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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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mein viktorianisches Sofa nicht auf den Sperrmüll werfen will, insgeheim wünscht sie sich eine Kuschelcouch aus dem Möbelcenter.
    Auf die Einladung von Mrs Black hin nimmt Rosy Platz. »Hübsch haben Sie es hier.«
    »Danke.«
    »Sie sind Versicherungsvertreter?«
    »Mein Büro ist hier in der Wohnung«, antwortet Black. »Ich bin quasi die Zweigstelle meiner Gesellschaft in Trench.«
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten, Saft, Tee?«, fragt seine Frau.
    »Im Augenblick nicht.«
    »Beim Süßen bedienen Sie sich bitte.« Mrs Black schiebt einen hübsch angerichteten Teller näher.
    Rosy halbiert einen Scone. »Selbst gemacht?«
    »Sie macht die besten.« Mr Black lächelt.
    »Wo ist Alice zurzeit?« Ralph rührt das Süße nicht an.
    »Bei meiner Mutter.« Mrs Black legt die Handrücken auf ihre Wangen, sie spürt die Hitze.
    Rosy bemüht sich, Krümel zu vermeiden. »Wie machen Sie das, seit Sie Alice aus dem Kindergarten genommen haben?«
    »Es war eine Odyssee, das dürfen Sie mir glauben. Mama kann nicht immer einspringen.«
    »Arbeiten Sie selbst auch?«
    »Halbtags, beim Friseur. Ich mag den Job. Außerdem, den ganzen Tag nur das Kind, das könnte ich unmöglich –«
    Rosy sucht etwas für die Finger, Mrs Black gibt ihr eine Serviette.
    »Es ist schwierig, ein behindertes Kind in einer Kleinstadt in die richtige Fürsorge zu geben«, sagt ihr Mann.
    »Welche Verletzungen hat Alice denn davongetragen?«, fragt Rosy einfühlsam.
    »Eine Beckenfraktur. Beide Hüftgelenke waren gebrochen. Sie hatte innere Blutungen. Es stand auf Messers Schneide, ob sie durchkommt.«
    »Wie sieht ihre Therapie aus?«
    »Während der ersten Zeit wurde das Becken äußerlich stabilisiert. Nachdem die Ärzte die inneren Verletzungen im Griff hatten, wurde operiert.« Mr Black senkt das Kinn auf die Brust. »Sie hatte mehrere Operationen. Sie hat sehr gelitten.«
    »Das muss schlimm für Sie gewesen sein.«
    »Es war die Hölle«, nickt Mrs Black.
    »Auf dem Röntgenbild sind so viele Platten und Schrauben zu sehen, unglaublich, dass Alice überhaupt wieder laufen kann. Dann die Physiotherapie, das Unterwassertraining, die vielen winzigen Schritte, bis es besser wurde.«
    »Entschuldigung.« Mrs Black steht unvermittelt auf. »Ich bin gleich wieder –« Sie läuft hinaus.
    »Es hat sie krank gemacht«, erklärt ihr Mann. »Meine Frau muss Pillen schlucken. Meine Tochter ist für ihr Leben gezeichnet.«
    Wie ein Turm kommt der wuchtige Mann hoch und steht auf.
    »Ich zeige Ihnen etwas.«
    Er holt einen Bilderrahmen von der Anrichte. Er funktioniert elektronisch und wechselt alle paar Sekunden das Motiv. Man sieht ein kleines Mädchen mit hellem Haar. In einem Feenkostüm umtanzt es eine Gruppe Kobolde. Rosy hat ihre Nichten in Schulaufführungen bewundert, es ist rührend und komisch zugleich. Das letzte Bild zeigt Alice in einem Fluggurt über der Bühne schweben.
    »Sie träumte vom Fliegen.« Black hält den Rahmen in seinen groben Händen. »Heute schleppt sie sich als Krüppel durchs Leben.«
    »Aber Sam.« Seine Frau steht in der Tür, ein Glas Wasser in der Hand. »Alice ist kein Krüppel.«
    »Jetzt ist sie noch ein Kind, das sich mühsam bewegt. Aber wenn sie als Teenager einen Partner für den Schulabschlussball sucht, wer wird sich dann für das hinkende Mädchen interessieren?«
    Seine Frau setzt sich. »Die Medizin macht ständig Fortschritte.«
    »Miss Perry hat Sie einmal hier besucht, nicht wahr?«, fragt Ralph. »Was wollte sie von Ihnen?«
    Mr Black braucht einen Moment, sich von dem Bild zu trennen. »Sie wollte uns austricksen.«
    Seine Frau hebt beschwichtigend die Hand. »Das kann man so nicht sagen. Sie hat die hübschen Blumen mitgebracht.«
    »Alles Taktik. Damals standen unsere Chancen bei Gericht recht gut.«
    »Sie meinen, Miss Perry wollte Sie dazu bringen, Ihre Klage zurückzuziehen?«
    »Klar. Sie hatte Schiss, Schmerzensgeld zu zahlen«, antwortet Black derb. »Darum hat sie es auf die menschliche Tour versucht.«
    »Sie wollte sich entschuldigen«, wirft seine Frau ein.
    »Weißt du nicht mehr, wie sie auf die Tränendrüse drückte?«
    »Haben Sie Miss Perry in die Wohnung gebeten?«
    »In den Flur. Die Patienten von Doktor Rogers sollten das Gewinsel der raffinierten Person nicht mitkriegen. Dort draußen stand sie, mit ihrer braven Frisur und dem harmlosen Lächeln. Ich habe ihr von Anfang nicht geglaubt.«
    »Wie ging es Ihnen dabei, Mrs Black?« Rosy setzt sich zu der Ehefrau auf die

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