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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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presst die Kiefer aufeinander und greift nach einer Tüte. »Wollen wir hineingehen?«
    »Ich mache das schon.« Ralph ist angetrabt und packt die restlichen Einkäufe.
    Mrs Gaunt verschließt den Wagen per Fernbedienung.
    Im Haus zeigt sie den Polizisten die Küche. »Lassen Sie die Sachen einfach stehen.« Sie will weiter ins Wohnzimmer.
    »Warum bleiben wir nicht hier?« Rosy hebt den Karton auf die Anrichte.
    »Wenn Ihnen das nichts ausmacht.« Die andere hängt den Stock über die Lehne und setzt sich.
    »Darf ich fragen, Mrs Gaunt, haben Sie eine Gehbehinderung?«
    »Nein. Mich strengt nur alles schneller an als andere.« Die Frau lächelt traurig. »Eigentlich benutze ich den Stock nur zur Sicherheit.«
    »Ein schönes altes Stück.«
    »Er stammt von meinem Vater.« Gedankenverloren streicht sie über den Knauf aus Silber, der in eine Hundeschnauze ausläuft. »Er war mir auch immer eine Stütze.«
    »Wann ist Ihr Vater gestorben?«
    »Er lebt.« Ein eigentümlicher Blick. »Aber seine Demenz ist so weit fortgeschritten, dass er mich nur noch in seltenen Momenten erkennt.« Ihre Stirn und Wangen wirken mit einem Mal noch bleicher. »Es gibt viel, was ich Papa noch sagen wollte.« Sie legt die Hand an die Schläfe. »Bitte berichten Sie jetzt von Harriet.«
    »Hat Ihr Mann Ihnen erzählt, was passiert ist?«
    »Nur dass sie starb. Sie ist gestürzt, nicht wahr?« Ihr ängstlicher Blick.
    Rosy nickt. »Wann haben Sie zuletzt mit ihr gesprochen?«
    »Erst gestern.«
    »Wann?«
    »Abends.«
    »Worüber haben Sie geredet?« Ralph sortiert Lebensmittel aus, die in den Kühlschrank müssen.
    Mrs Gaunt senkt die Lider. »Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden, Inspector. Mein Mann hat mir von Ihrer Unterredung erzählt. Sie sprachen über Miss Perry, Sie sprachen über den erotischen Ausflug meines Mannes.«
    »Erotischer Ausflug?« Ralph verstaut das Gemüse. »Ist das Ihre Bezeichnung für tolerierten Ehebruch?«
    Offen begegnet Mrs Gaunt seinem Blick. »Ja, Mr Bellamy. So spreche ich darüber. Müssen wir erst Ihre moralischen Barrieren überwinden, oder wollen Sie mir konkrete Fragen stellen?«
    Insgeheim bewundert Rosy, wie deutlich die blasse Frau Ralphs Attacke pariert. »Sie verstehen bestimmt, dass wir die besondere Abmachung, die Sie und Ihr Mann getroffen haben, genauer beleuchten müssen.«
    »Weshalb?«
    »Immerhin ist Miss Perry tot.«
    »Was hat unsere Abmachung mit ihrem Tod zu tun?«
    Rosy wartet auf eine Einladung, sich zu setzen. »Ihr Mann und Miss Perry hatten eine Affäre.«
    »Die er mir nicht verheimlicht hat.«
    »Ich war der Meinung, erst Mrs Lancaster hätte Sie aufgeklärt, dass zwischen den beiden etwas läuft.«
    »Stimmt. Harriet war in diesem Punkt sehr indiskret. Das habe ich ihr auch vorgeworfen.«
    »Sie wussten also bereits vorher von dem Verhältnis?«
    »Ich habe es vermutet.«
    »Weswegen?«
    »Edward und ich vermeiden es, über diese Dinge zu sprechen. Aber wenn plötzlich eine Studentin häufig in seiner Gesellschaft auftaucht, wenn er mich sogar bittet, ihr einen Job zu besorgen, weiß ich Bescheid.«
    »Kam das häufig vor?«
    Statt einer Antwort sagt Mrs Gaunt: »Entschuldigung, ich vergesse schon wieder, Ihnen etwas anzubieten. Nehmen Sie doch Platz.« Ohne Hilfe ihres Stockes geht sie zum Herd und setzt Wasser auf.
    »Hatte Ihr Mann mehrere Affären ähnlich wie die mit Miss Perry?« Rosy setzt sich.
    »Das weiß ich nicht.« Mrs Gaunt dreht sich um. »Es ist Teil unserer Abmachung. Ich will nichts wissen.«
    Rosemary fährt sich durchs Haar. »Verzeihen Sie, Mrs Gaunt, halten Sie mich für altmodisch, aber ich kann mir diese Abmachung einfach nicht vorstellen. Was haben Sie beispielsweise an Abenden empfunden, wenn Sie wussten, Edward trifft sich mit einer anderen Frau?«
    Mrs Gaunt hält sich kerzengerade aufrecht. »Er brauchte das. Und ich habe es ihm gegönnt.«
    » Brauchte es? Ist das nicht die übliche Ausrede von Männern, die fremdgehen wollen?«
    Ein Blick zwischen den Frauen. »Für mich bedeutet es nicht mehr, als ob er ins Fitnesscenter geht, sich ein bisschen austobt und müde und erleichtert wieder heimkommt.«
    »Niemals Eifersucht? Keine peinlichen Szenen, wenn Sie irgendwelche Andenken von Frauen in seiner Wäsche fanden?«
    Mrs Gaunt öffnet einen Schrank. »Edward und ich haben einander geschworen zusammenzubleiben. Bis dass der Tod uns scheidet. Das funktioniert nur, wenn man Kompromisse macht. Einschneidende Kompromisse. Tee oder

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