust oder mit dem Schwert.
    Jevan hielt Fortunata so fest an seine linke Seite gedrückt, damit sie in Reichweite seines Messers war, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sah. Oder war das Messer für ihn selbst bestimmt?
    Elave hatte, wie die Reiter, den Weg durch die Stadt genommen, über die eine Brücke hinein und über die andere wieder hinaus, nach der anfänglichen Erregung nicht mehr wie ein Wilder rennend, sondern stetig laufend in einem Rhythmus, von dem er wußte, daß er ihn beibehalten konnte. Von früher her kannte er den kürzesten Weg durch Frankwell und flußaufwärts bis zu der Biegung, an der die Strömung stark war und ein tiefes Bett gegraben hatte. Als er über die Kuppe gekommen war und einen Blick auf den einsamen Schuppen hinabwerfen konnte, hoch genug auf den Abhang gebaut, daß ihn, außer in einem sehr schlimmen Jahr, das Frühlingshochwasser nicht erreichte, blieb er, von den Bäumen verdeckt, kurz stehen, um die Szene unter sich zu betrachten und wieder zu Atem zu kommen, während er sich ein Urteil bildete.
    Und da standen sie, unmittelbar vor der Tür der Werkstatt, die sich in dem stromauf gelegenen Ende des Schuppens befand. An den kleinen Strudeln aus der Wasseroberfläche konnte er die netzbespannten Rahmen im Fluß erkennen; sie lagen an einer Stelle, an der das erhöhte Ufer eine Möglichkeit zum Verankern bot. Und vor der weit offenen Schuppentür die dicht aneinandergedrängten Gestalten Jevans und Fortunatas, ein ebenso trügerischer Hinweis auf Offenheit und Ehrlichkeit, wie die Umarmung von Onkel und Nichte eine Travestie der Zuneigung darstellte. In all den Jahren ihrer Kindheit hatte Jevan sie nie in die Arme genommen, wie Girard es getan hatte, weil es in seiner Natur lag. Er war eine andere Art Mann, zurückhaltend, auf niemanden angewiesen, ein Mann, der nichts davon hielt, zu berühren oder berührt zu werden, selbst wenn er jemanden mochte. Auf seine kühle, spöttische Art war er ihr ein freundlicher Onkel gewesen, bestimmt hatte er sie gemocht, aber ohne jede Überschwenglichkeit. Und was war sie jetzt? Seine Geisel? Sein Schutz, wenigstens für eine kurze Weile? Wenn es nichts gab, das sie gegen ihn vorbringen konnte, wenn er ihrer sicher war, weshalb mußte er sie dann so fest an sich drücken? Hätte sie neben ihm gestanden, so hätte sie ihm besser helfen können, den Anschein des Normalen zu erwecken und den Sheriff zumindest für heute loszuwerden. Er hielt sie fest, weil er sich ihrer nicht sicher war, er mußte sie mit seinem Griff ständig daran erinnern, daß er sich, wenn sie ein falsches Wort sprach, an ihr rächen konnte.
    Elave schlich in der Deckung der Bäume, die sich in einer langen, schmaler werdenden Kurve bis ans Flußufer hinabzogen, ein Stück weiter stromaufwärts und duckte sich, etwa fünfzig Meter vom Ufer entfernt, ins Gebüsch. Er war jetzt näher herangekommen; er konnte die Stimmen hören, verstand aber nicht, was sie sagten. Zwischen ihm und der Gruppe an der Tür stand Bruder Cadfael mit den Pferden, der sich nach wie vor im Hintergrund hielt. Und es war alles Theater, das sah Elave jetzt, ein Theater, das den Anschein erwecken sollte, als wäre alles in Ordnung. Nichts durfte es stören; ein zu offenes Wort, eine bedrohliche Bewegung konnten eine Katastrophe auslösen. Sogar ihre Stimmen klangen beiläufig, als ob Bekannte auf der Straße die trivialen Neuigkeiten des Tages austauschten.
    Er sah, wie Hugh in die Werkstatt hineinging, und auch, daß Jevan Fortunata nicht losließ, um ihm zu folgen, sondern draußen stehenblieb. Er sah, wie der Sheriff wieder herauskam, munter und lächelnd, an den beiden vorüberging und Jevan mit einer Handbewegung bedeutete, ihn zum Fluß zu begleiten; aber als sie ihm folgten, taten sie es wie eine Person. Dann

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