Der Killer im Lorbeer
Platz. Harold Escroyne, Earl of Sutherly . Sie hob die Augenbrauen, als wollte sie sagen: »Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
Ich erfuhr, dass Debbie eine Sommerparty besucht hatte, bei der ein junger Mann im Weiher ertrunken war. Man hatte bei seinem Tod Gewaltanwendung festgestellt. Mehrere junge Leute hatten ihn, angeblich aus Spaß, so lange unter Wasser gehalten, bis er nicht mehr hochkam. Aus den Zeugenaussagen hatte sich der Verdacht ergeben, dass Debbie dabei mitgemacht habe. Sie gab zwar zu, auf der Party gewesen zu sein, behauptete aber, sie vor dem verhängnisvollen Badespaß verlassen zu haben. Die Kommissarin verlangte ein Alibi.
Bis heute weiß ich nicht, weshalb ich so reagierte, wahrscheinlich um Debbie zu imponieren. Ich behauptete, sie sei mit mir zusammen gewesen. Auch wenn sie mich eigenartig musterte, nahm sie meine Hilfe dankbar an.
Ich hatte nicht mit Rosys detektivischem Geschick gerechnet. Es dauerte keinen Tag, bis sie mich der Lüge überführte und bewies, dass Debbie zum bewussten Zeitpunkt auf der Party gewesen war. Es sollte zu einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung kommen. Es war eine andere Bemerkung von mir, die die Einstellung des Verfahrens begünstigte. Ich erwähnte, dass Debbie extrem wasserscheu sei. Hat ein Gewässer nicht wenigstens 25 Grad, will sie nicht hinein.
Aus Debbie und mir wurde nie ein Paar, die dritte Begegnung mit Rosemary zeigte aber Folgen. Obwohl sie mich als Lügner überführt hatte, ließ sie sich auf eine Verabredung ein. Mein Gefühl am Strand von Weymouth hatte mich nicht getäuscht. Zwischen uns tat sich mehr auf, als man auf den ersten Blick erklären konnte. Einen Mann namens Rupert gab es damals nicht mehr in ihrem Leben. Er war aus ihrer Wohnung ausgezogen und hatte die Muschelsammlung zurückgelassen.
Als Rosemary mich zu sich nach Hause einlud, bekam ich die kleinen Wundergebilde zu sehen. Auf Fensterbänken, in Buchregalen, sogar auf dem Küchentisch hatte sie Sandbetten angelegt, in denen die Muscheln als Spiralen lagen, in Kurven oder Reihen. Ihr kam es auf die Farben an. Eine Muschelwelt konnte in zartem Grün beginnen, wurde allmählich ocker, bis sie in dunklem Graublau endete.
»Ich weiß nicht, warum ich das mache«, sagte Rosy.
»Weil es schön ist«, antwortete ich. Das schien sie besonders zu freuen.
Unsere erste Umarmung begleitete sie mit den Worten: »Küss mich, du Lügner.«
Ich halte im Pumpen inne, der Druck ist hergestellt. Ich schnalle mir den Behälter auf den Rücken, betrete den Lorbeergarten und richte die Spritze auf den vordersten Strauch. Langsam bewege ich die Düse auf und ab, beobachte, wie bläuliche Flüssigkeit die Insektenbrut überzieht, wie es von den Blättern tropft und sich der feine Geruch des Pestizids in die Luft erhebt. Normalerweise finde ich den Geruch unangenehm, diesmal wird er zum Ausdruck meiner Hoffnung, dass der chemische Kampfstoff die geflügelte Laus ausrotten wird. Mit der Entschlossenheit eines Exekutors dringe ich tiefer und tiefer in den Lorbeerwald ein.
Rosemary drückt auf die Klingel neben dem Namen Black. Darunter befindet sich das Schild von Dr. Rogers.
»Was wollte Arthur eigentlich beim Internisten?«
»Das geht dich nichts an«, antwortet sie freundlich. Der Summer ertönt, sie betreten das Haus.
Die Blacks sind auf den Besuch der Ermittler vorbereitet und warten an der Tür im ersten Stock.
»Ist Alice da?«, fragt Ralph, nachdem sie sich bekannt gemacht haben.
»Nein.« Vater Black ist ein schwerer Mann mit wuchtigen Schultern und dicken Beinen, die kaum in die Anzughose passen. Obwohl er wie ein Lastkraftwagenfahrer wirkt, trägt er Hemd und Krawatte. »Wir wollen das nicht. Wir möchten Alice die Aufregung ersparen.«
»Sie weiß noch nichts von Miss Perrys Tod«, erklärt seine Frau, eine runde Schönheit mit geröteter Haut.
Die Ermittler folgen den beiden ins Wohnzimmer. Das ist eine Welt, in der Rosy sich auskennt. Die Tapete ornamental, die Gardine Wolkenstore, die Schrankwand Eiche furniert. Das falsche Feuer im Kamin kann dem heiklen Teppich nichts anhaben. Die Einrichtung könnte genauso gut bei Rosys Eltern stehen, auch bei ihrer Schwester oder der angeheirateten Cousine. Man hat es zu etwas gebracht, sagt die Einrichtung, es ist kein Luxus, nur gemütlich. Rosy fühlt sich zu Leuten hingezogen, die so wohnen. Ein Sessel aus dem 16. Jahrhundert mag kostbar sein – er ist auch unbequem, hat sie von mir gelernt. Sie akzeptiert, dass ich
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