Der Ketzerlehrling
Wahnsinniger auf den Schuppen zu. Hugh schrie ihm nach: »Halt! Ihr könnt nichts tun!« und rannte hinter ihm her, aber Jevan nahm nichts wahr außer der Wolke aus Feuer und Rauch, die den Sonnenuntergang verdunkelte und das Rosa und Blaßgold des Himmels schwärzte. Er rannte an der flußwärts gelegenen Wand des Schuppens entlang und durch den wogenden Rauch, der aus der Tür herausquoll.
Elave, der gerade rechtzeitig um die andere Ecke des Schuppens kam, um ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, erblickte eine grauenhafte Maske mit offenem, schreiendem Mund und irren Augen, bevor sich Jevan, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten, in die erstickende Dunkelheit stürzte.
Elave ergriff sogar seinen Ärmel, um ihn an dieser Wahnsinnstat zu hindern, doch Jevan fuhr herum und versetzte ihm einen Hieb ins Gesicht. Gleichzeitig schossen zwischen ihnen Flammen hoch und trieben sie auseinander. Als Elave zurücktaumelte und ins Gras fiel, sah er, wie ein Windstoß den Rauch einen Augenblick lang beiseite wehte. Er hatte einen ungehinderten Blick ins Innere des Schuppens und mußte mit ansehen, was drinnen vorging.
Jevan war durch den Rauch hindurchgestürmt und auf den langen Tisch gestiegen, und jetzt langte er hoch, streckte beide Arme bis zu den Ellenbogen in das brennende Stroh über seinem Kopf, griff nach etwas, das er dort versteckt hatte. Er hatte es, zerrte daran wie ein Besessener, um es in die Arme zu bekommen, gepeinigt von den Schmerzen in seinen verbrannten Händen. Dann sah es aus, als stürzte die Hälfte des brennenden Strohs in einer gewaltigen Flammenexplosion auf ihn herab, und er verschwand mit einem langgezogenen Wut-und Schmerzensschrei in einer blendenden Feuerrose.
Elave kam vom Boden hoch und eilte, die Arme schützend vors Gesicht gelegt, auf den Schuppen zu. Auch Hugh rannte atemlos heran, kam aber nicht weiter als bis zur Schwelle. Die Hitze trieb sie beide zurück, hustend und nach Luft ringend.
Und plötzlich stürmte eine geschwärzte Gestalt mit einem Kometenschweif aus Rauch und Funken an ihnen vorbei, mit brennenden Haaren und Kleidern, etwas Verhülltes, Formloses in den Armen, das er leidenschaftlich und schützend an sich drückte. Er heulte mit leiser, dünner Stimme, wie der Winterwind in Tür und Kamin. Sie sprangen vor, um ihn aufzuhalten, wollten versuchen, die Flammen auszuschlagen, aber er war zu ungestüm und zu schnell. Er rannte den Abhang hinunter, eine lebende Fackel, und landete mit einem weiten Sprung in der Strömung. Der Severn zischte und spie, und Jevan war verschwunden, wurde flußabwärts getragen, an seinen eigenen Netzen und Häuten vorbei, vorbei an Fortunata, stumm und starr vor Entsetzen in Cadfaels Armen, die reißende Strecke des Flusses hinab, um an einer Stelle mit langsamerer Strömung und niedrigerem Wasser, dort, wo der Severn seine Schleife um die Stadt legte, an Land geschwemmt zu werden.
Fortunata sah, wie er vorbeitrieb, sich mit der Strömung drehte und bald dem Blick entschwunden war. Seine Arme umklammerten das verhüllte Bündel, für das er gemordet hatte und um dessentwillen er jetzt starb.
Es war vorbei. Man konnte nichts mehr tun für Jevan von Lythwood, nichts für seinen geschwärzten, lodernden Besitz.
Man konnte ihn nur niederbrennen lassen. In der Nähe gab es nichts, auf das das Feuer hätte übergreifen können, nur die leere Wiese. Worauf es jetzt ankam, für Hugh ebenso wie für Cadfael, war, die beiden vor Schock sprachlosen Seelen sicher zurückzugeleiten in eine reale Welt mit vertrauten Dingen, selbst wenn es für die eine die Rückkehr in einen entsetzten und trauernden Haushalt sein mußte und für die andere die Rückkehr in eine steinerne Zelle und zu einer drohenden Verurteilung. Hier und jetzt war alles, was Fortunata sagen konnte, immer und immer wieder: »Er hätte es nicht fertiggebracht, mir etwas anzutun – er hätte es nicht fertiggebracht!« und schließlich, nach vielen Wiederholungen, fast unhörbar: »Oder doch?«
Und aus Elave war vorerst nichts herauszubringen als der entsetzte Protest: »Das habe ich nicht gewollt! Wie hätte ich das ahnen können? Wie hätte ich das ahnen können? Das habe ich nicht gewollt!« Und schließlich sagte er in einer Art Wut über sich selbst: »Und wir wissen nicht einmal, ob er überhaupt etwas verbrochen hat, selbst jetzt wissen wir es noch nicht!«
»Doch«, sagte Fortunata, sich aus ihrer Erstarrung befreiend.
»Ich weiß es. Er hat es mir gesagt.«
Aber das
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