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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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gezüchtetes Gehölz einverleiben zu können. Ich setze Massenvernichtungswaffen ein.
    Ich habe die Spritzdüse erneuert, den Schlauch und das Rohr durchgespült, habe zweieinhalb Gallonen Wasser in den Behälter gefüllt. Dieser Menge sind drei Pellets des Pflanzenschutzmittels beizugeben. Ich trage keinen Schutzanzug, sondern meine ältesten Sachen, die anschließend in die Wäsche kommen. Neben Schutzbrille und Atemmaske habe ich den alten Hut meines Vaters aufgesetzt. Mit dem Ding auf seinem Kopf schuftete der 35. Earl bei jedem Wetter im Garten, solange der Krebs es ihm erlaubte. Als er selbst für leichte Arbeiten zu schwach war, begann die Zeit meiner Initiation.
    Ich bin kein geborener Gärtner. Bis zu meinem 18. Lebensjahr interessierte mich die Pflanzenwelt wenig. Der Sterbenskampf meines Vaters änderte das. In seinen letzten Monaten saß er im Rollstuhl, zugedeckt mit einem Plaid, und erklärte, wie die Rosen mit Kuhdung zu bedecken seien, um sie vor Winterfrost zu schützen, dass man die verblühten Fliederdolden abschneiden muss, damit der Strauch kräftiger austreibt. Ich befolgte seine Anweisungen, weniger um des Gartens willen, sondern weil ich viel Zeit mit dem sterbenden König verbringen wollte. Verschwand die Sonne hinter den Hügeln, und wurde alles in Grau getaucht, saß auch der Earl grau und müde da. Wegen der vielen Stufen musste ich ihn aus dem Stuhl heben und auf sein Zimmer tragen. Wir wussten beide mit der körperlichen Nähe nicht umzugehen und vermieden, uns anzusehen. Mit den Wochen spürte ich, wie er immer leichter wurde. Nach seinem Tod blieb mir der Garten als Vermächtnis. Es war Pflicht und Liebe gleichermaßen, das Werk meines Vaters fortzusetzen.
    Ich schließe die Spritze und ziehe den Hebel hoch. Auf und ab pumpe ich, bis genug Druck entsteht, um das Gift auf den Lorbeer auszubringen.
    »Wenn es um die Verteidigung meiner Freunde geht, bin ich zum Äußersten bereit.«
    Vaters Hut auf dem Kopf, kommt mir Debbie in den Sinn. Deborah Macmillan und ich kennen uns von Kindesbeinen an. Es gab Zeiten, da war ich in sie verliebt. Selten muss ich in meiner Eigenschaft als 36. Earl gesellschaftliche Pflichten übernehmen. Ich vermeide es tunlichst. Trotz seiner Erkrankung ging Dad mit gutem Beispiel voran. Er weihte Bibliotheken ein, ließ sich zum Ehrenvorsitzenden des Verschönerungsvereines küren und stellte unseren Namen für manchen guten Zweck zur Verfügung. Außer dem Namen konnte er nichts mehr zur Verfügung stellen. Nach seinem Ableben wandte ich den Bankrott von unserer Familie nur dadurch ab, dass ich große Teile von Sutherly zusperrte. Sie waren nicht länger zu erhalten. Ich einigte mich mit der Stadtverwaltung, das Schloss als Ruine zu deklarieren, und zog mich, quasi als Kastellan, in die drei letzten bewohnbaren Zimmer zurück.
    Auch wenn ich von meinem Titel keinen Gebrauch mache, komme ich als Escroyne nicht um das alljährliche Treffen der Adelsfamilien von Gloucestershire herum. Die Begegnungen sind weniger langweilig als befürchtet, gut gelaunte Herren mittleren Alters berichten von ihren Auftritten im Oberhaus. Zugleich ruft mir das Jahrestreffen in Erinnerung, wie wenig mich mit diesen Leuten verbindet.
    Bei der Veranstaltung vor drei Jahren war gerade der zweite Gang serviert worden, Kalbsbries auf Mangoldgemüse, der Herzog von Tyrie erhob sein Glas. Da betraten unangemeldet eine Frau und ein Mann den Dinner Room des Trevelgar’s Club . Die Frau war die rotbraun gelockte Beamtin, die ich am Strand von Weymouth beim Muschelsuchen beobachtet hatte. Sie entschuldigte sich für die Störung, wies sich als Detective Inspector aus und fragte, ob Deborah Macmillan unter den Anwesenden sei. Debbie saß neben ihrem Vater, dem Lord von Roxburghe. Er war der älteste Freund meines Vaters und hatte Dad an seinem letzten Tag besucht.
    »Was wollen Sie von meiner Tochter?«, fragte der Lord mit dünner Stimme.
    Die Kommissarin ersuchte, Deborah sprechen zu dürfen. Ich bemerkte, dass Debbie blass wurde. Sie bat die Gesellschaft um Entschuldigung und ging zur Tür. Ihr Vater und ich folgten ihr nach draußen.
    »Was wollen Sie?«, fragte der Detective, als ich an ihr vorbeikam. In diesem Augenblick erkannte sie mich wieder. »Ach, Sie sind das?« Ihr Ton wurde eine Spur freundlicher.
    »Mein Name ist Harold Escroyne. Ich bin mit Lord Macmillan und seiner Tochter befreundet. Darf ich fragen –?«
    »Escroyne?« Sie warf einen Blick auf das Namensschild an meinem

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